Als wir durch die Aufhebung des Lockdowns endlich wieder mit der Indoor-Jugendarbeit beginnen durften, konnte ich meine Freude kaum zurückhalten. Wir durften endlich wieder durchstarten und Zeit mit Jugendlichen vor Ort verbringen! Wir haben keine Zeit verschwendet und gleich unser Nachmittagsprogramm wiederbelebt. Damit bieten wir den weiterführenden Schulen vor Ort Unterstützung in Form von therapeutischen Gruppen an. Die letzten Monate waren eine Mischung aus freudigem Wiedersehen, unbeholfenem Restriktionsmanagement und viel ermüdendem Organisationsaufwand sowie herzzerreißenden Gesprächen über den ganzen Stress des vergangenen Jahres.

Der Übergang von Monaten ohne persönliche Jugendarbeit zu einem fast täglichen Kontakt mit Jugendlichen war nach einem Jahr Lockdown ziemlich überwältigend. Aber es war eine augenöffnende Zeit und bestätigend für meine Berufung. Hier sind ein paar meiner Gedanken dazu.

1. Sich um das eigene Wohlergehen zu kümmern, ist jetzt genauso wichtig wie zum Höhepunkt der Pandemie

Man könnte leicht denken, der Neustart der Jugendarbeit würde ganz einfach automatisch funktionieren. Denn, die Einschränkungen werden gelockert und das Leben kehrt wieder zu mehr „Normalität“ zurück. Vielleicht freust du dich unglaublich darauf, wieder mit Jugendlichen zu arbeiten und kannst problemlos in ein schnelleres Lebenstempo zurückkehren. Vielleicht kämpfst du aber auch mit dieser Realität und fühlst dich völlig überfordert und unfähig. Du hast keine Ahnung, wie um alles in der Welt du das früher überhaupt geschafft hast! Wenn das auf dich zutrifft, sind deine Gefühle völlig berechtigt. Ich hatte definitiv Momente, in denen ich mich genauso gefühlt habe.

Neben den positiven Erfahrungen im vergangenen Jahr, war die Zeit doch von Traumata, Enttäuschungen und Verlusten geprägt. Vielleicht bist du noch immer dabei, dies zu verarbeiten. Vielleicht musstest du mit tiefer persönlicher Trauer umgehen oder mit dem völligen Rückzug von Jugendlichen. Vielleicht sind sogar einige ehrenamtliche Jugendmitarbeiter:innen ausgestiegen. Was auch immer du erlebt hast, es fordert möglicherweise immer noch seinen Tribut. Deshalb ist für dich wichtig, auf deinen Körper und deine Gefühle zu hören und es nicht zu übertreiben. Gott hat mich daran erinnert, dass wir aus einer Mangelsituaton heraus unmöglich auf lebensspendende Weise tätig sein können. Deshalb müssen wir auf uns selbst aufpassen.

2. Es braucht die Jugendarbeit (und Jesus!) mehr als je zuvor

Die Not junger Menschen, vor allem in Bezug auf ihr mentales und emotionales Wohlbefinden, ist derzeit kolossal. Obwohl dies die Wichtigkeit der Jugendarbeit immens bestätigt, kann es auch überwältigend sein. Das ist ein weiterer Grund, warum es gerade jetzt so wichtig ist, auch auf unser eigenes Wohlbefinden zu achten. Ich habe mit einer Reihe von Jugendlichen in einer örtlichen Schule in therapeutischen Gruppen gearbeitet. Sie erzählten von extremen Angstzuständen, Selbstverletzungen, Selbstmordgedanken und dem Gefühl, unter immensem Druck vonseiten der Schule zu stehen, die nicht will, dass sie aufgrund des vergangenen Jahres in ihrer Bildung zurückfallen.

Gott ist am Werk, und obwohl er nicht das getan hat, was ich eigentlich wollte oder erwartet hatte, ist es mehr, als ich mir hätte vorstellen können.

Ich war noch nie überzeugter davon, wie wichtig nicht nur die Jugendarbeit ist, sondern auch, wie sehr junge Menschen Jesus brauchen. Es gab in letzter Zeit einige Gelegenheiten, bei denen mir einzelne Personen ihre Probleme mitgeteilt haben. Jesus ist der Einzige, der die Freiheit und die Antworten geben kann, die sie brauchen. Und, als christliche Jugendmitarbeiter:innen tragen wir eine Verantwortung dafür, unseren Jugendlichen Jesus nicht nur vorzuleben, sondern ihnen auch wirklich von ihm zu erzählen. Ich weiß, dass das in manchen Kontexten viel schwieriger ist als in anderen (in einigen unserer Schulkontexte wäre es zum Beispiel nicht angebracht). Gleichzeitig gibt es nichts, was uns davon abhält, für die Jugendlichen zu beten, mit denen wir arbeiten. Wir sind das einzige Hindernis in diesem Szenario. Ich war im vergangenen Jahr schon enorm herausgefordert, an meinem Gebetsleben zu arbeiten, aber jetzt, wo ich die Not aus erster Hand beobachtet habe, kann ich gar nicht anders, als für die Jugendlichen zu beten, mit denen ich arbeite.

3. Gott ist auch in den kleinen, zaghaften Neuanfängen am Werk

Zahlen mit Erfolg gleichzusetzen ist verlockend. Genauso wie der Wunsch, so viele Jugendliche wie möglich möglichst bald in unsere Jugendgruppen und -programmen wiederzusehen. Deshalb müssen wir kreativ sein und sicherstellen, dass wir die staatlichen Beschränkungen dabei trotzdem einhalten. Auch wenn der Bedarf groß ist, heißt das nicht, dass alle unsere Jugendlichen sofort wieder zu den Aktivitäten kommen. Oder dass scharenweise neue vor der Tür stehen. Vor allem Eltern sind vielleicht immer noch etwas zögerlich, wenn es um die Teilnahme ihrer Kinder an Jugendgruppen geht. Wenn wir also anfangs keine großen Teilnehmendenzahlen haben, sollten wir uns nicht mit der Enttäuschung aufhalten, sondern uns stattdessen darauf konzentrieren, was Gott unter denen bewirkt, die da sind.

Ich war zunächst ein wenig enttäuscht, dass unser Nachschulprogramm nicht sofort nach der Wiedereröffnung voll war. Abgesehen davon durften wir sowieso nicht so viele Jugendliche in den Räumlichkeiten. Aber nachdem ich diese Enttäuschung einmal zur Seite gelegt hatte, erkannte ich, wie Gott unter den Teilnehmenden eine unglaubliche Einheit geschaffen hat. Anstatt von zahlreichen Grüppchen von Freund:innen, die überall im Raum verstreut waren, sind die Jugendlichen zu einer großen Freundschaftsgruppe zusammengewachsen. Das ist völlig neu für uns und eine echte Gebetserhörung. Wir wollten diese Zeit des Neustarts als Gelegenheit nutzen, um die Kultur, die wir im Nachschulprogramm entwickeln wollen, neu zu etablieren. Gott ist am Werk, und obwohl er nicht getan hat, was ich eigentlich wollte oder erwartet hatte, ist es mehr, als ich mir hätte vorstellen können.

Wie auch immer der Neustart deiner Jugendarbeit im Moment aussieht, ob sie schon wieder voll im Gange ist oder ob du noch am Reißbrett sitzt und versuchst herauszufinden, was du überhaupt tun solltest: Ich bete dafür, dass du ermutigt wurdest, weiter durchzuhalten. Jugendliche brauchen uns, und sie brauchen Jesus mehr denn je.

Wir sind das Produkt: Wie helfen wir Jugendlichen, das »Social Dilemma« zu lösen?
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