Willkommen zum MRJ-Wochenbriefing. Jede Woche beleuchten wir drei Themen, die die Lebenswelt von Jugendlichen prägen.

Drei Gesprächsthemen

1. Barmherziger-Samariter-Test auf TikTok

Worum es geht: Ein viral gegangenes Experiment auf TikTok sollte zeigen, ob religiöse Gruppierungen ihren Nachbarn helfen würden. Influencerin Nikalie Monroe rief vor einigen Wochen bei über 40 Kirchen und Moscheen an, gab sich als verzweifelte Mutter eines Säuglings aus und bat um Pulvermilch. Babygeschrei ab Tonband im Hintergrund inklusive. Der Held des Experiments ist Johnny Dunbar, ein Pastor im Rentenalter, der zufälligerweise ans Gemeindetelefon ging und sofort Hilfe zusagte. Ansonsten waren muslimische und buddistische Gemeinschaften bereit zu helfen. Kirchen sagten reihenweise Nein.

»I'm so lucky I got it right that day, because so often I get it wrong.« – Johnny Dunbar, Pastor

Warum das wichtig ist: Im Zeitalter der Polarisierung und Abgrenzung stellt der Barmherziger-Samariter-Test gemäß New York Times Bloggerin Lauren Jackson die Frage: »Sind Kirchen fähig zu Pluralismus?« Sind sie fähig, auch Fremden zu helfen? Jesus nahm ja ausgerechnet den andersgläubigen Samariter als gutes Beispiel für seine Story und ließ die religiöse Elite schlecht dastehen. Der TikTok-Test zeigt, dass die religiöse Mehrheit auch heute noch nicht parat ist, angemessen auf plötzlich aufkommende Leidsituationen von Menschen außerhalb ihrer Gruppe zu reagieren.

Das Tiktok Experiment zeigt zudem noch etwas ganz Besonderes, denn in den USA war zum Zeitpunkt der Testanrufe gerade Shutdown, d.h. arme Leute bekamen keine Lebensmittel mehr von staatlichen Ausgaben: Wenn’s hart auf hart kommt, erinnert man sich wieder an die Kirchen und an Gott.

Frag deine Jugendlichen: Hast du schon mal jemanden getestet, vielleicht sogar mit einer erfundenen Story? Wie war das für dich?
Welche Fragen würdest du der Frau wegen Babynahrung stellen?
Würde deine Gemeinde helfen?
Wie waren deine letzten Interaktionen mit Bettlern?
🍼
Ich habe das mit dem Babyfläschchen selber erlebt
Anfang der 90er kam ich als Flüchtlingskind nach Deutschland. Ich war drei Jahre alt. Meine kleine Schwester weinte vor Hunger.
Der Bus stoppte in Nürnberg. Und genau dort stand sie: eine katholische Nonne, ein warmes Fläschchen in der Hand.
Sie erzählt später, Gott habe ihr in der Nacht gezeigt, dass eine Mutter mit einem Baby kommen würde. Also stand sie einfach hier. Mitten im Morgengrauen. Bereit. Dieser Moment und das warme Gefühl, willkommen zu sein, hat sich tief in die Erinnerung meiner Mutter eingebrannt.

Vielleicht berührt mich das Telefon-Experiment deshalb so sehr:
Weil man sofort spürt, ob Kirche Event- und Immobilienmanagement ist – oder ein Ort, an dem jemand schon auf dich wartet, bevor du überhaupt ankommst. – Andy

2. Barmherzige Migranten

Worum es geht: In den 60er Jahren dachte man, Religion sei im Aussterben begriffen. Aber ausgerechnet der Stadtteil in Amsterdam, der aus diesem Denken heraus ohne Gebäude für religiöse Gruppierungen hochgezogen wurde, beherbergt heute über 140 Migrantenkirchen, Tempel und Moscheen. Vor allem die Pfingstgemeinden sind in diesem ärmsten Stadtteil von 81.000 Bewohnern sehr tatkräftig. Laut einer kürzlich publizierten Studie erbringen Glaubensgemeinschaften soziale Leistungen im Wert von 7,65 Mio. Euro pro Jahr – mit Angeboten wie Foodbanks, Gesundheitschecks, Bildungsarbeit und Unterstützung für randständige Familien.

Inwiefern es für Jugendliche relevant ist: Polizeisprecher Gregory van Geene schrieb, dass »wir bei der Polizei die Macht dieser Gemeinschaften« und ihre »zunehmend wichtige Rolle in der Gesellschaft in diesen Zeiten der Unsicherheit und Polarisierung« anerkennen. Eine (ältere) Studie der EKD zeigt: Über die Hälfte der christlichen Jugend in Deutschland zwischen 18 und 26 Jahren ist sozial engagiert. Das heißt in Bezug auf die Amsterdamer Studie: Christliche Jugendliche haben die Macht, das Gesicht ihrer Stadt zum Positiven zu verändern. Viel jugendliches Engagement entsteht aus ihrer Verbindung mit einer Kirche heraus, wie z.B Ende Oktober in Österreich die 72 Stunden ohne Kompromisse mit der katholischen Kirche.

Du willst einen Tipp, wie du das soziale Engagement von Jugendlichen boostet? Eine Umfrage von Bertelsmann zeigte, dass Jugendliche, die in ihrem Engagement gesehen und ernst genommen werden, dieses noch vertiefen.

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Mir ist kürzlich aufgefallen, dass es nicht die Locals sind, die aufdringlichen Bettlern in der U-Bahn Geld geben. Nein, es sind die Einwanderer, die selbst fast nichts haben. Oder Jugendliche wie mein Sohn. Denen es egal ist, ob Betteln in der U-Bahn erlaubt ist oder nicht oder ob der Bettler zu einer organisierten Bande gehört. Sie wissen »Das könnte ich sein« und geben. – Priscilla
Frag deine Jugendlichen: Glaubst du, dass Jugendliche den Unterschied machen können in einer Stadt? Hast du dich schon einmal sozial engagiert? Wie hast du das erlebt?

3. Unbarmherzige Diskussion um christliche Musik

Worum es geht: Christliche Musik erlebt gerade einen Aufschwung unter jungen Leuten, die über TikTok und Streaming-Plattformen glaubensbasierte Musik entdecken. Das Wall Street Journal berichtet, dass christliche Songs seit letztem Jahr zu den fünf am schnellsten wachsenden Genres gehören. O'Bros. Forrest Frank. Josiah Queen. Brandon Lake. Maik the Maker. Vu.Anesa. Luna Simao. Ihre Bekanntheit und die Qualität der Musik dieser christlichen Künstler wird durch Kollaborationen mit namhaften Künstlern aus der Musikszene gepusht.

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