Carola Holfeld hat gerade eine tolle Wohnwoche hinter sich. Wie plant sie so etwas eigentlich? Worauf hat sie geachtet? Was war ihr größtes Fail? Wir haben bei ihr nachgefragt und sie hat noch den Input von weiteren Jugendleitern reingeholt, um uns möglichst viele Tipps zu geben.

Hey Carola, du hast kürzlich behauptet, dies war eine deiner »besten Wohnwochen überhaupt.« Wie kamst du dazu, das zu sagen... und was ist eigentlich eine Wohnwoche?

Also ehrlich gesagt, habe ich diesmal gar keine richtige Wohnwoche gemacht. Eine Wohnwoche geht klassischerweise eine ganze Woche lang. Die gesamte Jugendgruppe quartiert sich in den Räumlichkeiten der Kirche ein und lebt den ganz normalen Schulalltag miteinander. Eine WG auf Zeit also. Eine Wohnwoche findet bewusst während der Woche statt, so dass die Jugendlichen intensiv den Alltag miteinander teilen und einfach ganz viel Zeit miteinander verbringen können. Bei uns war es diesmal anders. Unser Teenkreis ist zurzeit so klein, da haben wir uns auf drei Tage beschränkt. Außerdem sind wir gerade nur Mädels und somit in einer einzigartigen Konstellation, wo viel Tiefgang und gute Gespräche quasi vorprogrammiert sind. Darauf hatte ich mich dieses Jahr sehr gefreut und es war wirklich genial. Zwischen Sandwichmakern, Abendandachten und viel zu wenig Schlaf entfaltet sich in einer Wohnwoche eine Dynamik, die weit über das hinausgeht, was ein gewöhnlicher Gruppenabend leisten kann.

Wie strukturiert man eine Wohnwoche denn?

Während das normale Jugendprogramm die Jugendlichen aus ihrem Alltag herausholt, bietet die Wohnwoche das Potenzial, den Glauben und die Gemeinschaft in den Alltag hineinzuholen. Ganz grob gesagt, besteht eine Wohnwoche aus vier Elementen, die sich jeden Tag wiederholen:

  1. Jeder geht zur Schule/zur Arbeit. Das normale Leben mit allen Terminen und (fast) allen Hobbys geht weiter
  2. Zeit miteinander verbringen, freies Spiel
  3. Miteinander essen
  4. Geführtes Programm am Abend, mit geistlichem Input und Raum für tiefe Gespräche

Meine diesjährige Wohnwoche begann mit einem gemeinsamen Abendbrot am Mittwochabend und endete mit dem gemeinsamen Aufräumen am Samstagmorgen.

Dann hatten die Mädels Zeit, sich zu Hause auszuruhen, Schlaf nachzuholen, mal in Ruhe zu duschen und am Sonntagmorgen haben wir dann noch zusammen den Gottesdienst geleitet.

Die unterschiedlichen Schulwege haben uns einige logistische Knobeleien eingebrockt, die wir aber gut lösen konnten.

Mittagessen hat sich jeder selbst gemacht, sozusagen im Schichtbetrieb, da ja alle zu unterschiedlichen Zeiten aus der Schule kamen. Ich stellte Sandwichzutaten und Cornflakes zur Selbstbedienung auf den Tisch und jeder räumte hinter sich ab.

Von 13 bis 17 Uhr gab es kein offizielles Programm, jeder konnte den Nachmittag nach Belieben gestalten. Spiel und Sport hat sich alles spontan ergeben. Wir haben diesmal auch einen kleinen Gebetsraum eingerichtet, falls jemand mal in Ruhe vor Gott kommen wollte.

Ab 17 Uhr ging es mit gemeinsamen Kochen los und dabei teilten wir uns in Teams für Kochen und Abwaschen ein. Ein befreundeter Jugendleiter hat in seiner Wohnwoche unterschiedliche Leute aus der Gemeinde eingeladen, abends mit den Teens zu kochen. Das kam bei allen super an.

Abends fand ein »normales« Teen-Programm statt mit Singen, Input, Austausch und Gebet. Wir haben diesmal auch einen Worshipabend mit Abendmahl durchgeführt. Und als Highlight der Woche sind wir am Freitagabend gemeinsam Bowlen gegangen. Das Abendprogramm sollte Pflicht sein, am besten auch das gemeinsame Essen.

Da wir einen Output geplant hatten, also den Gottesdienst, habe ich für die Wohnwoche ein geistliches Thema gewählt, das wir auch gut im Gottesdienst verwerten konnten: Paulus und Silas Missionsreisen.

Das Thema des Gottesdienstes war dann »Lobpreis um Mitternacht«. Die Teens wurden dazu von mir interviewt, außerdem moderierten sie eine interaktive Umfrage mit den Gotesdienstbesuchern, ein Mädchen hat mit mir gemeinsam gepredigt und die anderen haben moderiert. Sie waren total gehypt durch die tolle Wohnwoche und rissen die Besucher mit ihrer Leidenschaft und Fröhlichkeit förmlich mit. Frühere Themen von Wohnwochen, die ohne Output waren, waren z.B. Persönlichkeit, Identität, Gaben und Geistesgaben.

Meine Jugendleiter-Kollegen starteten ihre Wohnwoche direkt am Sonntag nach dem Gottesdienst und zogen durch bis zum Samstag darauf. Kollegin Tabea ist sicher: »Dieser zeitliche Rahmen ist optimal, da man so am Samstag alles geputzt und keinen Stress am Sonntagmorgen hat. Einmal hatten wir auch nur 4days von Do bis So, da war das nämlich anders.«

Was, würdest du sagen, ist das wichtigste Ziel der Wohnwoche?

Unser Anliegen mit dieser Woche ist es vor allem, die Gemeinschaft zu stärken.

Wie habt ihr eure Wohnwoche finanziert?

Wir haben die Kosten fürs Essen kalkuliert und mit den Tagen der Wohnwoche multipliziert. Den Ausgang haben wir aus der Jugendgruppenkasse bezahlt. Für eine ganzwöchige Wohnwoche fallen meist Kosten zwischen 40 und 60 EUR für Essen und ein Special Event an, die Unterkunft wird normalerweise gratis von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

Welche Tipps haben Jugendleiter für die Logistik?

  • Zeitpunkt der Wohnwoche: Führe die Wohnwoche kurz vor oder nach der Zeugnisabgabe durch, wenn keine Tests in der Schule anstehen.
  • Genügend Räume. Schlafräume nicht direkt neben Aufenthaltsräumen. Ein Stille-Raum, wo man nicht spricht, sondern einfach selber Zeit mit Gott verbringen kann.
  • Fahrt zur Schule: Teens selber vorher klären lassen oder Fahrtenliste erstellen, um zu garantieren, dass jeder in die Schule kommt
  • Überblick & Leitung: Einer hat den Überblick und ist für Orga, Einkauf etc. zuständig. Wohnwoche nicht alleine leiten. Eine gute Co-Leitung ist Gold wert. 
  • Essen nur abends warm, mittags gestaffelt essen, Sandwichbuffet und Müsli (Sandwichmaker ist Gold wert!)
  • Einverständniserklärung der Eltern direkt bei der Anmeldung abfragen
  • Kläre mit einer Person aus der Gemeinde(leitung) ab, ob man sich bei Troubleshooting an sie wenden kann, also wenn gröbere Probleme auftauchen.

Welches war das beste Spiel der Wohnwoche?

Also bei uns ist Versteckis im Dunkeln immer sehr beliebt. Bei anderen Wohnwochen ist das Mörderspiel das Highlight. Jeder zieht einen Namen, den er dann umbringen muss. Wer zuletzt noch am Leben ist, hat gewonnen. Ähnlich auch Among us real life.

Spontane Sportaktionen sind ebenfalls klasse und bei uns war natürlich das Bowlingspiel am Ende der Wohnwoche DAS Highlight!

Hattet ihr ein Ritual, dass ihr auf jeden Fall weiterempfehlen würdet?

Jeden Abend Zeit zum Erzählen und füreinander Beten – das war unser wichtigstes Element. Da wurde es oft richtig tief.

Würdest du Wohnwochen-Outputs wie eure Gottesdienstgestaltung weiterempfehlen?

Hmmmm. Für diesmal war es perfekt, wir waren eine kleine Gruppe und es war ziemlich easy, die Teens in einem von mir gesetzten Rahmen einzubinden und sozusagen »zum Leuchten zu bringen.« Der Effekt auf die Gemeinde war wirklich schön. Von Jugendleiterin Tabea habe ich gehört, dass sie mal eine Auto-Saug-Aktion durchgeführt haben, bei der Gemeindemitglieder ihre Autos zur Kirche bringen konnten. In erster Linie würde ich aber empfehlen, sich auf die Gemeinschaft innerhalb der Jugendgruppe zu konzentrieren. Manchmal helfen Aktionen, die Gemeinschaft zu fördern, manchmal nicht. Was passt bei dir?

Was war dein persönliches Fail als Jugendleiter während der Wohnwoche und warum?

Haha, also da gibt es gleich mehrere Fails, von denen ich und meine Kollegen berichten können. Zum Beispiel haben wir mal ne Wohnwoche während der Hauptklausurenzeit der Schule geplant. Oder wir haben die Kids am Nachmittag nach Hause geschickt zum Ausruhen und Duschen, danach waren sie die ganze Nacht topfit und wach. Tabea erzählt: »Ich dachte, wenn ich alles gut plane, läuft es automatisch. Aber der Alltag bringt Unwägbarkeiten mit sich. Manche kommen zu spät zum Kochen, andere tauchen nachmittags gar nicht mehr auf. Das muss man aushalten lernen. Als Leiterin muss ich außerdem lernen, auch in so einer Woche gut auf mich selbst zu achten, denn sonst können mich Kleinigkeiten gegen Ende der Woche doch ziemlich leicht aufregen.« Ein anderer Jugendleiter gesteht: »Ich hatte in einem Jahr zu wenig Vertrauen in die Gruppe – und habe mich deshalb nicht getraut, die Wohnwoche durchzuführen. Allerdings gab es in dem Jahr auch keine zweite Person, mit der ich es hätte wuppen können.« Kollege Jonathan bestätigt, dass es sehr schwierig werden kann, wenn 25 Jugendliche zusammen leben. »Als Leiter kann das sehr herausfordernd sein, jeden dazu zu bringen, die nötigen Aufgaben zu machen, dass es klappt.«

Meine Kollegin Tabea fasst zusammen: »Wohnwochen sind herausfordernder als Freizeiten. Hätte ich nicht gedacht, da man in den eigenen Räumen ist. Aber da der Alltag weiter geht und mit einem Programm verbunden wird, kann das zu Unzuverlässigkeit, Unübersichtlichkeit und Konflikten führen.«

Was war das Highlight eurer Wohnwoche?

Die besonderen Aktionen wie Bowling oder Schlittschuhlaufen bleiben unvergesslich. Aber: Das Highlight einer Wohnwoche ist definitiv die gewachsene Gemeinschaft und die Schritte, die Einzelne im Glauben machen. Meine Kollegen und ich erleben das jedesmal und deshalb lieben wir Wohnwochen und freuen uns danach bereits wieder auf die nächste 😄.

Danke für deine Tipps, Carola!

Bitte, gern geschehen, Priscilla. Und wenn ihr eine Frage habt, die euch bezüglich der Jugendarbeit auf dem Magen liegt, dann trefft mich doch am besten beim nächsten Kollegialen Coaching von MrJugendarbeit per Zoom! Es folgen noch einige Templates und Beispiele für eine Wohnwoche.

Beispiel-Wohnwoche von Mittwoch bis Samstag

Mittwoch
18.00 Uhr Einzug ins Gemeindehaus
19.00 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Session 1: Input und Austausch
21.00 Uhr Einrichten Gebetsraum
22.00 Uhr Evtl. Gute Nacht Geschichte 😊

Donnerstag
17.00 Uhr Essen kochen – Team 1, 3 Mädels
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Session 2: Input
20.30 Uhr Gebetsabend im Gebetsraum: Buße, Anbetung, Lobpreis,
Bitten, Abendmahl, gegenseitig segnen

Freitag
13.30 Uhr warmes Mittagessen
16.00 Uhr Session 3: Input und Vorbereitung des
Gottesdienstes am Sonntag, alles einmal durcharbeiten und üben.
18.30 Uhr kaltes Abendbrot mit Team 2 vorbereiten (Salat, Wraps, Toast)
19.00 Uhr Abendbrot essen
20.00 Uhr Aufbruch zum Bowlen
22.30 Uhr zurück und evtl. je nach Stimmung late night Programm, was
man sonst noch so machen kann, Movie night, Spiele, ...

Samstag
9.30 Uhr Frühstück im Chill Modus, Reflexion der WG-Tage, geistlicher
Abschluss, Gebetsgemeinschaft und Segen, letzte Absprachen wg Sonntag-Godi – alles klar? Aufräumen und Putzen

Beispiel Wohnwoche Sonntag bis Samstag

Sonntag
13.00 Uhr Mittagessen, anschließend Sport in der Halle
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Dienste
19.30 Uhr Input
20.30 Uhr Bouldern
23.00 Uhr Schicht im Schacht

Montag bis Freitag
06.00 Uhr Morgengebet
06.30 Uhr bis 08.00 Uhr Frühstücksbuffet
08.00 Uhr bis 13.30 Uhr Schule
14.00 Uhr bis 15 Uhr Mittagsbuffet
15.30 Uhr Dienste
16.00 Uhr Hausaufgaben / Freizeit
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Dienste
19.30 Uhr Input
20.30 Uhr Bouldern / Lobpreisabend / Casinoabend / Dunkelspiel
23.00 Uhr Schicht im Schacht

Samstag
08.00 Uhr bis 09.00 Uhr Frühstücksbuffet
09.00 Uhr bis 09.30 Uhr Aufräumen
09.30 Uhr Ausflug
14.30 Uhr Schluss

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