Willkommen zum MRJ-Wochenbriefing. Jede Woche beleuchten wir drei Themen, die die Lebenswelt von Jugendlichen prägen. Doch zunächst die wichtigsten Schlagzeilen der Jugendkultur dieser Woche im Überblick:

  1. Der Labubu-Trend ist jetzt auch in Deutschland angekommen: Gen Z liebt die »hässlich-süßen« Monsterfiguren, die man zufällig per Blind Box kauft.
  2. Gefahr für Jugendliche: Energy Drinks sollen in der Schweiz verboten werden.
  3. Das Gaming-Portal IGN bezeichnet das neue Nintendo-Videospiel »Donkey Kong Bananza« als »schockierend gut«.
  4. Hat Superman gerade die klassische Pressekonferenz gekillt? Warum TikTok-Videos jetzt Hollywood-Stars vermarkten.
  5. »South Park« zeigt Trump mit Satan im Bett und der US‑Präsident ist maximal beleidigt.

Doch nun zu den Themen, die uns diese Woche besonders beschäftigen:

Der Song »Tau mich auf« von Zartmann hält sich seit Monaten hartnäckig in den oberen Plätzen der deutschen Single-Charts. Der Liedtext offenbart einen Sänger mit narzisstischer Haltung, der sich wünscht, von seinem Gegenüber ›aufgetaut‹ zu werden, weil er allein nicht aus seiner emotionalen Kälte herauskommt. Er sucht einen ›Cheerleader‹, der ihm zeigt, dass das Leben lebenswert ist, gibt aber gleichzeitig offen zu, dass sich am Ende alles um ihn selbst dreht. Es ist erstaunlich, wie Künstler heute mit völliger Offenheit ihre inneren Kämpfe öffentlich machen. Sie zeigen ihre depressiven, selbstbezogenen und kaputten Gedankenwelten – vergleichbar mit einem holländischen Wohnhaus mit Glasfronten, das den Passanten einen ungehinderten Blick ins Innere ermöglicht. Gerade diese radikale ›Echtheit‹ kommt bei Jugendlichen extrem gut an. Zartmann festigt seinen Erfolg vor allem durch TikTok, wo er mit seinem jungen Publikum in Verbindung steht.

Drei Gesprächsthemen und eine »Good News«

1. Piercings und andere Vorurteile

Worum es geht: Der Begriff »Septum Theory« kursiert derzeit online und beschreibt die Annahme, dass Personen – vor allem Frauen – mit Septum-Piercings emotional instabil seien und deshalb nicht ernst genommen werden sollten.

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Septum-Piercing
Ein Septum-Piercing bezeichnet ein Piercing zwischen den Nasenlöchern. Besonders bei Jugendlichen beliebt, dient es oft als Ausdruck persönlicher Individualität oder als modisches Statement.

Warum das wichtig ist: Die meisten Nutzer, die »Septum Theory« in Kommentarspalten schreiben, erklären gar nicht, was diese Theorie eigentlich besagt. Ursprung der Diskussion ist ein Tweet aus dem Jahr 2017 von Torraine Walker. Er behauptete damals, dass ein Nasenring im Septum meist ein Zeichen dafür sei, dass die Trägerin eine radikale Feministin wäre, die Männer hasst. Mittlerweile ist der Begriff weiter eskaliert. TikTokerin @osiekaplan etwa sagt, Frauen mit Septum-Piercings machten »Traumata zu ihrem Persönlichkeitskern«. Diese Verallgemeinerungen bieten einen idealen Anlass, um darüber ins Gespräch zu kommen, ob und weshalb es problematisch sein könnte, Menschen aufgrund ihres Kleidungsstils oder ihrer Körperschmucks Vorurteile entgegenzubringen.

Frag deine Jugendlichen: Hat dich schon einmal jemanden verurteilt, bevor er dich wirklich kannte? Warum passiert uns das so schnell?
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2.  Wenn peinliche Situationen viral gehen

Worum es geht: Ein kurzes Video, das seit bald zehn Jahren als Meme durchs deutsche Netz geistert, hält Gen-Alpha-Jungs davon ab, den Busfahrer zu bitten, die Türen nochmals zu öffnen, wenn sie den Ausstieg verpasst haben. Sie haben Angst, in einer peinlichen Situation gefilmt zu werden und daraufhin viral zu gehen. Tatsächlich wurde der Junge aus dem »Ich muss raus«-Video wegen des Videos jahrelang gehänselt und gemobbt.

Ähnlich peinlich und brandneu im Netz: Das Video eines fremdgehenden Paares, das sich während eines Coldplay-Konzerts innig umarmt und anschließend in Panik verfällt, nachdem es sich selbst auf dem Stadionbildschirm entdeckt hat.

Warum das typisch für Gen Z ist: Die junge TikTok-Nutzerin, die das Video des vermeintlich fremdgehenden Paares hochgeladen hat, kommentierte ihre Aktion mit den Worten: »Play stupid games, win stupid prizes« (sinngemäß etwa: »Wer dumm handelt, muss mit dummen Konsequenzen rechnen«). Der Kommentar der TikTokerin repräsentiert dabei treffend ihre Generation, die permanent damit rechnen muss, gefilmt und bewertet zu werden. In einer solchen Realität erscheint ein Seitensprung vor Tausenden Zuschauern geradezu absurd naiv. 

Frag deine Jugendlichen: Würdest du ein Video posten, das eine peinliche Situation zeigt? Warum oder warum nicht?

3. Wenn Kurzvideos dein Gehirn lahmlegen

Worum es geht: Zerstören kurze, von KI generierte Videos unsere Fähigkeit zum klaren Denken? Ein aktueller Artikel auf Vox beleuchtet, wie diese smartphone-optimierten Clips unser Gehirn beeinflussen.

Warum das wichtig ist: Instagram Reels und YouTube Shorts existieren neben TikTok schon seit einigen Jahren. Doch mittlerweile begegnet uns dieses Videoformat überall – nicht nur auf Social Media, sondern zunehmend auch auf Nachrichtenseiten und Musikplattformen. Ein Grund dafür: KI-Tools wie Googles Veo 3 erlauben eine immer schnellere und leichtere Produktion dieser vertikalen Clips. Manche dieser Inhalte sind technisch beeindruckend und unterhaltsam; doch die überwiegende Mehrheit ist bedeutungsloser, teils absurder »KI-Brei«. Forscher warnen bereits davor, dass dieser »Brei« langfristig unsere Konzentration und unser Gehirn schädigt.

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