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Hinweis: Das Material startet mit einem Icebreaker, gefolgt von Impuls und Reflexion. Der Ablauf ist flexibel und für Andacht oder Predigt ganz oder in Teilen einsetzbar.

Icebreaker: WORD-CLOUD »VOLL UNFAIR!« 

⏱ 10 Minuten
Ziel: Spontane Gedanken zu »Gerechtigkeit«, bevor wir uns der biblischen Perspektive nähern.
Material: Mentimeter + Handy/PC/Beamer oder Post-its + Stifte
Teilnehmende: beliebig

Ablauf:

  1. Was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du »Gerechtigkeit« hörst?
  2. Antworten auf Mentimeter oder Post-its.
  3. Diskussion: Ist unsere Gerechtigkeit dasselbe wie die Gerechtigkeit in der Bibel?

Impuls 

Gerechtigkeit in der Bibel

Gerechtigkeit ist ein zentrales Thema in der Bibel. Wenn wir von »Gerechtigkeit im biblischen Sinn« sprechen, meinen wir die Gerechtigkeit Gottes. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel und zeigt uns, wie Gott mit uns Menschen umgeht und wie er seine große Geschichte mit der Welt schreibt.

Es geht bei Gerechtigkeit nicht nur um Gesetze oder Regeln. Vielmehr geht es darum, wie wir in Einklang miteinander und mit Gott leben können. Gerechtigkeit in der Bibel beschäftigt Menschen, die an Gott glauben, schon seit Tausenden von Jahren. Sie ist ein wirklich wichtiges Thema, das immer wieder mit Armut und Ungerechtigkeit in Verbindung gebracht wird.

Gottes Art, sein Wesen ist gerecht (Psalm 11,7). In der Bibel wird über 3.000 Mal von Gerechtigkeit gesprochen. Es geht also nicht um ein kleines Nebenthema, sondern um etwas, das Gott selbst ausmacht. Gerechtigkeit ist viel mehr als nur ein moralischer Grundsatz – sie zeigt uns, wie Gott die Welt sieht und handelt.

Gerechtigkeit im Alten Testament

Im Alten Testament geht es bei Gerechtigkeit oft um mehr als nur das, was wir heute unter »Recht« verstehen. Im hebräischen Originaltext gibt es zwei wichtige Begriffe:

  • ‚sâdâq‘ (häufig mit »Gerechtigkeit« übersetzt)
  • ‚mišpat‘ (meistens mit »Recht« übersetzt)

Beide Begriffe haben jedoch mehr mit Gemeinschaft und Beziehungen zu tun, als wir vielleicht denken. ‚Sâdâq‘ bedeutet eigentlich »lebensfreundliche Verhältnisse schaffen und bewahren«. Das heißt, es geht nicht nur um das Befolgen von Regeln, sondern um ein gutes und harmonisches Zusammenleben. Im Deutschen verstehen wir unter »Gerechtigkeit« oft mehr das juristische oder gesetzliche Prinzip, aber in der Bibel geht es vor allem darum, wie Menschen miteinander in einer gerechten und friedlichen Gemeinschaft leben können. Es wird also weniger der juristische Aspekt hervorgehoben, als vielmehr die direkte Beziehung zum Nächsten.

Was sind eigentliche juristische Fragen?

Juristische Fragen sind solche, die sich auf Gesetze beziehen: Wenn jemand gegen ein Gesetz verstößt, wird festgelegt, welche Strafe folgt oder wie der Schaden repariert wird. Juristische Gerechtigkeit schaut also, ob jemand gegen Regeln verstößt und was die Konsequenzen sind.

Im Alten Testament wird Gerechtigkeit also nicht nur als etwas juristisches verstanden, sondern vielmehr als etwas, das mit Beziehungen zu tun hat. Ein Beispiel:

💡
Stell dir vor, jemand sagt etwas richtig Unfreundliches zu dir, das dich stark verletzt. Juristisch ist die Aussage kaum strafbar, da kein Gesetz sie regelt. Aber nach der Vorstellung von Gerechtigkeit im Alten Testament geht es darum, dass du und dein Freund oder deine Freundin eure Beziehung neu geklärt werden muss. Wenn eure Beziehung wieder in Ordnung ist, ist die Gerechtigkeit hergestellt.

Es geht also nicht nur um Gesetze und Strafen, sondern vor allem um Beziehungen. Gerechtigkeit im Alten Testament bedeutet, dass Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Menschen und Gott und auch zu unserer Umwelt in Ordnung sind. Wenn all diese Beziehungen gut sind, dann herrscht Frieden. Fehlt dir Frieden, fehlt er auch mir. Der Theologe Bernhard Ott fasst diese Beziehung so zusammen:

Vielleicht denkst du: Beziehung ist ja schon gut. Aber was ist, wenn eine der Parteien nicht auf die andere zugehen will?

Gott gleitet die Geschichte nicht aus der Hand

Gerechtigkeit im Alten Testament ist eine fragile Angelegenheit: Wenn derjenige, der Unrecht getan hat, seine Schuld nicht einsieht, bleibt die Ungerechtigkeit bestehen. Beziehungen sind zerbrechlich und oft von Machtgefällen geprägt – die Schwächeren sind den Stärkeren ausgeliefert. So erging es Israel in Ägypten: versklavt, ausgebeutet, ohne Ausweg. Doch Gott sah ihre Not und stellte sich auf die Seite der Unterdrückten.

In der Geschichte vom Auszug aus Ägypten wird besonders deutlich, dass Gott sein Volk hörte und befreite. In 2. Mose 3.7-8 lesen wir:

7 Der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid.
8 Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen [...].

Diese Geschichte ist für das Volk Israel immer schon besonders wichtig. Es ist eine Geschichte, in der deutlich wird wie Gott das Volk aus Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Armut befreit.

Warst du schon einmal in einer Situation, in der Beziehungen abgebrochen sind und du nur noch hoffen konntest, dass Gott eingreift? Oder gehörst du eher zu den »Mächtigen«, die die Beziehungen zu den Schwächeren kappen? Tauscht darüber aus.

Vertiefung

⏱ 15 Minuten
Ziel: Gefangenschaft und Befreiung symbolisch erleben.
Impuls: Die »Mumie« steht für Unterdrückung, der »Ausbruch« für Befreiung.
Material: Klopapier, Eddings
Teilnehmende: beliebig

Ablauf:

  • Gruppen bilden
  • Eine Person wird mit Klopapier umwickelt
  • Begriffe zu »Ungerechtigkeit« und »Unterdrückung« darauf schreiben
  • Die »Mumie« reißt das Klopapier ab und »befreit« sich

Reflexion:

  • Wie fühlte sich die Gefangenschaft an?
  • Wie war es, frei zu sein?
  • Was löst es aus, anderen beim »Gefangensein« zuzusehen?
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Wie Jesus Gerechtigkeit gelebt hat, findest Du hier
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Dieser Artikel basiert auf einer Idee aus dem »Just People Kurs Youth«, der uns freundlicherweise von der Micha-Initiative Deutschland zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank dafür!

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