Möglicherweise widersprechen sie deiner Intuition, aber langfristiges Denken macht in einer Welt voller Ungewissheit sowieso keinen Sinn, nicht wahr? Hier sind fünf todsichere Schritte, damit deine Jugendarbeit wieder aufblüht – zumindest kurzfristig.

Langzeitstrategien für Jüngerschaft sind toll, aber seien wir mal ehrlich: oft lassen sie dich – den viel zu wenig gewürdigten Jugendleiter – nicht gut dastehen. Der Blick auf die längerfristige Vision kann oft entmutigend sein, wenn die Kirchenbänke leer bleiben und Gemeindemitglieder anfangen Fragen zu stellen, was du mit deiner Woche so tust.

1. Setze Spaß über Glaubenswachstum

Ist dir bewusst, dass die Liste der Unterhaltungsmöglichkeiten lang ist, die jungen Menschen neben deiner Jugendgruppe zur Auswahl stehen? Sportvereine, Pfadfinder, Netflix, Partys nicht zu vergessen, und diese Discos, in denen man den Personalausweis nicht so genau kontrolliert. Wie um alles in der Welt kommst du auf den Gedanken, mit deiner wöchentlichen Bibelreihe über Nehemia mit solchen gut finanzierten, höchst amüsanten Aktivitäten konkurrieren zu können? Die Antwort: Das kannst du nicht! Stattdessen solltest du dich bemühen, dein wöchentliches Programm so unterhaltsam wie möglich zu gestalten, also mit Spielen, dummen Scherzen und so viel unbegrenzter Handynutzung, wie sie deine Kids aushalten. Denke daran: Die jungen Leute werden sich an nichts erinnern, was du ihnen in der Jugendgruppe beigebracht hast, aber sie werden sich an dich erinnern – sorge also dafür, dass sie einige unfassbar witzigen Erinnerungen mitnehmen, wie z.B. eine alte Toilette zu sprengen oder Angry Birds mit echten Menschen zu spielen.

2. Gib viel Geld dafür aus, der Beste zu werden

Vielleicht fühlst du dich recht klein, wenn du den Blick über deine eigene Gemeinde schweifen lässt – doch wenn du deine Augen auf dein lokales Umfeld und all die Gemeinden dort richtest, dann fühlst du dich als Teil eines mächtigen Heeres.
Das ist falsch: Diese anderen Gemeinden und ihre Gruppen sind deine Konkurrenten, du musst sie fertigmachen. Dies gelingt am besten, wenn du deine Gemeindeleitung unter Druck setzt, das Budget für die Jugendarbeit drastisch zu erhöhen (äußerst hilfreich ist es hierbei zu sagen, dass du die Gemeinde zwei Straßen weiter übertreffen willst). Daraufhin kannst du die Kohle wichtigen Schlüsselbereichen zuweisen – wie Grafikdesign, Marketing, kreativen Werbematerialien und einem »geilen« TikTok-Profil. Wenn du der Beste sein willst, musst du auch investieren wie die Besten.

3. Jugendleiter: Du bist der Star

Kennst du diese dunklen Momente spät abends, wenn du dir überlegst, ob die Jugendarbeit ohne dich überhaupt existieren würde? Du hast recht. Gott ist im wahrsten Sinne des Wortes unsichtbar und zudem heutzutage ziemlich aus der Mode gekommen – also gib deinen Jugendlichen einen Messias, an den sie wirklich glauben können! Stelle dich zu jeder Möglichkeit an vorderste Front, achte darauf, dass dein Gesicht überall gesehen wird, und ziehe in Erwägung, deinen Namen in den Titel deiner Jugendarbeit einzubauen. Die jungen Menschen werden ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu dir als ihrem charismatischen Vorbild entwickeln, und so lange du da bist, kommen sie in deine Gruppe.

Gib deinen Jugendlichen einen Messias, an den sie wirklich glauben können: Dich!

4. Behalte deine Zahlen im Auge

Schön und gut, dass Jesus die Welt mit zwölf Menschen verändert hat, aber wir wollen ihm nicht Unrecht tun, er hatte auch kein Instagram. Tief drin weiß jeder: »Je größer, desto besser« – und wenn dir die Zahlen egal sind, wie sollst du dann den unterschwelligen Wettkampf um den ersten Platz bei Jugendleitertreffen gewinnen? Behalte deine Zahlen im Auge, entwirf beeindruckende Grafiken, die euer Wachstum zeigen, und poste sie online, damit die Menschen das Werk des Herrn bestaunen können.

5. Hilf jungen Menschen, einen »Bereich« für Jesus zu bauen

Dies ist vermutlich der wichtigste Bestandteil der gesamten Strategie. Jugendliche wollen nicht herausgefordert werden – das ist eine altbekannte Tatsache. Stattdessen wollen sie dabei gefördert werden, sich einen Lebensstil voller Konsumoptionen aufzubauen – und deine Jugendgruppe könnte eine davon sein! Es ist allerdings wichtig, dass die Jugendlichen nicht das Gefühl erhalten, du würdest andere wichtige Elemente ihrer Entwicklung beeinträchtigen, wie beispielsweise ihren Sportverein, Zocken, leichtfertige Beziehungen oder heimliche Discobesuche. Aus diesem Grund ist es unverzichtbar, dass du ihre »Zeit mit Gott« in höchstens zwei mundgerechte Portionen einteilst, von denen keine jemals an einem Freitag oder Samstag stattfinden darf. Auf diese Weise wirst du sie niemals dazu zwingen, sich zwischen einem langweiligen Lobpreisabend und einer ausgelassenen Party zu entscheiden…

Worauf es ankommt

Okay, stopp. Du weißt, dass das nicht ernst gemeint ist, oder? Ich schätze, wenn es dir darum ginge, eine Jugendarbeit aufzubauen, die junge Menschen nicht für einen lebenslangen Glauben ausrüstet, würdest du vielleicht so vorgehen. Vielleicht noch beunruhigender ist aber, dass ich in jeder einzelnen dieser fünf Ideen Aspekte aus meinen 20 Jahren Jugendarbeit wiedererkenne. Jugendarbeit sollte aber natürlich nicht so aussehen.

Jugendliche brauchen einen Gott, der groß genug für ihr gesamtes Leben ist. Dies geschieht nur, wenn wir Jugendleiter es zu unserem Ziel machen, Gott den Jugendlichen direkt vorzustellen und dann aus dem Weg zu gehen.—Martin Saunders

Wenn junge Menschen einen Glauben fürs Leben entwickeln sollen, müssen sie verstehen, dass Gott Teil jedes ihrer Lebensbereiche sein will. Nicht weil er uns einschränken will, sondern weil er uns befähigen will, das Leben in Fülle zu leben (Johannes 10,10). Wir müssen den jungen Menschen einen Gott präsentieren, der groß genug ist, dass er ein Teil ihres gesamten Lebens sein kann – Teil des Sportvereins, des Physikunterrichts, Teil von Beziehungen und ja, auch Teil von Discobesuchen – und der nicht nur ein bisschen mit diesen Momenten zu tun hat, sondern in jedem dieser Momente vollkommen präsent ist.

Dies geschieht nur, wenn wir Jugendleiter es zu unserem Ziel machen, Gott den Jugendlichen direkt vorzustellen und dann aus dem Weg zu gehen. Das ist vielleicht nicht besonders in Mode, doch junge Menschen dazu befähigen, eine direkte Beziehung mit Gott aufzubauen, ist bei weitem das bedeutendste und lebensveränderndste, was du für sie tun kannst. Unsere Aufgabe als Jugendleiter:innen besteht nicht darin, die witzigste, charismatischste Person zu sein, die die Jugendlichen kennen oder ihnen jede Woche ihr Spaß-Highlight zu liefern. Sie besteht darin, ihnen zu zeigen, wie sie mit Gott im Zentrum ihres Lebens leben können, und ihnen dann Tag für Tag, Woche für Woche dabei zu helfen, dass er auf lange Zeit auf dem Platz bleibt, der ihm zusteht, bleibt.

Dieser Artikel wurde von Martin Saunders verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Mirjam Mutschler.

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