Gegenüber von unserem Haus ist ein leeres Grundstück. Wenn es stark regnet, ziehen die Kinder aus der Nachbarschaft ihre Regenklamotten an, hüpfen in ihre Gummistiefel und machen sich auf den Weg zu dem leeren Grundstück, wo sie durch Schlammpfützen stapfen, rollen und rutschen. Sogar durch den prasselnden Regen kann man ihre Freudenschreie hören, wenn sie ihren Körper mit einer neuen Schlammschicht bedecken.

Als Kind macht es Spaß, sich schmutzig zu machen. Es macht Spaß, sich von Kopf bis Fuß zu beschmieren! ORHAN KAYA

Als Kind macht es Spaß, sich schmutzig zu machen. Es macht Spaß, sich von Kopf bis Fuß zu beschmieren! Manchmal sehe ich ihnen durch das Fenster zu, und es sieht wirklich nach Spaß aus.

Aber ich bin erwachsen. Und ich habe einen ernsten Job. Ich muss über Dinge nachdenken, die eine Ewigkeitsperspektive haben. Ich muss Predigten und Bibelarbeiten schreiben, griechische Wortwurzeln erforschen und wichtige Gespräche führen. 

Als erwachsene Christen nehmen wir uns vielleicht zu ernst. Vielleicht brauchen wir einen guten Sprung in den Schlamm.

Die Jünger Jesu waren auch ernst. 

Sie mussten Heilungen durchführen, Massenspeisungen organisieren, sich mit den Pharisäern und Sadduzäern auseinandersetzen und die wachsende Menge unter Kontrolle halten. Es ging auch um Geld. Es ging um Verpflegung und Unterkunft für eine schnell wachsende Gruppe von Jüngern und Followern. 

Als die Kinder auftauchten, wurden sie von den Jüngern ausgesperrt. Lästige, unreife Parasiten. »Hey, verzieht euch!«, rief wahrscheinlich einer.

Und weil er der Jesus ist, den wir zu kennen glauben, der uns aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, schimpft er mit seinen Jüngern, ignoriert die Erwachsenen und lädt die Kinder ein, mit ihm herumzualbern. Er hat ihnen sogar eine Lektion erteilt:

»Lasst die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht zurück, denn Menschen wie ihnen gehört Gottes Reich« (Lukas 18,16).

Ich habe das Gefühl, dass mir oft vorgeworfen wird: »Du bist doch nur ein großes Kind« – vielleicht eines der größten Komplimente meiner Karriere. Ja! Das bin ich wirklich! Und solange die anderen großen Kinder und ich hier etwas zu sagen haben, werden wir auch weiterhin einige Gottesdienste mit viel Konfetti beenden und Mitarbeitertreffen abhalten, bei denen wir uns darüber freuen, was das in unserer Gemeinde auslöst. 

»Du bist doch nur ein großes Kind« – vielleicht eines der größten Komplimente meiner Karriere. Thomas Schütze

Wir werden weiterhin Zitate aus Herr der Ringe in unseren Predigten verwenden, lustige Zettel im Gemeindebüro verteilen, inspirierende Poster an die Wände des Gemeindehauses kleben und Air-Soft im großen Saal spielen.

Wir werden weiterhin die kindlichen Möglichkeiten nutzen, die mit dem Wort »vielleicht« verbunden sind, wenn wir über die Dinge des Reiches Gottes nachdenken.

Vielleicht müssen wir weniger an den Feinheiten der Theologie arbeiten und mehr an unserer Vorstellungskraft.

Vielleicht sollten wir weniger Sitzungen abhalten und mehr Zeit miteinander verbringen. Vielleicht sollten wir daran glauben, dass jeder von uns das sein kann, wovon er träumt – und vielleicht sollten wir uns gegenseitig ermutigen und an die Träume der anderen glauben. Vielleicht sollten wir damit beginnen, unsere erwachsenen Mitmenschen zum Träumen zu ermutigen.

Vielleicht sollten wir, die wir denken, wir wüssten viel, uns wie neugierige Kinder verhalten, die offen zugeben, wenig zu wissen, aber begierig darauf sind, mehr zu lernen. Das würde vielen der heiklen theologischen Debatten, die wir Erwachsene so gerne führen, eine völlig neue Perspektive geben.

Vielleicht sollten wir uns eingestehen, dass wir wie Kinder sind, die in Erwachsenenschuhen herumlaufen und Kleider aus dem Kleiderschrank ihrer Eltern tragen. Vor allem, wenn es darum geht, wie Jesus zu sein.

Vielleicht sollten wir an einem Sonntagmorgen Kaugummis verteilen und unserer Gemeinde sagen, dass niemand gehen darf, bevor er nicht eine Kaugummiblase damit gemacht und sie zum Platzen gebracht hat.

Vielleicht sollten wir vorschreiben, dass unser Leitungsteam einen von der Gemeinde bezahlten Erholungsurlaub miteinander verbringt (ohne Diskussionen über Gemeindethemen). Ich wette, sie würden mit mehr Spaß an der Arbeit zurückkommen.

Vielleicht würden mehr Menschen die christliche Gemeinschaft interessanter finden, wenn wir eine wilde Zeit hätten, anstatt bei dem Gedanken daran zusammenzuzucken.

Vielleicht wären unsere Herzen lebendiger, abenteuerlustiger und ausgelassener, wenn wir einfache, vertrauensvolle und unverkrampfte Nachfolger Jesu wären.

Vielleicht könnten wir bei Meinungsverschiedenheiten mit jemandem den Weg eines Kindes gehen, das bereit ist, jeden Tag zu einem neuen Tag zu machen und den Konflikt entweder zu vergessen oder zu vergeben, damit der Kreislauf des Spiels nicht unterbrochen wird. Ein solcher Ansatz würde Ehen und allen anderen zwischenmenschlichen Beziehungen helfen.

Vielleicht gäbe es eine Menge wirklich interessanter Veränderungen, wenn wir anfangen würden, die wesentlichen Elemente eines Kindes zu übernehmen.

Ich könnte mir wahrscheinlich noch viel mehr einfallen lassen und diese Gedanken ausweiten und vertiefen. Aber es regnet. Die Kinder sind schon in ihren Gummistiefeln auf dem Weg zum Grundstück – und ich denke, ich ziehe meine guten Sachen aus und mache mich mit ihnen schmutzig.

Vielleicht gäbe es eine Menge wirklich interessanter Veränderungen, wenn wir anfangen würden, die wesentlichen Elemente eines Kindes zu übernehmen. Vitolda Klein
Dieser Artikel wurde von Rick Bundschuh verfasst und zuerst von ihm in seinem Buch Don’t rock the boat, capsize it: Loving the Church Too Much to Leave it the Way it is (Kapitel 12 »A Church Full of Children – Taking Ourselves Less Seriously«) veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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