Willkommen zum MRJ-Wochenbriefing. Jede Woche beleuchten wir drei Themen, die die Lebenswelt von Jugendlichen prägen.

Vier Gesprächsthemen

1. Du bist in Gruppe 7

Worum es geht: Die Musikerin Sophia James wollte ihren Song »So Unfair« auf kreative Weise bewerben. Dafür postete sie sieben fast identische TikToks, in denen sie entspannt auf dem Sofa liegt, ihr Handy in die Luft hält und locker mit der Kamera spricht – wie mit einer Freundin. Doch das siebte Video traf einen Nerv: Es ging viral mit 80 Millionen Aufrufen.

Warum das wichtig ist: »Wenn du dieses Video siehst, bist du in Gruppe 7«, sagt James mit lockerer Stimme. »Ich weiß nicht, was das über dich aussagt – aber du bist in Gruppe 7. Willkommen!« Was als Marketingidee begann, wurde zu einem Internetphänomen. Menschen begannen, sich mit »ihrer« Gruppe zu identifizieren, Memes zu posten und sich gegenseitig zu grüßen. Der Witz schafft Zugehörigkeit – und inzwischen veranstaltet James echte Treffen mit »Group 7«-Fans.

Frag deine Jugendlichen: Wenn der Algorithmus entscheidet, in welche »Gruppe« du gehörst – wer bestimmt dann eigentlich, wer du bist?

Kannst du mir mit deinen eigenen Worten erklären, was es bedeutet, in »Gruppe 7« zu sein?

2. Was ist gruseliger: Halloween oder Techkonzerne?

Worum es geht: Kinder fürchten sich heute vor Geistern und Spinnen. Erwachsene sollten sich vielleicht eher vor ihren Geräten fürchten. Wir füttern sie mit Daten und sie uns mit Ablenkung. Microsoft zum Beispiel feierte einen Aktienanstieg, der CEO bekommt deshalb 20 Millionen extra, während gleichzeitig das Unternehmen um 15’000 Arbeitnehmer »verschlankt« wurde.

Warum manche sich mit Microsofts Clippy wehren: Seit einigen Monaten kursiert dank eines offenen Aufrufs von Techfluencer Louis Rossmann der Trend, das uralte Microsoft-Office-Helferlein Clippy als Profilbild zu schalten, wenn man mit der übergriffigen Art der Techkonzerne nicht einverstanden ist. Weil Clippy nicht übergriffig war, nicht auf die Nutzerdaten zugriff, sondern einfach nur helfen wollte. Beispiele des Übergriffs:

  • Meta erkennt, wenn Teenager-Mädchen ihre Selfies löschen, und schaltet ihnen danach Sephora-Beauty-Werbung, weil der Algorithmus von einem niedrigen Selbstbewusstsein ausgeht.
  • Adobe nutzte Werke der Abonnenten, um seine KI zu trainieren – und das mit deren Einverständnis. Es stand in den Nutzungsbedingungen.
  • Social-Media-Algorithmen möchten bewusst süchtig nach Content machen, um User länger auf der Plattform zu halten. Deshalb halten Eltern, die in der Tech-Branche arbeiten, ihre Kinder auch fern von Smartphones und Co.
  • Tech-Updates kommen nur noch mit Opt-out daher, anstatt mit Opt-in. Das heißt, man hat nur die Wahl, das Update anzunehmen oder zu gehen.

Vielleicht ist das wahre Horrorhaus also nicht das Spukschloss, sondern unser Bildschirm.

Frag deine Jugendlichen: Was hältst du davon, dass Tech-Konzerne deine Daten nutzen, um ihre KI zu trainieren, die dich dann wiederum bespaßt oder ersetzt?

3. Die Trendwende

Worum es geht: Neue Daten zeigen, dass die Zahl junger Menschen, die sich als transgender oder nonbinär identifizieren, im Jahr 2024 zurückgegangen ist.

Warum das wichtig ist: Laut einer Analyse der Psychologin Dr. Jean Twenge könnte der Höhepunkt der Geschlechtsidentitätsfragen unter Jugendlichen bereits überschritten sein. In ihrem Newsletter Generation Tech schreibt sie: »Amerikaner, die Anfang der 2000er-Jahre geboren wurden, identifizierten sich häufiger als transgender als jene, die davor oder danach geboren wurden. Das Gleiche gilt für die nonbinäre Identität, wenn auch mit einem weniger ausgeprägten Auf und Ab.« Die Datenmenge ist noch begrenzt, und es ist zu früh, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Dennoch deutet sich an: Jüngere Generationen beginnen, anders über Geschlecht zu denken.

Frag deine Jugendlichen: Denkst du, dass Menschen in deinem Alter sich heute häufiger oder seltener als trans oder nonbinär sehen – und warum?

4. Ist das Internet... ein Zombie?

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