Hört auf, junge Christen zu lehren

Hört einfach auf damit. Was auch immer Kirchen unternehmen, um junge Christen zu lehren, scheint nicht zu funktionieren. Junge Christen wenden sich sowohl von traditionellen Auffassungen als auch der Kirche selbst ab. Was ist hier los? Ich glaube, ich habe die Antwort: Es ist an der Zeit aufzuhören, Teenager im Glauben zu unterrichten – und sie stattdessen zu trainieren.

Der Unterschied zwischen Predigen und Trainieren

Es gibt einen Unterschied zwischen Predigen und Trainieren. Training ist ausbilden in Vorbereitung auf einen Kampf. Boxer trainieren für bevorstehende Wettkämpfe. Bis der nächste Boxkampf ansteht, neigen Boxer auch manchmal dazu, fett und faul zu werden. Sobald der Termin für den Wettkampf steht, beginnen die Kämpfer ernsthaft zu trainieren. Warum? Weil sie wissen, dass sie bald gegen einen ernst zu nehmenden Gegner in den Ring steigen werden. Wenn wir wissen, dass wir kurz vor einem Kampf stehen, fangen wir an zu trainieren. Stell dir für einen Moment vor, dass du in einem Mathe-Kurs eingeschrieben bist. Angenommen der Dozent versichert dir, dass du den Kurs auch ohne Prüfung bestehst, egal, wie viel du weißt. Wie viel würdest du deiner Meinung nach dafür lernen? Wie gut würdest du dich in die Materie einarbeiten und diese verstehen? Und wie viel würdest du vom Kurs mitnehmen?

Das Problem, das wir heute in der Kirche haben, ist nicht, dass uns gute Führungskräfte fehlen. Es gibt viele außerordentlich gute Leiter in der Kirche. Das Problem ist, dass diese Leiter nicht gut genug auf die Kämpfe des alltäglichen Lebens vorbereiten. Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Es gibt aktuelle Herausforderungen, die jungen Christen gegenüberstehen. Aber ihre Leiter sind nicht am Training auf diese Kämpfe beteiligt. In Schule, Studium und Ausbildung warten Herausforderungen auf unsere Söhne und Töchter. Die Kirche muss sich um das Training auf ebendiese Kämpfe kümmern und unsere Jugendlichen für diese Herausforderungen vorbereiten. Predigen ohne auf den Alltag vorzubereiten, ist kaum mehr als »blah, blah, blah, blah«. Das ist das Problem mit traditionellen Gemeindeprogrammen. Sie sind oft gut gemeint, strukturiert und informativ. Aber sie sind nicht nachhaltig. Unsere Jugendlichen bekommen oft kein Gefühl für die Dringlichkeit oder Notwendigkeit für die Inhalte. Die Kämpfe, die in Zukunft auf sie warten, sind einfach zu weit weg, um greifbar zu sein. Es ist an der Zeit, das Problem nicht mit unserem Programm, sondern mit unserem Kalender anzugehen. Indem wir damit beginnen, auf Kämpfe vorzubereiten, damit unser Programm zum Training wird.

Das Training zum Programm machen

Vor Jahren habe ich als Jugendpastor angefangen, jährliche Fahrten nach Salt Lake City und Berkeley zu organisieren. Und warum? Ich habe theologische und philosophische Debatten geplant, um meine Jugendlichen auf den größeren Kampf vorzubereiten, dem sie sich eines Tages alleine stellen würden. Wenn du deinen Jugendlichen Theologie beibringst, gibt es keine bessere Methode, als sie in direkten Kontakt mit Menschen zu bringen, die eine durchdachte, aber konträre Theologie vertreten. Mormonen haben die gleiche Terminologie wie Christen, verneinen aber das Evangelium. Um effektiv mit Mormonen zu kommunizieren, müssen wir zuerst verstehen, was wir glauben. Wenn wir junge Menschen in Vorbereitung auf einen Outreach nach Salt Lake City ausbilden, geben wir dem Inhalt unserer Lehre Sinn und Zweck. In ähnlicher Weise erfordern unsere Trips nach Berkeley (wo wir an der UNI mit bekannten Vertreten des Atheismus diskutieren dürfen), Vorbereitung, auf unzählige atheistische Einwände, denen wir auf jeden Fall begegnen werden. Wenn wir wissen, dass unsere Glaubensmeinung getestet wird, setzen wir uns ganz anders mit unseren Lehren auseinander.

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Diese Exkursionen sind nicht einfach, aber sie sind unglaublich wertvoll. Sie verlangen von uns Jugendleitern, gute Apologeten zu werden. Sie verlangen von uns Jugendleitern, dass wir in unserem Kalender Zeit freischaufeln. Damit schaffen wir Platz für die Fahrt und das wichtige Training, mit dem wir uns bereits Monate im Vorfeld vorbereiten. Eine letzte Sache noch: ich habe die Wichtigkeit dieses Ansatzes aus erster Hand erlebt. Mein erstes Jahr als Jugendleiter war mein schwierigstes. Als ehemaliger Designer mit einem starken Interesse an Kunst habe ich mein erstes Jahr damit verbracht, die Gruppenstunden künstlerisch ansprechend aufzubrezeln. Ich kombinierte Musik, Video, Kunst und Theater, um ein attraktives Event zu schaffen, das mehr Unterhaltung als Inhalt war. Die Jugendlichen in meiner Jugendgruppe, die nach meinem ersten Jahr als Jugendreferent an die UNI gingen, waren nicht auf das vorbereitet, was ihnen dort begegnete. Alle bis auf einen entfernten sich von ihrem Glauben. Das hat die Art und Weise stark beeinflusst, wie ich seitdem Jugendarbeit mache. So begann ich, »Kämpfe zu planen« und Jugendliche für echte Herausforderungen im Leben auszubilden. Ich bin zuversichtlich, dass diese Änderung das Leben von vielen Jugendlichen nachhaltig positiv geprägt hat.

Wenn wir unseren Jugendlichen wirklich etwas Gutes tun möchten, müssen wir aufhören, sie zu lehren. Es ist an der Zeit, das Training zum Programm zu machen.

Dieser Artikel wurde zuerst von J. Warner Wallace auf seiner Webseite Cold-Case Christianity veröffentlicht. Übersetzt von Esther Penner.

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