Als Erwachsene gehen wir häufig davon aus, dass insbesondere jüngere Kinder sich keine Sorgen machen oder traurig sein müssen. Schließlich gilt die Kindheit als die unschuldigste und sorgenfreieste Zeit. Doch auch Kinder haben gute Gründe, sich Sorgen zu machen. Die letzten drei Jahre haben uns gezeigt, welche Auswirkungen eine Pandemie auf Kinder haben kann. Wenngleich sich die Lage etwas gebessert hat, können die Auswirkungen der sozialen Isolation und die Angst vor dem Verlust vertrauter Routinen bei Kindern eine erhebliche Verzweiflung auslösen.

Es gibt aber auch viele Sorgen, die nichts mit einer Pandemie zu tun haben. Kinder, die gemobbt werden, unter Einsamkeit leiden, sich zurückziehen oder Lern- und Aufmerksamkeitsprobleme haben, sind einem höheren Risiko für Angststörungen oder Depressionen ausgesetzt.

Ähnlich wie Erwachsene kämpfen auch Kinder mit Ängsten und sogar Depressionen. Allerdings unterscheiden sich die Anzeichen und Symptome bei Kindern häufig von denen der Erwachsenen. Obwohl die Anzeichen von Angst und Depression bei Kindern manchmal unterschwellig sein können, lassen sie sich leicht erkennen, wenn wir genau hinschauen. Als Elternteil ist es wichtig, dass du diese Warnzeichen nicht ignorierst, sobald du sie bemerkst.

Achte genau darauf, wie viel Zeit dein Kind in seinem Zimmer verbringt und hab einen Blick auf die letzten Aktivitäten deines Kindes. Hat es den Eindruck, dass es mehr Zeit allein in seinem Zimmer ist als anderswo und als üblich? Foto unsplash+

Hier sind einige Beispiele dafür, worauf du achten solltest.

1. Soziale Isolation

Ein Indiz für Angstzustände und Depressionen bei Kindern ist, dass sie sich von ihren Bezugspersonen distanzieren. Kinder suchen in der Regel die Gemeinschaft ihrer Familie und Freunde. Achte genau darauf, wie viel Zeit dein Kind in seinem Zimmer verbringt und hab einen Blick auf die letzten Aktivitäten deines Kindes. Hat es den Eindruck, dass es mehr Zeit allein in seinem Zimmer ist als anderswo und als üblich?

Manchmal sitzt ein ängstliches oder depressives Kind nicht wie erwartet vor dem Computer oder Handy. Möglicherweise verbringt es den Tag damit, einfach nur zu schlafen, zu weinen oder ist aufgrund von Sorgen regelrecht gelähmt. Wenn Freunde anrufen oder schreiben, achte darauf, ob dein Kind darauf eingeht oder kaum antwortet. Wenn dein Kind in den sozialen Medien aktiv ist, werfe ein Blick darauf, was es postet oder wie oft es postet. Wenn dein Kind kein Interesse daran zeigt, sein Zimmer zu verlassen oder sich mit Freunden zu unterhalten, könnte mehr dahinterstecken.

2. Stimmungsschwankungen

Ängste und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sehen nicht immer wie Sorgen oder Traurigkeit aus. Manchmal äußern sie sich auch als Wut oder Launenhaftigkeit. Wut oder Gereiztheit gehören bei vielen Teenagern zum Alltag, aber scheint die Wut übertrieben oder ungewöhnlich für deinen Teenager zu sein?

Beobachte auch, ob sich die Stimmung deines Kindes verändert hat.

Vielleicht ist dein Kind in letzter Zeit sehr schweigsam. Das könnte darauf hindeuten, dass es von Gedanken überwältigt ist, die es nur schwer abschalten kann. Foto unsplash+
  • Sieht es ständig besorgt aus oder macht es sich Gedanken über etwas?
  • Ist es frustriert, traurig oder zeigt es überhaupt keine Emotionen – wirkt es distanziert?
  • Hast du dein Kind schon lange nicht mehr lächeln sehen?

Vielleicht ist dein Kind in letzter Zeit sehr schweigsam. Das könnte darauf hindeuten, dass es von Gedanken überwältigt ist, die es nur schwer abschalten kann.

3. Veränderungen im Schlafrhythmus

Ein Kind oder Jugendlicher, der mit Angstzustände und Depressionen zu kämpfen hat, hat vielleicht Probleme damit, einzuschlafen oder durchzuschlafen. Wenn du bei geschlossener Tür am Zimmer deines Kindes vorbeigehst, ist vielleicht noch das Licht an oder es isst mitten in der Nacht einen Snack.

Nicht nur das Einschlafen kann ein Problem sein, manche Kinder mit Angstzuständen und Depressionen schlafen letztendlich auch zu viel.

Sie verspüren möglicherweise keinen Antrieb, aus dem Bett aufzustehen und den Tag zu beginnen. Obwohl sie 8-10 Stunden Schlaf bekommen, fühlen sie sich dennoch erschöpft und unausgeruht.

4. Hoffnungslosigkeit

Mangelnde Motivation oder eine langanhaltende Phase der Apathie sind klare Anzeichen für Angstzustände und Depressionen. Vielleicht hast du dein normalerweise aktives Kind gefragt, was es am Wochenende vorhat, und die Antwort war häufig »nichts«. In den letzten Wochen wurde dies zur gängigen Antwort.

Mangelnde Motivation oder eine langanhaltende Phase der Apathie sind klare Anzeichen für Angstzustände und Depressionen. Foto unsplash+
  • Nachlassendes Interesse an früheren Lieblingsaktivitäten
  • Anhaltende Langeweile und geringe Energie
  • Anhaltende negative Gedanken über sich selbst und andere
  • Häufige Schuldgefühle
  • Übermäßige Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung oder Versagen
  • Zunehmende Reizbarkeit, Wut oder Feindseligkeit
  • Schwierigkeiten beim Aufrechterhalten von Beziehungen
  • Beschwerden über körperliche Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen
  • Häufiges Meiden der Schule oder schlechte schulische Leistungen

Was du tun kannst

Wenn du über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen mehrere dieser Anzeichen bei deinem Kind bemerkt hast, solltest du handeln.

Der beste Ansatz ist, sanft mit deinem Kind über die Veränderungen zu sprechen, die du wahrgenommen hast. Wenn dein Kind damit zögert, zu antworten, versichere ihm, dass du es sehr liebst und dass es normal ist, gelegentlich traurig und ängstlich zu sein. Wenn die Angst das Problem zu sein scheint, ermutige dein Kind, sich der Situation zu stellen, die es ängstlich macht. Durch regelmäßiges Üben wird es mehr Mut fassen.

Der beste Ansatz ist, sanft mit deinem Kind über die Veränderungen zu sprechen, die du wahrgenommen hast. Foto unsplash+

Weitere Maßnahmen, die du ergreifen kannst, sind:

  • Etabliere Routinen für dein Kind und die Familie, um Freude in den Alltag zu bringen, wie Filmabende oder Spieleabende.
  • Achte darauf, dass dein Kind ausreichend Schlaf bekommt, sich tagsüber bewegt und sich ausgewogen ernährt.
  • Ermutige dein Kind zu Pausen von den sozialen Medien.
  • Fördere persönliche Interaktionen mit Gleichaltrigen. Es ist wichtig, dass dein Kind so oft wie möglich mit seinen Freunden in Kontakt bleibt.
  • Führe regelmäßige Gespräche über die psychische Gesundheit der Familie. Du könntest Fragen stellen wie: »Auf einer Skala von 1 bis 5, wie fühlst du dich heute?« oder »Was waren heute deine Höhe- und Tiefpunkte?« oder »Was waren deine Höhe- und Tiefpunkte dieser Woche?«

Die Symptome von Angst und Depression sind in der Regel vorübergehend, können jedoch zu langfristigen Problemen führen, wenn sie nicht behandelt werden. Wenn du bei deinem Kind Anzeichen von Angst und Depression bemerkst, solltest du einen Termin mit einem Therapeuten oder Kinderarzt vereinbaren, um eine mögliche Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.

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Zur weiteren Vertiefung empfehlen wir das Buch Seen: Healing Despair and Anxiety in Kids and Teens Through the Power of Connection(Gesehen: Verzweiflung und Ängste bei Kindern und Jugendlichen durch die Kraft der Verbindung heilen). In diesem Buch werden fünf Hilfsmittel vorgestellt, die Eltern und fürsorgliche Erwachsene dabei unterstützen, Kinder und Jugendliche mit ihren Gefühlen wahrzunehmen und zu hören. Vielleicht hilft dir auch die Zusammenfassung des Buches von Nora Wendt.
Du arbeitest mit Jugendlichen und fragst dich, wie du Eltern unterstützen kannst?

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Dieser Artikel wurde von Dr. Chinwé Williams verfasst und zuerst von Parent Cue veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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