Flüstert es leise, aber die Präsenz-Jugendarbeit ist wieder da. Nach mehr als einem Jahr der Unterbrechung, des ständigen Wandels und des uns immer wieder unter den Füßen weggezogenen Bodens, haben wir Jugendleiter:innen echten Grund zu glauben, dass die Rückkehr zur Arbeit in Person nun schnell und dauerhaft sein wird. Wir haben viel gelernt und tragen einige Narben mit uns herum. Ach, und wie sehr haben wir die Möglichkeit vermisst, junge Menschen an einem physischen Ort zu versammeln und ihnen dabei zu helfen, etwas Hoffnung, Sinn und Zugehörigkeit in einer Welt zu finden, der es oft an allen drei Dingen mangelt.

Es gibt und gab reichlich Gelegenheiten, all das zu thematisieren (dürfen wir euch wärmstens die Fülle an Videoinhalten (englisch) empfehlen, die bei der jüngsten Renew Normal Veranstaltung von Youthscape aufgezeichnet wurden?) – aber jetzt ist es Zeit, praktisch zu werden. Plötzlich wird die Freude, die wir bei der Aussicht auf eine Rückkehr zu persönlichen Treffen empfinden, von einem schleichenden Gefühl der Verunsicherung überschattet. Wir gehen nicht einfach »zurück zur Normalität«. Wir müssen jetzt durch einige unruhige neue Gewässer der sozial distanzierten, nicht ganz normalen Jugendarbeit auf Abstand navigieren. Hier sind fünf Dinge, an die ihr denken solltet, wenn ihr neue Pläne schmiedet. Hoffentlich ist es eine hilfreiche Liste von Dingen, die man priorisieren sollte, während man die Schachtel mit Süßigkeiten entstaubt und dem Herrn für die wahnsinnig ungesunden Konservierungsstoffe dankt, die diese Gummischlangen in perfektem Zustand gehalten haben.

Kenne aktuelle Corona-Regelungen und plane den Neustart entsprechend

Was gilt? Regelungen der Corona-Verordnung Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit vom Landesjugendring Baden-Württemberg

Da hast du vielleicht die Nase vorn, aber wenn wir im letzten Jahr etwas gelernt haben, dann, dass nichts von Dauer ist. Stelle also sicher, dass du die neuesten Regelungen überprüft hast und sie in deinem Kontext anwendest. Der Deutsche Bundesjugendring leistet fantastische Arbeit, indem sie ihren Leitfaden ständig aktualisiert – die neueste Version findest du hier. Du kannst auch die Pläne der jeweiligen Landesregierungen für die kommenden Monate finden indem du nach »Landesjugendring + Richtlinien + Name deines Bundeslands« googelst. Corona-Richtlinen vom bayerischen Jugendring findest du hier, und die Corona-Regeln vom Land Baden-Württemberg beispielsweise hier. Denke jedoch daran, dass diese Richtlinien und ihre Interpretationen dazu neigen, sich zu ändern und zu schwanken. Wenn du in einem Umfeld arbeitest, in dem du Zugang zu Beratern hast, dann solltest du auch deren Ratschläge berücksichtigen.

Kümmere dich um dein Team

Wir sind alle auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Maße von der Pandemie herausgefordert worden. Die Realität davon ist vielleicht nicht immer an der Oberfläche sichtbar – einige von uns sind sogar ziemlich geübt darin, vorzugeben, dass »alles in Ordnung« ist. Bevor du also dein Freiwilligenteam einfach wieder zusammentrommelst und von ihnen erwartest, dass sie wieder Vollgas geben, solltest du dir Zeit nehmen, um herauszufinden, ob sie momentan wirklich in der Lage sind, dir zu helfen. Stelle ihnen Fragen, wie: »Wie geht es dir wirklich?« und »Hast du dafür im Moment die Kapazität?« Die Antworten sind vielleicht nicht die bequemsten, aber durch Nachfragen kannst du die psychische Gesundheit und langfristige Leistungsfähigkeit von jemandem schützen. Nimm dir außerdem Zeit, mit und für dein Team zu beten!

Pro-Tipp: Nutze die Beziehungsfragen im MRJ-Newsletter um mit deinem Team im Gespräch über aktuelle Trends in der Lebenswelt von Jugendlichen auf dem neusten Stand zu sein.

Fühle den geistlichen Puls deiner Gruppe

Dieser Punkt ist wirklich für den Kontext der christlichen Jüngerschaft gedacht. Sobald du in der Lage bist, dich mit deinen Jugendlichen zu treffen, versuche so früh wie möglich ein ehrliches Gespräch mit ihnen darüber zu führen, wie der christliche Glaube für sie im letzten Jahr ausgesehen hat. Sofern sie dies nicht als eine Zeit tiefer geistlicher Bereicherung empfunden haben (das werden vermutlich die wenigsten von ihnen sagen), werden sie diese Frage wahrscheinlich erwarten und fürchten, aber stell sie ihnen trotzdem. Du brauchst ein realistisches Bild davon, wo sich die Teenager in deiner Obhut auf ihrem Glaubensweg befinden.

»Vielleicht fühlst du dich unsicher bei Treffen mit Masken oder sozialer Distanz und spürst das Bedürfnis, jede Sekunde eurer gemeinsamen Zeit mit einer sorgfältig durchdachten Aktivität zu füllen. In Wirklichkeit brauchen die Jugendlichen einfach eine Chance, zu Hause anzukommen… und jemanden, der ihnen zuhört.«

Ich weiß, dass die Zeit der Pandemie bei einigen jungen Menschen dazu geführt hat, dass sie den Glauben in den letzten 12+ Monaten völlig auf Eis gelegt haben. Aber anstatt das zu betrauern, sollten wir ihnen helfen, ehrlich dazu zu stehen und dann vorwärts zu gehen. Es hat keinen Sinn, zu einem gemeinsamen Akt des Selbstbetrugs beizutragen, dass wir alle in unseren Verstecken im Lockdown gebetet und Bibeln gelesen haben, wenn das nicht geschehen ist. Und wenn deine Gruppe (oder ein Teil davon) festgestellt hat, dass sie Gott in dieser Zeit näher gekommen ist, dann feiert das gemeinsam!

Stelle fest, wo sich deine Jugendlichen befinden (einschließlich derer, zu denen du den Kontakt verloren hast).

Wenn du am ersten Abend die Türen deines Jugendtreffs öffnest und siehst, dass jedes einzelne Mitglied deiner Jugendgruppe von Anfang 2020 zurückkehrt, dann gehörst du zu einer sehr exklusiven Gruppe. Unser Partner Youthscape hat zu diesem Thema eine Untersuchung in Großbritannien durchgeführt, die aber noch nicht veröffentlicht wurde. Die Resultate deuten darauf hin, dass die meisten von uns mit einem Rückgang von mindestens 30% rechnen müssen, und das kann in den ersten Wochen durchaus noch optimistisch gedacht sein, da einige Jugendliche noch sehr zurückhaltend sind, was das Zurückgehen zu Gruppen außerhalb der Schule angeht. Dies ist leider eine Realität, so schmerzhaft sie auch sein mag. Es ist aber wirklich wichtig, dass wir diejenigen, die nicht zurückgekommen sind, nicht einfach abschreiben. Wenn wir an das berühmte Gleichnis vom verlorenen Schaf denken, müssen wir uns daran erinnern, denjenigen nachzugehen, die verloren gegangen sind.

Wie tun wir das ganz praktisch? Eine Möglichkeit besteht darin, zunächst mal die Namen aller dir bekannten Jugendlichen aufzuschreiben. Versuche in einem zweiten Schritt festzustellen, wo sie sich im Verhältnis zu deiner Gruppe befinden. Ein Diagramm, das dir dabei helfen kann, findest du in der neuen (englischen) Ressource Renew Normal. Es ist wichtig, nicht nur die Abwesenden zu erfassen, sondern auch zu versuchen, den Grad des Engagements, der Zufriedenheit und der Zugehörigkeit derjenigen heraus zu spüren, die teilnehmen. Geh nicht einfach nicht davon aus, dass ein:e Jugendliche:r immer dabei bleiben wird, nur weil er/sie zu deiner Gruppe zurückgekommen ist.

Schaffe Raum zum Reden – und Zuhören!

Einige Jugendliche werden eine Gelegenheit brauchen, um über das buchstäbliche Trauma des letzten Jahres zu sprechen und es zu verarbeiten. Andere werden dir weniger abverlangen und bekommen diese Unterstützung vielleicht von anderen Quellen. So oder so, pack dein Programm in den ersten Wochen nicht zu voll. Vielleicht fühlst du dich unsicher bei Treffen mit Masken oder auf Abstand wegen der Corona-Regelungen und spürst das Bedürfnis, jede Sekunde eurer gemeinsamen Zeit mit einer sorgfältig durchdachten Aktivität zu füllen. In Wirklichkeit brauchen die Jugendlichen einfach eine Chance, nach Hause zu kommen. Vielleicht hast du auch das Gefühl, dass du viele Ratschläge geben musst, aber versuche, dieser Versuchung zu widerstehen. Alles, was viele Jugendliche im Moment brauchen, ist jemand, der ihnen zuhört.

Es wird natürlich viele andere Dinge geben, die zu berücksichtigen sind, wenn wir zum Wiederanlauf der Jugendarbeit kommen. Aber es scheint mir, dass die wichtigsten Dinge, die man priorisieren muss, alle die Schaffung eines sicheren Raums beinhalten, in den die Jugendlichen zurückkehren können. Natürlich, sicher in Bezug auf die praktischen Anforderungen, aber auch in dem Sinne, dass sie wieder gekannt, gehört und geliebt werden. Alles andere wird folgen, wenn wir damit beginnen, behutsam und von Gebet begleitet, wieder Orte echter Gemeinschaft und Fürsorge zu schaffen.

Dieser Artikel wurde von Martin Saunders verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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