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Hinweis: Das Material startet mit einem Icebreaker, gefolgt von Impuls und Reflexion. Der Ablauf ist flexibel und für Andacht oder Predigt ganz oder in Teilen einsetzbar.

Icebreaker: Team Kram

⏱️ 15 Min

Ziel: Gemeinsam können wir etwas erreichen, wenn viele Einzelne sich einbringen, mitmachen und sich engagieren.

Impuls: Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen Unterschied zu machen. Jede Veränderung beginnt mit einem einzelnen Menschen, die mit ihrer Stimme, ihrem Lebensstil und ihrem gesellschaftlichen Einsatz entscheidend Einfluss nehmen können. Egal wie klein oder groß der Beitrag ist.

Material: Marker-Stift, Papierbecher, Gummiband, Schnüre

Teilnehmende: 3-8 Personen

Ablauf:

  • Jede TN und jeder TN erhält einen Pappbecher. TN schreiben seine:ihre Ideen darauf, was er:sie zu einer gerechteren Welt beitragen möchte:kann.
  • Die Pappbecher werden umgedreht auf den Tisch gestellt.
  • Anschließen bekommt die Gruppe (3-8 TN) ein Gummiband, an dem für jede Person eine 1m lange Schnur befestigt ist.
  • Die Gruppe hat die Aufgabe, die Becher zu einer Pyramide zu stapeln.
  • Jede TN und jeder TN greift eine Schnur und zieht, um das Gummiband über einen Becher zu spannen.

Dabei müssen die Schnüre ganz hinten angefasst werden und alle Schnüre durchgängig gespannt sein.

Reflexion: Gott stellt uns Menschen an die Seite, die mit uns unterwegs sind und leitet uns durch seinen Geist. Jeden noch so kleinen, lebensförderlichen Schritt auf unserem Weg feiert er mit uns.

Impuls

Stellt euch vor, ihr hättet 100’000 Franken zur Verfügung. Nicht für euch – sondern um die Welt ein bisschen besser zu machen. Was würdet ihr tun? Würdet ihr etwas gegen Armut tun? Für den Frieden? Für Bildung? Für Beziehungen?

Ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn wir als Jugendgruppe fast unsere ganze Zeit, die wir für die Jugendgruppe aufwenden, in Beziehungen investieren würden, sodass wir darin richtig stark werden? Wie würde dann die Beziehung zu dir selbst, zu deinen Mitmenschen, zur Schöpfung, aber auch zu Gott aussehen?

Beziehung statt Programm

Verliert man nicht das Ziel aus den Augen, wenn man einfach in Beziehungen investiert? Leidet dann am Ende nicht die Qualität des Jugendgottesdienstes? Und was ist mit den Armen und Hungernden? Diese Fragen hängen von einer grundlegenden Frage ab, die wir zuerst klären müssen: Was ist eigentlich ein gutes Leben? 

Eine Definition von gutem Leben in dieser Lektion lautet:

Ein gutes Leben ist ein Leben in Beziehung – zu mir selbst, zu Gott, zu meinen Mitmenschen und zur Schöpfung!

Vielleicht denkst du, Beziehung zu pflegen heißt, mit einer guten Freundin oder einem guten Freund Kaffee trinken zu gehen und über alles zu plaudern.
Ja, das ist auf jeden Fall eine Form von Beziehung – aber längst nicht alles.

Wenn Beziehung unsere Basis und Ausgangslage ist, dann können daraus persönliche Freundschaften entstehen. Aber es muss nicht bei einer kleinen Gruppe von zwei oder drei Leuten bleiben. Auf der Grundlage von Freundschaft können auch neue Ideen entstehen, die andere mitreißen und einbeziehen.

Zum Beispiel Projekte. Aus einem Gespräch heraus – weil du zuhörst und wahrnimmst, was der andere braucht – kann etwa ein Nachhilfeprojekt in der Nachbarschaft entstehen. Vielleicht wärst du selbst nie auf diese Idee gekommen. Aber durchs Zuhören hast du die Not von Teenagern bemerkt, die in der Schule gerade abgehängt werden. Genau das kann in dir und deinen Freunden Begeisterung wecken, gemeinsam aktiv zu werden und anderen zu helfen.

So ähnlich ist das Verein Incontro, ein Projekt an der Langstrasse in Zürich entstanden, das Menschen hilft, die in Armut gerutscht sind:

Projektanfang aufgrund von Beziehungen – Sr. Ariane

Beziehung als Ausgangslage zu nehmen, klingt leicht, ist aber in der Umsetzung oft schwierig. Wir haben nämlich unterschiedliche Vorstellungen von einer guten Welt. Ein Beispiel: Dir ist vielleicht Armut wichtig. Deiner Jugendgruppe aber kaum. Vielmehr interessieren sich viele um die neusten Modetrends. Dabei kümmert sie die schrecklichen Bedingungen der Näherinnen aus Pakistan oder Bangladesch kaum.

Und an diesem Punkt fängt die Beziehnung an. Lasse ich die anderen als oberflächliche »Banausen« abblitzen? Oder hole ich sogar die Moralkeule raus?

Was machst du, wenn andere nicht dieselbe Idee vom Leben haben wie du? Diskutiert ihr miteinander, welche Wege ihr wählt?

Armut – mehr als kein Geld

Wenn wir von Armut hören, denken wir oft zuerst an Geld – oder besser gesagt: an zu wenig Geld.

Klar ist: Hunger zu haben ist absolut schlimm. Aber Armut hat noch viele andere Seiten. Es gibt auch Armut an Beziehungen. Armut an Sinn. Armut an Zeit für echte Begegnungen. Und manchmal versuchen wir, genau das auszugleichen – vielleicht sogar auf Kosten anderer, ohne es zu merken.

Nochmals das bereits erwähnten Beispiel: Du hast eine Leidenschaft für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, leider interessiert sich der Rest deiner Jugendarbeit kaum dafür. Was machst du dann?

Vielleicht hängt jemand nur noch in Games ab und merkt gar nicht, wie einsam er ist. Oder jemand will dazugehören – und macht alles mit, obwohl es ihm nicht guttut. Das ist Beziehungsarmut. Und dagegen hilft nicht die Moralkeule, sondern ein offenes Herz – damit wir einander wirklich sehen und verstehen.

»Vielleicht geht mir jemand auf den Senkel – und doch gehe ich mit ihm den Weg.«

Wenn du gemeinsam mit anderen einen Weg gehst, wirst du wahrscheinlich selbst Veränderung erleben. Dabei entdeckst du vielleicht nicht nur die Armut im globalen Süden – oder das, was du als oberflächliches Weltbild deiner Jugendgruppe empfindest.

Wenn ihr euch als Gruppe auf den Weg macht, werdet ihr vielleicht ganz unerwartet auch eure eigene »Armut« entdecken. Wahrscheinlich startet ihr nicht alle vom gleichen Punkt – ihr habt unterschiedliche Ausgangslagen, verschiedene Erfahrungen und Perspektiven.

Das ist nicht schlimm. Im Gegenteil: Wichtig ist, dass ihr gemeinsam unterwegs seid.

Was sind deine eigenen Abgründe?
Denn eigentlich sind wir alle, auf die eine oder andere Weise, Bettler.

Kontemplation und Aktion – Karl und Sr. Ariane

Gegen Armut anzukämüpfen bedeutet, gemeinsam einen Weg zu gehen.

»Die Botschaft lautet nicht: Du musst faire Kleidung kaufen! Sondern: Ich sehe dich als Mensch – und wir gehen gemeinsam einen Weg.«

Glauben, der bewegt

Vielleicht denkst du: Armut und Gerechtigkeit sind politische oder wirtschaftliche Themen. Ja, das stimmt. Aber es ist auch ein theologisches Thema. Denn in der Bibel geht es immer wieder um Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Christlich verstandener Glaube bedeutet nicht, sich nur um sich selbst und den eigenen Glauben zu drehen. Es geht weniger darum, dass ich im Glauben »wachse«, sondern, dass ich innerlich und äußerlich immer wieder umkehren kann. Der christliche Glaube ist weder bloß in sich gekehrt noch realisiert er sich nur in Projekten. Vielmehr geht es um die Balance zwischen Kontemplation und Aktion. Das bedeutet: Zeit mit Gott UND Einsatz für andere. Nur beten reicht nicht. Nur handeln auch nicht. Beides gehört zusammen.

Lokale Gemeinschaften machen es vor – sei es durch bewusstes und faires Einkaufen, nachhaltiges Arbeiten oder verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. In Städten können das Urban-Gardening-Projekte, Mahnwachen gegen Armut, Tierschutzvereine oder soziale Initiativen sein. Kleine Impulse setzen große Veränderungen in Gang. Und weshalb das ganze? Weil wir Gott und alles was er erschaffen hat, lieben!

Bei mir beginnt die neue Welt – Karl Wolf und Sr. Ariane

Du kannst die Welt nicht retten – und das ist gut so

Viele junge Menschen fühlen sich überfordert. Die Welt ist so ungerecht. Es gibt so viele Probleme. Klimakrise. Krieg. Flucht. Und man denkt: Ich kann eh nichts tun.

»Wir können die Welt nicht retten. Und wir sollen es auch nicht versuchen.«

Das klingt vielleicht hart, aber es ist auch befreiend. Denn der Auftrag ist nicht: Werde ein Held. Sondern: Lebe in Beziehungen. Sei offen. Höre. Handle – da, wo du bist.

Manchmal reicht es, einem hungernden Menschen Essen zu kaufen. Oder zuzuhören, wenn jemand leidet, ohne gleich zu helfen. Dabei geht es immer wieder um die Frage: »Berührt mich der andere, der in Not ist? Oder warum berührt er mich mit seiner Not nicht?«Auch das gehört zur Nachfolge: Nicht immer sofort zu helfen – aber sich immer wieder berühren zu lassen.

Jesus erzählte mal ein Gleichnis vom Barmherzigen Samartier:

30 Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen.
31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. 
32 Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber.
33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid,
34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
35 Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
36 Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? — Lukas 10,30-36

Dass in dieser Geschichte der Fremde von der Not berüht wird, führt ihn zum Handeln. Die Geschichte kennt keinen Impterativ, sondern sie fragt uns: Können wir in unserem Alltag anhalten und uns neu ausrichten? Oder sind wir bloss mit uns selbst beschäftigt?

Frieden wächst in Beziehungen

In der Weltpolitik setzen viele Akteure auf Waffen. Was wäre aber, wenn wir stattdessen Friedensräume schaffen würden? Räume, in denen Menschen sich begegnen und verstehen lernen?

»Frieden entsteht nicht durch Stärke, sondern durch Nähe.«

Und das geht auch im Kleinen: Stell Dir vor, 100 Kirchgemeinden veranstalten nicht bloß Events, sondern verbringen Zeit mit Kindern im Park, damit sie lernen, Beziehungen zu leben. Oder sie begleiten Geflüchtete, damit diese wirklich ankommen. Oder alle verzichten einen Monat aufs Handy, damit wir unsere Umgebung besser wahrnehmen. Oder wir fliegen nicht in den Urlaub, weil uns ein achtsamer Umgang mit der Schöpfung wichtig ist. Oder wir entdecken neue Formen von Schöpfungsspiritualität, gerade weil uns die Schöpfung bisher fremd geblieben ist.

Ohne großes Aufsehen. Einfach da sein. Immer wieder.
Ziemlich sicher verändert das nicht die ganze Welt.
Aber es verändert meine Welt – und die eines Menschen, der gerade Hilfe braucht. Und genau das zählt.

Warum nicht mal ausprobieren? Warum nicht gemeinsam reden, streiten, lachen, gemeinsam Essen und schauen, welche Welt entsteht?

Vertiefung

⏱️ 15 Minuten
Ziel: Eigene Sehnsüchte und Vorstellungen einer besseren Welt mit anderen teilen. Nach Gemeinsamkeiten suchen.
Impuls: Sich gemeinsam für eine bessere Welt zusammen tun
Material: Papier, Stift, Flipchart
Teilnehmende: Beliebig
Ablauf:

  • Eigener Wunsch nach Gerechtigkeit: Jede:r Teilnehmende schreibt seine Vorstellung einer besseren Welt auf einen Zettel. Überlegt euch was euch wirklich wichtig ist.
  • Sammeln der Ideen: Alle Zettel werden an eine Flipchart oder Wand geheftet, sodass alle sie sehen können.
  • Themen finden: Die Gruppenleitung (oder gemeinsam in der Gruppe) ordnet die Ideen nach Themen. Zum Beispiel: Umwelt, Frieden, Gerechtigkeit, Bildung, Zusammenhalt, etc.
  • Austausch: Sprecht in der Gruppe über die verschiedenen Themen:
    • Was fällt euch dazu ein?
    • Welche Wünsche habt ihr vielleicht gemeinsam?
    • Was berührt euch besonders?
  • Umsetzung überlegen: Überlegt euch gemeinsam, was ihr konkret tun könnt, um etwas davon umzusetzen – im Kleinen wie im Grossen:
    • Was kann ich allein tun?
    • Was können wir als Gruppe umsetzen?
ℹ️
Grundidee in Anlehnung an Micha Deutschland (Just People Youth). Ausarbeitung der Lektionen: StopArmut & Mr.Jugendarbeit.

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