Willkommen beim MRJ Freitagsbriefing – der Newsletter, der dir hilft, Jugendkultur zu verstehen. Heute geht es um Zürichs Undercover Studie, ein Online-Forum für Familienstreitigkeiten und was Reddit damit zu tun hat. Aber zuerst:

KNOW-HOW & WERKZEUGE

🔎 Bertelsmann-Studie: Was Jugendliche wirklich suchen
Jugendliche wollen vor allem dazugehören. (BSt)

👩‍🏫 500 Spiele für soziales Lernen
Lernspiele für den Unterricht (mySuricate)

🎙️ Simon Sinek über KI & Zukunft
Ab Minute '32 – Pflicht für Eltern & Jugendleiter (DOAC)

🐷 Teenager baut in nur 3 Tagen ein Roblox-Spiel
9 Millionen spielen es gleichzeitig (GameStar)

🙋‍♂️ Hilf mit – in 2 Minuten zu besseren Gemeinden!
1. Digitalisierung der Kirche (DonkeyMobile)
2. Was brauchen Gemeinden wirklich? (OneHope)

Drei Dinge diese Woche

1. Einatmen (Tik), Ausatmen (Tok)

Worum es geht: Wenn Jugendliche nach 22 Uhr auf TikTok aktiv sind, spielt die Plattform künftig eine geführte Atemübung mit beruhigender Musik ein. Ziel ist es, sie dazu zu ermutigen, die App für die Nacht auszuschalten.

Was daran problematisch ist: TikTok berichtet begeistert, dass 98 % der Jugendlichen die Funktion nicht deaktivieren. Doch die entscheidende Frage bleibt unbeantwortet: Wie viele überspringen die Meditation, um weiterzuschauen? Reddit User haben vernichtende Kommentare und bessere Lösungsvorschläge parat:

»Eines Tages wird der Zugang zu Kurzform-Online-Videos als eine Form von Kindesmissbrauch angesehen und als enorm schädlich für Kinder betrachtet werden, so wie wir heute auf Blei und Asbest zurückblicken.« sagt ein Reddit User. Die Kritik trifft einen Nerv. Denn während TikTok den Anschein erweckt, Verantwortung zu übernehmen, bleibt der grundlegende Mechanismus – maximale Verweildauer durch algorithmisch kuratierte Kurzvideos – unangetastet.

Frag deine Jugendlichen: Stell dir vor, du könntest selbst entscheiden, wie TikTok Jugendliche abends zum Abschalten bringt. Was würdest du anders machen? Was hilft, das Handy wegzulegen?

2. Familienstreit im Netz – und der Mob darf urteilen

Worum es geht: Die Plattform Oxford Academic hat das Reddit-Forum r/AmITheA**hole (AITA oder auf gut deutsch »Bin ich ein A…loch?«) untersucht – ein digitaler Pranger, auf dem Nutzer moralische Grenzfragen zur öffentlichen Bewertung stellen. Ein typischer Fall: »Mein Schwager ist mit seinen Zwillingsmädchen bei uns eingezogen. Die beiden nehmen ständig heimlich Kosmetikartikel aus dem Zimmer meiner Tochter. Ich habe schließlich ein Schloss an ihrer Tür angebracht. Bin ich deshalb im Unrecht?«

Was die Forscher daraus gelernt haben: Nach der Analyse von über 369'000 Beiträgen zeigt sich ein Muster: Die häufigsten Konflikte drehen sich um familiäre Verpflichtungen und Beziehungsdynamiken. Die zentrale Frage lautet oft: Was schulden wir einander? In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft wird Moral offenbar nicht länger allein aus Prinzipien abgeleitet, sondern in Echtzeit verhandelt – öffentlich, emotional und unter Applaus oder Tadel der digitalen Menge. Das Magazin Mockingbird bringt es auf den Punkt: »Eine DIY-Moral ist en vogue – aber erst im Gegenüber wird sie auf ihre Tragfähigkeit geprüft.«

Frag deine Jugendlichen: Hast du schon mal erlebt, dass du nicht wusstest, was richtig oder falsch ist – zum Beispiel in einem Streit mit Freunden oder in der Familie? Und wer hat am Ende entschieden, was okay war und was nicht?
🎧 Höre gerade: Leadership and Emotional Sabotage von Joe Rigney. Stark für alle, die in Beziehungskrisen ruhig und klar führen wollen – besonders relevant in Zeiten, in denen im Internet verhandelt wird, was wir einander schulden, und nicht mehr im stillen Kämmerlein.

3. Zürichs Undercover Studie: KI für einen »guten Zweck«?!?

Worum es geht: Im Rahmen einer Undercover Studie hat die Universität Zürich mithilfe nicht deklarierter KI-Bots die Diskussionsplattform r/changemyview auf Reddit unterwandert. Ziel war es, herauszufinden, ob und wie künstlich erzeugte Beiträge die Meinungen von Nutzerinnen und Nutzern beeinflussen können.

Die Ergebnisse der Studie sind beeindruckend, um nicht zu sagen beängstigend: Die Bots verkörperten bewusst provokative Biografien. Etwa ein männliches jugendliches Vergewaltigungsopfer von einer Frau oder ein schwarzer Gegner der Black-Lives-Matter-Bewegung. Das Ergebnis: Nutzer mit solchen (fiktiven) Identitäten konnten andere signifikant häufiger von ihrer Sichtweise überzeugen als anonyme Accounts ohne Hintergrundgeschichte. Die Universität Zürich kassiert für ihr heimliches Vorgehen zurzeit einen Shitstorm und rechtliche Konsequenzen.

Worin der größte Schaden liegt: Der eigentliche Schaden liegt weniger im kurzfristigen Imageverlust einer Hochschule oder in der gezielten Irreführung einzelner Reddit-Nutzer. Entscheidend ist der Vertrauensverlust auf systemischer Ebene: Wenn eine angesehene, wohlmeinende Universität die soziale Interaktion im Internet mit unwahren KI-Botschaften unterläuft, um wieviel mehr sind wir bereits heute von böswillig gestreuten Botschaften umgeben? Da können Forscher noch so stolz auf ihre Ergebnisse pochen, dass sie dank KI Irrglauben an Verschwörungstheorien nachhaltig um 20 % senken konnten. Wenn KI unerkannt Meinungsbeeinflussung betreibt, wird der Glauben an mögliche Verschwörungen genährt: Was, wenn nicht nur sogenannte »Schurkenstaaten« gezielt Desinformationen im Netz streuen, um die Meinung der Massen zu beeinflussen?

Frag deine Jugendlichen: Gibt es Posts, denen du einfach nicht glauben kannst? Was machst du dann? Recherchierst du weiter oder schreibst gar der Uni Zürich?
💭 Jesus sagt selbst: »Gebt Acht, dass euch niemand irreführt!« (Matthäus 24,4). Nicht erschrecken lassen, sondern standhaft bleiben.

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