Willkommen beim MRJ Freitagsbriefing – der Newsletter, der dir hilft, Jugendkultur zu verstehen.

Drei Dinge diese Woche

1. Mehr als ein Plakat

Worum es geht: Vielerorts werden in diesen Wochen Abschlussprüfungen geschrieben und Schüler stehen unter enormem psychischem Druck. Manche halten dem Druck nicht stand – eine pakistanische Schülerin starb laut Social Media kürzlich in einer Prüfung an Stress.

Was ist zu tun? Die einen empfehlen positive Affirmationen, andere setzen auf kognitive Umstrukturierung oder Gebet. Währenddessen hängen Eltern in Deutschland vor Schulen bunte Plakate mit persönlichen Botschaften auf – als Zeichen der Ermutigung für ihre Kinder.

Eltern-Abi-Plakate an einem Gymnasium in Rheinland-Pfalz. Man könnte meinen, dass solch riesige und persönliche Poster den Schülern peinlich seien, das Gegenteil ist anscheinend der Fall und die Ermutigung funktioniert. Foto: Martina Gonser

Warum das wirklich funktioniert: Caroline von St. Ange, deutsche Influencerin zum Thema Lernen, zitierte unlängst eine Stress-Studie, die zeigte, dass Ermutigung die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert. Ermutigende Worte von nahestehenden Personen vor stressigen Situationen wirken »wie eine Ritterrüstung«.

Passend dazu ergab eine Studie der Unicef folgende Korrelation: Je häufiger Jugendliche mit ihren Eltern sprechen, desto zufriedener sind sie. Entscheidend ist dabei weniger die Form, sondern die Beziehung, aus der die Botschaft kommt.

Frag deine Jugendlichen: Was ermutigt dich vor einer Prüfung?

2. Zwischen Glaube und Bildschirm

Worum es geht: Die neue Studie Jugend in Deutschland 2025 sagt: jeder dritte 14- bis 29-Jährige glaubt an einen persönlichen Gott. Das ist mehr als in den älteren Generationen. Trotzdem spielt der Glaube im Alltag kaum eine Rolle: Familie, Beziehungen und Lebensziele geben mehr Halt.

Studie mit 6.000 Teilnehmern, Altersgruppen 14-29 Jahre Infografiken

Warum das wichtig ist: Glaube ist da – aber nicht sichtbar. Junge Menschen glauben anders: persönlich, aber selten kirchlich. Gleichzeitig wächst der seelische Druck. Social Media ist Hauptinformationsquelle, doch auch Stressfaktor. WhatsApp, Insta und TikTok prägen die Identität stärker als jede Predigt.

Jugend in Deutschland 2025 Infografiken

Was du tun kannst:

  1. Glaube braucht Alltag Rede über Gott, wenn es um Stress, Beziehungen oder Zukunft geht – nicht nur in Andachten. Trau dich, Gebet anzubieten.
  2. Sei ehrlich über Zweifel Glaube ist keine Leistung. Auch Unsicherheit kann ein Anfang sein. Hör Jugendlichen zu und nimm ihre Antworten auf deine Fragen ernst.
Frag deine Jugendlichen: Was gibt dir gerade Halt – wenn es dir nicht gut geht? Und: Wann fühlst du dich Gott am nächsten – offline oder online?

3. Mobbing: »Schrei nach Liebe«

Worum es geht: Sollen wir Mobbing banalisieren und berichten, dass es schon immer Mobbing gab oder es dramatisieren, und auf die aus Mobbing resultierenden Messerattacken unter Schülern der letzten Jahre Wochen hinweisen? Die Stories, die Kinder ihren Eltern und Jugendleitern aus der Schule erzählen, sind in jedem Fall haarsträubend. Es geht um Kommentare, Grimassen oder Emojis von Einzelnen, die einem Kameraden Verachtung zeigen. Es geht um Gruppen von »coolen« Jugendlichen, die sich morgens ein Opfer aussuchen, um ihm den Tag so schwer wie möglich zu machen. Alle, die nicht mitmachen, werden ebenfalls gemobbt. Toxische Gewerkschaftskultur für die Kleinen.

Warum Mobbing ein Charaktertest ist: »Wer schweigt, schlägt zu« lautet ein einprägsames Plakat während meiner (Andys) Schulzeit. Die Reaktion auf Mobbing und der Umgang mit eigenen Mobbinggelüsten — das sind Fragen, die ans Eingemachte des eigenen Charakters gehen. Wann soll man Sünden unter den Teppich kehren? Wann soll man dem anderen den Spiegel vorhalten? Wann eine Situation den Lehrern melden? Auf Social Media kursieren Tipps, wie man herabsetzenden Kommentaren begegnen kann. Zum Beispiel könne man diese als »Geschenk« sehen, welches man nicht annehmen müsse. Oder man könne auf Konfrontation gehen, eine Rückfrage stellen: »Was genau möchtest du mir jetzt gerade sagen?« oder »Was möchtest du denn jetzt mit deiner Aussage bezwecken?» Man könne auch provozieren: »Sag mal, bauchst du das gerade, dass du Menschen verletzt oder brauchst du einfach nur Aufmerksamkeit?« Die Annahme, dass Mobbing nur ein verdrehter Wunsch nach Aufmerksamkeit und Macht ist, hilft dabei, dumme Kommentare nicht persönlich zu nehmen. Jesus fordert noch mehr von Mobbingopfern: Subversion durch Liebe! Persönlichen Feinden soll bewusst Gutes getan werden, da Gott gemäss Lukas 6,35 »gütig gegen die Undankbaren und Bösen« ist. Die Schule kann also als Lebensschule dienen und aus Opfern Täter machen. Täter der Liebe.

Frage deine Jugendlichen: Was machst du bei Mobbing? Hast du schon mal gemobbt? Hast du schon einmal Schlechtes mit Gutem heimgezahlt?

Jugendliche antworten:

»Wenn es ein Mädchen ist, das mich mobbt, gehe ich ihr aus dem Weg. Wenn es ein Junge ist und er nicht aufhört, schlage ich ihm in die Fresse.« S.

»Zum Teil habe ich weggeschaut, zum Teil bin ich bis zur Direktion gegangen. Das hing stark ab, ob ich in einer »überlegenden Position« war oder nicht. Also als Zwölftklässlerin beschützte ich ein jüngeres Kind stärker und radikaler als mit zwölf Jahren, wo ich selber auch nur Angst hatte …« R.

»Bei uns werden die Lehrer gemobbt.« V.

»Wenn jemand Jüngeres betroffen ist, mag ich es überhaupt nicht, wenn andere sich über ihn lustig machen. Natürlich habe ich auch schon gemobbt, aber meistens nicht absichtlich, weil ich mich oft von Kollegen mitreissen lasse.« G.

»Eigentlich haben wir es gut miteinander. Ein paar dumme Kommentare sind Ausrutscher und zählen für mich nicht als Mobbing.« V.

»In meiner Grundschulzeit habe ich einen Neuling über den Schulhof gejagt, beziehungsweise jagen lassen. Der Junge verließ kurz darauf die Schule. Drei Jahre später traf ich ihn an einer christlichen Veranstaltung wieder und konnte mich entschuldigen.« P.

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