Acht Gesprächsthemen
1. Jugendliche meiden professionelle Hilfe und gehen stattdessen in Internetforen
Worum es geht: Eine breit angelegte Jugendstudie untersuchte 2024, unter welchen Umständen Jugendliche nach psychiatrischer Hilfe suchen. Im Rahmen des ProHEAD-Projekts der Uniklinik Heidelberg wurde eine Online-Befragung unter Jugendlichen ab 12 Jahren aus fünf deutschen Regionen durchgeführt. Von den 9.509 Teilnehmern zeigten 1.606 akute und relevante psychische Probleme, wie Depressionen, Essstörungen oder Selbstverletzungsgedanken. Und bald jeder Fünfte der 12- bis 25-Jährigen gab zu, bereits Erfahrungen mit Selbstverletzungen gemacht zu haben.
Warum die Hilfe aus dem Internet Fluch und Segen zugleich ist: Nur etwas über die Hälfte der betroffenen Jugendlichen suchte jemals Hilfe, wobei informelle Hilfequellen (52%) deutlich häufiger genutzt wurden als professionelle (24%). Die Hauptfaktoren für das Suchen professioneller Hilfe waren eine positive Einstellung dazu und eine hohe Ausprägung psychischer Probleme. Das Problem: Informelle Hilfequellen wie Foren und Chats im Internet können die Jugendlichen in einen emotionalen Strudel ziehen, da man sich noch mehr um das Problem dreht oder sogar wettbewerbsmäßig mit den eigenen Problemen brüstet. Andererseits hilft das Internet, herauszufinden, dass man mit der Selbstverletzung oder der Depression nicht alleine dasteht und es nicht vertuschen muss. Forscher verschiedener deutscher Universitäten nutzen den Trend, Probleme im Internet lösen zu wollen und haben gemäß News4Teachers ein spezielles Online-Programm für Betroffene entwickelt. Ob es die erhofften Resultate erzielt, wird sich bei der ersten Auswertung anfangs 2025 zeigen.
2. Warum queere Jugendliche zehn Stunden täglich online sind
Worum es geht: Ein Leben ohne Social Media? Für viele Jugendliche unvorstellbar. Besonders queere Jugendliche verbringen täglich über zehn Stunden online – fast vier Stunden mehr als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Wie Michael Schmucker in der Frankfurter Rundschau berichtet, zeigt eine Studie der Universität Kalifornien, dass der digitale Raum für queere Jugendliche sowohl ein Ort des Austauschs und Rückzugs sein kann, aber ebenso eine Quelle intensiven Hasses ist.
Warum das Thema wichtig ist: Für die Gen Z, besonders für queere Jugendliche, ist das Internet oft der einzige Ort, an dem sie sie selbst sein können. Hier finden sie Gemeinschaft und Unterstützung, doch erleben sie auch intensiven Hass. Nick Hampel vom queeren Jugendnetzwerk Lambda betont, dass digitale Freundschaften für Jugendliche heute genauso real sind wie analoge. Um ihnen nah zu sein, ist es wichtig, ihnen auch im Digitalen auf Augenhöhe zu begegnen – zeige Interesse, indem du in ihre Welt eintauchst, etwa durch gemeinsames Fortnite-Spielen, und schaffe Raum für offene Gespräche über ihre Erfahrungen online.
3. Terminator fürs Wohnzimmer – Musks Familien-Roboter kommt
Worum es geht: Beim Tesla-Event »We, Robot« stellte Elon Musk den Prototypen eines Haushaltsroboters namens Optimus vor, der laut seiner Prognose irgendwann für weniger als 30‘000 Dollar erhältlich sein soll.
Warum viele nervös sind: Musk selbst hat davor gewarnt, dass die Einführung von KI zur »Zerstörung der Zivilisation« führen könnte. Dennoch scheint er – wie viele in der Tech-Branche – entschlossen, diese Technologie in die Welt zu bringen. Ein beliebtes Science-Fiction-Motiv ist das Szenario, in dem KI das Ende der Menschheit herbeiführt. Musk jedoch preist seine Roboter leichtfüßig als »persönliche R2D2s/C3POs« an und verspricht, sie könnten Nachhilfe geben, Babys sitten, Hunde ausführen, Rasen mähen, einkaufen, Gesellschaft leisten und Getränke servieren – »was auch immer du dir vorstellen kannst, sie werden es tun.« Auch wenn die Technologie noch in Entwicklung ist (die Roboter auf der Bühne wurden ferngesteuert), bietet das dennoch einen Einblick in eine Zukunft, die vielleicht schon in unserer Lebenszeit Realität wird.
4. Erwachsen sein – nur eine Frage des Geldes?
Worum es geht: Eine Umfrage der Finanzbildungsorganisation Life Happens zeigt, dass die Gen Z das Gefühl, erwachsen zu sein, oft erst mit 27 erreicht.
Was das bedeutet: Erwachsensein wird heute zunehmend mit finanzieller Unabhängigkeit verbunden, statt nur mit der Volljährigkeit. Die Hälfte der Befragten (500 Gen Z-Teilnehmer und 1.500 aus anderen Generationen) sieht die Fähigkeit, Rechnungen selbst zu zahlen, als Kriterium. Da 47% der Gen Z sich kein Eigenheim und 39% keine Kinder leisten können, verschiebt sich das Erwachsenwerden zunehmend und scheint weniger ein natürlicher Lebensabschnitt zu sein.
Thomas Hine, der das Konzept des »Teenagers« als wandelbar beschreibt, sieht in The Rise and Fall of the American Teenager eine stetige Veränderung der Jugendphase – was diese Umfrage zu bestätigen scheint. In einer vernetzten Welt voller Optionen zögern viele, sich als »Erwachsene« zu definieren. Diese Haltung ist nicht neu; schon John Mayer sang von der Angst vorm Älterwerden. Salomo ermutigt, die Jugend zu genießen, aber auch die Konsequenzen des Lebens zu bedenken: Jeder Abschnitt zählt.
5. Kamera-ready: Hälfte aller Jungs setzt auf Gesichtspflege
Worum es geht: Laut einer Umfrage der Marktforschungsfirma Mintel nutzen inzwischen fast 70% der 18- bis 27-jährigen Männer in den USA Gesichtspflegeprodukte.
Warum das heute anders ist: Themen wie Beauty, Wellness und Hautpflege haben auf TikTok eine riesige Fangemeinde und richten sich meist an Frauen. Doch jetzt scheint auch bei jungen Männern das Bewusstsein für hochwertige Pflegeprodukte zu wachsen. Der Druck, stets »Kamera-bereit« zu sein, könnte dabei eine Rolle spielen. Während frühere Generationen Hautpflege bei jungen Männern mit einer bestimmten sexuellen Orientierung verbunden hätten, ist das heute nicht mehr der Fall. Wie The Cut formuliert: »Es scheint nicht, als hätten sich die Vorurteile [gegen Männer mit Pflegeprodukten] einfach aufgelöst.«
6. Spiel mit dem Feuer
Worum es geht: MrBeast, der wohl populärste YouTuber der Welt, sieht sich derzeit Vorwürfen ausgesetzt, eine feindliche Arbeitsumgebung zu fördern.
Warum das über einen YouTuber hinausgeht: Suzy Weiss von The Free Press merkt an, dass MrBeasts Marke auf Kreativität, Verrücktheit und bewusstem Unsinn basiert – eine Formel, die nun ins Wanken gerät. Ein durchgesickertes Manifest ermutigte seine Mitarbeiter zur Förderung von »on-camera«-Dummheit, eine seiner Shows soll gegen die Genfer Konventionen verstoßen haben, und fünf ehemalige Kandidaten klagen gegen ihn. Das alles zeigt, dass MrBeast die Regeln des professionellen Geschäftslebens wohl unterschätzt hat. Ein großes Produktionsunternehmen lebt nicht allein von Kumpelhaftigkeit. Wenn MrBeast diese Lektion lernt, könnten viele YouTuber, die seinen Stil kopieren, folgen.
7. Hexen und Halloween
Worum es geht: Disneys neue Marvel-Serie Agatha All Along bringt eine Mischung aus Magie, gruseligen Szenen und einer offenen Darstellung queerer Themen auf den Bildschirm.
Was Eltern wissen sollten: Auch wenn Agatha Harkness schon lange in der Marvel-Comic Welt existiert, ist sie für viele erst seit ihrer Rolle als Antagonistin in Wandavision (2021) bekannt. In Agatha All Along geht es darum, dass Agatha nach den Ereignissen in Wandavision ihre verlorene Magie zurückgewinnen will. Dafür schart sie einen Hexenzirkel um sich, der gemeinsam mit ihr eine schwierige Prüfung bestehen muss. Die Serie zeigt Hexerei, okkulte Rituale, gruselige Szenen, auffällige Kostüme und romantische Anziehung zwischen Agatha und anderen Frauen. Online-Diskussionen über Hexerei betonen oft Selbstermächtigung und Gemeinschaft, doch die dunkleren Seiten des Themas bleiben dabei oft außen vor. Gerade zur »Spooky Season« scheint die Serie das Interesse vieler Zuschauer zu wecken.
Halloween-Q&A: Wie gehe ich mit Halloween um? (ICF)
Halloween-Idee: Luther Fest (Glauben-Teilen)
Halloween-Talk: Trendparty mit dunklen Wurzeln! (ICF)
Halloween-Alternative: Lagerfeuerfest (Neues Leben)
Halloween-Alternative: Lichterfest (Carmen Roth)
8. Sind Sigma Males nun gut oder schlecht?
Worum es geht: Eine wachsende Anzahl junger Männer identifiziert sich heute als Sigma Males. Im Gegensatz zu den selbstbewusst auftretenden Alpha Males sehen sich Sigma Males als viel ruhiger, als eine Art einsame Wölfe, die ihren eigenen Weg durchs Leben gehen. Eine stylische Fotostory der Times Now News beschreibt Sigma Males als unabhängig, introvertiert, in sich ruhend, mysteriös, nonkonformistisch, empathisch, fokussiert und abenteuerlustig; als Menschen, die nicht einfach alles mit sich machen lassen und die lieber durch ihr Vorbild führen als durch Machtworte. Zur gleichen Zeit warnen andere Medien, besonders Frauenmagazine wie Glamour vor dem angeblich arroganten, frauenverachtenden, toxischen Sigma Mann.
Warum es nicht verwundert: Die verschiedenen Darstellungsweisen des Sigma Males von den jungen Männern selbst und von »den Anderen« zeigen deutlich die Schwierigkeit junger Männer, ihren Weg zu finden und dabei nicht falsch verstanden zu werden. Genau wie Mädchen auch, werden junge Männer extrem schnell in bestimmte Schubladen gesteckt (Zicke, Schwul, Sigma, Talahon, Macho, Feministin, …) und können aufgrund dieser Stigmas da auch schlecht wieder heraus.

