Ich stelle mir Thorsten Attendorn als eine Art Lucky Luke der christlichen Landschaft in Deutschland vor. Er hörte den Hilferuf der Überforderung mit der jungen Generation und schritt ein. Nahm seine Expertise und schoss eine Studie auf die Thematik ab, schneller als sein Schatten. Nun sind die Ergebnisse da und wir alle können uns neu auf die christliche Gen Z fokussieren. Eine subjektive Lesung der Ergebnisse.

—Priscilla und das MRJ-Team

PSWurde dir dieser Newsletter weitergeleitet? Melde dich hier an!

Eine Nachricht von Lebenstraum: 


RE:Start am 8. Juni 24 Zum 10-jährigen Bestehen des Lebenstraum-Jahres (www.dein-lebenstraum.com) startet das Jugendevent RE:Start in Uffenheim bei Würzburg mit folgenden Gästen: Tobias Kley (Autor und Speaker), Kira Geiß (Miss Germany 23), Felix Padur und der Band Good WeatherForecast. Tickets und Infos hier: Buche heute noch dein Ticket und komm mit deinen Jugendlichen vorbei! cvents.eu

So tickt die christliche Generation Z

🔬 Wie tickt die christliche Gen Z
Thorsten Attendorn hat am Barna Church CoLab »Discipling Gen Z« teilgenommen und hat selbst eine Befragung von fast 1000 jungen Christinnen und Christen der Gen Z in Deutschland durchgeführt. In dieser Artikelserie teilt er Einsichten und Impulse aus dem CoLab.

Übersichtsseite mit allen Inhalten zum Thema: »Wie tickt die christliche Generation Z?« (Download der Präsentationen, Infografiken, Fragen zur Reflexion, Graphic Recording des Webinars)

I feel you

Was wir aus der Studie lernen: Erfahrungen mit Gott sind der Anker der Hoffnung der christlichen Gen Z. Das Commitment für den Glauben ist da. 

Die christliche Gen Z erkennt Jesus als Dreh- und Angelpunkt ihres Glaubens an.

Es geht vorwärts: Christliche Gen Z-ler erleben sich selbst auf einem Glaubensweg. Die Mehrheit der christlichen Gen Z fühlt Freude und Befriedigung in der Beziehung mit Jesus.

Gefragt, was sie am Glauben haben, nennen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage in erster Linie Wahrheit, Hoffnung, Vergebung, inneren Frieden, dann Wachstum und Heil. Der Glauben gibt ihnen ein klares Paradigma, anhand dessen sie ihr Leben ausrichten könne. Dass der Glaube der christlichen Gen Z den Lebenssinn ausmache, äußert sich hingegen nicht so stark wie bei Vergleichsgruppen in den USA und weltweit. Vielleicht, weil man den großen Gott nicht in eine Kiste mit der Aufschrift »Lebenssinn« stecken möchte?

Stolpersteine

Die Hoffnung der christlichen Gen Z wird so stark auf Gott gesetzt, dass darüber der eigene Beitrag zu einem erfüllten Leben als hoffnungsloser Fall abgetan wird.

Die christliche Gen Z zeichnet, gefragt nach ihrem Selbstbild, ein eher trauriges Bild von sich selbst.

Fast alle sind überzeugt vom persönlichen Interesse Gottes, aber viele haben negative Glaubenssätze in Bezug auf Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Treue rund um Themen wie Schuld, Scham, Perfektion, Selbstwert und -wirksamkeit. Ein Viertel der jungen Christinnen und Christen sehen sich als Versager und 15% sogar als Außenseiter. Es grüßt die deutsche Leistungsgesellschaft.

Die christliche Gen Z fühlt sich oft unsicher und ohne Support. Aus irgendeinem Grund hat sie aber trotzdem den Anspruch, perfekt zu performen. Perfekt heißt aber für sie nicht unbedingt 100% korrekt, sondern möglicherweise eher 100% authentisch. Denn ein ehrlicher Glaube ist der christlichen Gen Z wichtiger als der informierte oder korrekt ausgelebte Glaube.

Christlichen Jugendlichen fehlen oft Verständnis und Ermutigung für ihren Weg. Jeder Fünfte der christlichen Gen Z hält seinen Glauben für schwach, verwirrt und für schmerzhaft.

»Baustellen scheinen das Gottes- und Selbstbild sowie die Beziehungs- und Gemeindekultur zu sein.«, hält Thorsten Attendorn fest.

Bibellesen beliebt, aber ohne Auswirkung

Die christliche Gen Z ist übrigens »bible-addicted«. Beim Bibellesen überwiegen bei der christlichen Gen Z positive Gefühle: Man fühlt sich geliebt, friedvoll, lebendig und motiviert. Fast allen macht das Bibellesen Freude, davon 60% »viel«. Aber auch Probleme sind der Gen Z beim Bibellesen nicht fremd. Am meisten kämpft sie mit verwirrenden Aussagen und damit, dass das Bibellesen bei ihnen Schuldgefühle auslöst.

Aber: Das Bibellesen bringt der christlichen Gen Z in Deutschland nichts! Einverstanden, das ist jetzt eine steile These. Aber schaut euch mal die Vergleichsdaten mit der weltweiten Barna-Umfrage an: Sie zeigen eine klare, extrem positive Korrelation zwischen Bibellesen, gesundem Selbstwertgefühl, Zugehörigkeitsgefühl zur lokalen Kirche und sozialem Engagement auf. In Deutschland hingegen nichts dergleichen. Das Bibellesen stärkt zwar grundsätzlich den Glauben, wirkt sich aber zu wenig positiv auf die Seele und die Beziehungen aus. Viel Kopf, wenig Herz und Hand.

Auf keinen Fall das Kind mit dem Bade ausschütten

Die deutsche christliche Gen Z bevorzugt Sicherheit in ihrem persönlichen Glauben über Offenheit, wohin der Glaube sie führt. Bei nominellen und kirchlich assimilierten Christen der Open Generation ist diese Offenheit stark zu beobachten. Möglicherweise resultiert die deutsche Präferenz für Glaubenssicherheit und Ehrlichkeit gegenüber Korrektheit und Offenheit aus dem Bewusstsein, dass theologische Doktrinen derzeit einem Wandel unterliegen. Wahrheiten, die sie jetzt als richtig empfinden, werden möglicherweise morgen nicht mehr als korrekt angesehen. Sie sehnen sich nicht nach diesem Wandel, sie sind nicht offen dafür, aber sie sind sich dessen bewusst und machen sich keine Illusionen darüber. Während die weltweite Kirche immer experimentierfreudiger und offener für neue theologische Erkenntnisse auftritt, scheinen evangelikal-bibeltreue Christen aus Deutschland erst einmal an dem Glauben, den sie jetzt haben, festhalten zu wollen (gemäß Römer 14,22).

Besorgniserregende Sozialbeziehungen

Bald jeder Fünfte der christlichen Gen Z fühlt sich häufig einsam und isoliert. Im Allgemeinen hat die christliche Gen Z gute Beziehungen und auch Vertrauenspersonen, aber im Vergleich zu praktizierenden US-Christen sind ihre Beziehungsressourcen und Ermutigungsquellen besorgniserregend gering!

Nur 15% fühlen sich von den Eltern vollumfänglich verstanden. Achtung, es handelt sich dabei nicht um ein typisches Phänomen der Jugend, denn Vergleichsgruppen weisen keine solch geringe Prozentzahl auf. Was hat die christliche Gen Z in Deutschland von ihren Eltern entfremdet? Ein Hinweis darauf findet sich im Kommunikationsverhalten der Gen Z: Man wünscht sich, den Glauben freundschaftlich und auf Augenhöhe zu teilen und glaubt, dass dies hauptsächlich durch gutes, urteilsfreies Zuhören und das Verzichten des Aufdrängens von vorschnellen Schlussfolgerungen möglich ist. Vielleicht wünschen sich die Jugendlichen ein solches Kommunikationsverhalten auch von ihren Eltern?

Irgendwo hakt es zudem zwischen der Gen Z und ihren Ortsgemeinden. Die Umfrage zeigt, dass fast 40% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fragen haben, die ihre Kirche nicht beantwortet. Ja, aber was braucht es zuerst, damit der Flow zwischen der Institution Kirche und den Jugendlichen hergestellt wird? Das Beantworten von intellektuellen Fragen oder gute Beziehungen zwischen den Generationen? Thorsten Attendorn fasst zusammen:

»Diese Generation möchte nicht einen Termin mit einem Leiter, der ein Zeitfenster für seine Agenda nutzt, sondern niederschwellige, aber ernsthafte Begegnungen.« – Thorsten Attendorn

Im Umgang mit nichtgläubigen Menschen aus ihrem Umfeld vermutet die christliche Gen Z, dass andere sie in ihrem Glauben viel entschiedener erleben als sie sich selbst. Und sie ist sich bewusst, dass sie womöglich durch ihre Entscheidung für die Wahrheit, die sie gefunden hat, als intolerant rüberkommt. Auch dieses Bewusstsein mag zu einem Gefühl des fehlenden Verständnisses und Supports in ihrem unmittelbaren Umfeld beitragen.

Gen Z und die Gesellschaft

Die christliche Gen Z sieht sich nicht so stark wie andere in ihrer Altersgruppe in der Pflicht, alleine oder gemeinsam etwas gegen die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft zu tun. Gleichzeitig ist die christliche Gen Z sich uneins, ob das heutige Christentum überhaupt noch etwas mit der Realität zu tun hat oder nicht. Bamm. Das sind einerseits erstaunliche Neuigkeiten. Andererseits bestätigt dieses Umfrage-Ergebnis den Gap zwischen Theorie und Praxis bei der christlichen Gen Z.

Hier eine freie Interpretation: Man weiß, man sollte etwas tun, fühlt sich aber nicht einmal wert, von Gott geliebt zu werden oder die eigene Gemeinde zu besuchen, weil man schon wieder irgendeiner Sucht nachgegeben oder sich mit den Eltern verkracht hat und sich sowieso allgemein überrollt fühlt mit den vielen Ansprüchen, die man aus der Bibel herausliest. Gleichzeitig ist man überfordert von dem krassen Aktivismus und den Kampfsprüchen anderer junger Menschen, und von ihrem Anspruch, die Welt aus eigener Kraft zu retten. Da zieht man sich lieber mit einigen Worshipsongs zurück, um sich erst mal emotional zu sammeln.

»Obwohl fast 97% der Gen Z bejahen, dass die Bibel Lehre hat, die für die heutige Welt relevant ist, bejahen nur 29% stark, dass sie in ihren Gemeinden ausgerüstet werden, um treu in einer säkularen Welt zu leben.« – Thorsten Attendorn

Dabei fehlt es Gemeinden anscheinend an einem gesunden Mix aus Mut, eine gegenkulturelle Bewegung zu sein (»countercultural courage«) und aktives Mitgefühl für die gegenwärtige Gesellschaft.

Aktuell würde sich eine knappe Mehrheit der christlichen Gen Z am liebsten nicht von der Welt absondern. Ich höre sie geradezu rufen: »Können wir bitte cool sein und dazugehören?« Aber vielleicht wünschen sie sich ja nur, das Salz der Erde oder der Reich-Gottes-Sauerteig aus Lukas 13,21 zu sein, der alles verändert, obwohl er mittendrin ist. Und ehrlich gesagt, stehen die Chancen, ein solch guter Sauerteig zu sein, zurzeit gar nicht so schlecht. Natürlich vor allem, weil Sauerteige seit Covid zum Trend geworden sind. Nein, sondern weil die christliche Lebensweise womöglich noch nie so viel wissenschaftlichen Rückenwind hatte wie heute. Glücksforscher aller Welt bestätigen, dass Beten hilft; dass der Mensch Sinnhaftigkeit benötigt; dass Hoffnung und Dankbarkeit überlebenswichtig sind; dass Vergebung der Schlüssel zu einem befreiten Leben ist; dass der Mensch noch längst nicht alle Dimensionen erforscht hat; dass der Mensch nur in Gemeinschaft funktioniert; und so weiter und so fort.

Wenn dir eine Jugendliche erzählt, dass alle (!) Mädchen in ihrem Umfeld sich ritzen und sie vermutet, dass sie es nicht tut, weil sie an Gott glaubt, dann will man diesen Sauerteig sofort allen injizieren.

Möglichkeiten für Jugendgruppen und Gemeinden

Aus den Umfrageergebnissen ergeben sich vielerlei Möglichkeiten für Jugendgruppen und Gemeinden. Welcher Step ist für euch möglich? Nehmt euch einen raus und fangt einfach mal an.

  1. Schämt euch des Evangeliums nicht. Rund 70% der globalen Gen Z sehnen sich nach einer Gemeinschaft, in der sie offen über ihren Glauben reden können.
  2. Fördert das glaubens-pushende Dreieck: bewusste Beziehung zu Jesus, starker Bibelbezug, Gemeindebesuch.
  3. Fördert den persönlichen Austausch. Lange Phasen des Zweifelns und der Dekonstruktion ohne Möglichkeit zum offenen Austausch führen zum Verlust des Glaubens. Besonders in Kombination mit dem Vernachlässigen eines aktiven Glaubens (Bibellesen, Beten, Gottesdienstbesuch, Teilen des Glaubens mit anderen). Attendorn: »Wir brauchen einen mehr hörenden als antwortenden, analysierenden oder agenda-gesteuerten Zugang zu persönlichen Gesprächen.« Geht die Extrameile und macht 1:1 Begegnungen zu eurer wöchentlichen Routine. Ladet Jugendliche z.B. nach dem Gottesdienst zum Essen ein.
  4. Bietet Mentoring beim Bibellesen an. Macht Workshops zum Bibellesen. Sammelt Kohle und schickt junge Erwachsene an eine Bibelschule, an ein theologisches Seminar.
  5. Betet. Vor und nach Veranstaltungen, aber vor allem während. Wenn »Gott erleben« so wichtig ist für unsere Generation, dann sollten wir ihn vermehrt persönlich einbeziehen!
  6. Umgang mit Sünde. Hier muss was geschehen. All have fallen short. Wie kann man sich liebenswert fühlen, wenn man jeden Tag dieselben Fehler macht? Denselben Süchten nachgibt? Die Nerven verliert? Wir müssen Gnade leben, mehr 1:1 Ermutigung ausschütten und uns gegenseitig Anspornen. Jesus sagte nicht »Ab sofort müsst ihr alle perfekt sein.«, sondern »Ich bin der Weg«.
  7. »Discipled» eure Online-Follower und geht im Hinblick auf die durch den Konsum von Onlinemedien geboostete Mental Health Crisis der Gen Z, neue Wege der Real-Life-Jugendarbeit, um die persönlichen Beziehungen zu stärken. Wo es Sinn macht, kommt möglichst von Jugendstunden mit Vortragscharakter weg und implementiert Workshop-Formate, die den Dialog und persönliche Beziehungen fördern.
  8. Gemeindekultur: Bietet Frage-Formate an, stellt euch gemeinsam den schwierigen Fragen des Glaubens. Nehmt die junge Generation rein in den Austausch und auch in die Verantwortung, ins Tun.
  9. Gesellschaft: Gebt euren Jugendlichen Starthilfe für ein Engagement in der Gesellschaft. Oft sind Gemeinden und Jugendgruppen vom Programm her wahnsinnig nach innen orientiert und sind sich gar nicht bewusst, dass sie mit vergleichsweise wenig Aufwand Grosses in ihrer Umgebung bewirken könnten. Und damit auch dem Gerechtigkeitsauftrag in der Bibel besser »gerecht« werden.

Zoom Webinar: Wie tickt die christliche Gen Z in Deutschland? Mit Thorsten Attendorn

Sei ein Teil der Zwölf

Wenn nur 12% unserer Leser monatlich 12€ spenden, können wir unsere Arbeit für die Jugendarbeit nachhaltig sichern.

Jetzt spenden