»Hilfe, meine Mitarbeiter springen ab«

Es ist der Telefonanruf, den alle Jugendleiterinnen und Jugendleiter fürchten. »Ich habe über meine verschiedenen Rollen und Verantwortlichkeiten gebetet und ich denke, es wird Zeit, dass ich mich aus dem Jugendteam zurückziehe.«

Manchmal findet dieses Gespräch statt, weil der Zeitpunkt für jemanden, mit der Jugendarbeit aufzuhören, genau richtig ist. Oft gibt es jedoch eine Vielzahl anderer Faktoren, die dazu führen können, dass jemand aussteigt, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Und viele davon sind vermeidbar.

Dies erscheint im Moment besonders relevant, da wir uns in den – hoffentlich – letzten Stadien einer anstrengenden Pandemie befinden. Unsere Freiwilligen sind müde, besorgt über eine ungewisse Zukunft, jonglieren sicher komplizierte Umstände zuhause und müssen sich mit ihrer eigenen Verletzlichkeit auseinandersetzen. Kein Wunder, dass viele von ihnen überlegen, ob ihr Engagement in der Jugendarbeit vielleicht einfach zu viel ist.

Ich will absolut nicht sagen, dass wir die Leute zwingen sollten, gegen ihren Willen oder ihr vernünftiges Urteilsvermögen in unseren Teams zu bleiben, aber ich glaube, dass es ein paar Dinge gibt, die wir tun können, die ihnen helfen könnten, es sich noch einmal zu überlegen.

1. Sorge dafür, dass alle hinter der Vision stehen

Letztes Jahr habe ich darüber geschrieben, wie wir langfristige Teams wachsen lassen können, indem wir unseren Freiwilligen helfen, die Jugendarbeit nicht mehr als Pflicht zu sehen, sondern sie als Freude zu erleben und schlussendlich ihre wichtige Rolle in einer Mission zu verstehen und einzunehmen. Die Vision für deine Jugendarbeit muss von deinen Ehrenamtlichen geteilt und mitgetragen werden, sonst werden sie nur zu unbezahlten Arbeitskräften für dein großartiges Projekt – und unter Stress wird das eine Sache, von der man sich leicht verabschieden kann. Nimm dir Zeit, in dein Team zu investieren, und nutzt die gemeinsame Zeit, um zu beten, zu planen und auf die Ideen der anderen zu hören. Erzähle von deiner Vision für die Jugendarbeit – denn die Teams brauchen einen Fixpunkt – aber mach ihnen klar, dass sie helfen können, diese Vision zu mitzugestalten und umzuformen, während ihr gemeinsam Gott dient.

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2. Sorge dafür, dass deine Mitarbeiter auch wirklich etwas zu tun haben (!)

Je nach Persönlichkeitstyp bist du vielleicht die Art von Leiter, der von Natur aus weiß, wie man Aufgaben und Verantwortlichkeiten delegiert… oder vielleicht auch nicht. Besonders in Stresssituationen kann es leicht passieren, dass wir einen kleinen (wenn auch unbeabsichtigten) „Messias-Komplex“ entwickeln, bei dem wir alles von uns abhängig machen, oder dass wir Angst haben, unsere bereits müden Helfer zu überlasten. Das Ergebnis ist in jedem Fall dasselbe: ein Team von Leuten, die herumstehen und die Aufsichtspflicht erfüllen, sich aber fragen, ob ihre Zeit nicht besser genutzt werden könnte. Um dies zu vermeiden, weise deinen Freiwilligen bewusst Aufgaben und Funktionen zu. In den meisten Fällen werden sie sich wahrscheinlich freuen, wenn sie das Gefühl haben, einen echten Beitrag zu leisten.

3. Biete deinen Freiwilligen eine Auszeit an

Es muss nicht immer ein »Lebewohl« sein, man kann auch einfach mal »bis später« sagen. Wenn ein Ehrenamtlicher auf dich zukommt, um »das Gespräch« mit dir zu führen, könntest du der Person stattdessen eine Auszeit anbieten. Eine kleine Auszeit verschafft ihr nicht nur eine Atempause, sondern auch die Möglichkeit, zu überlegen, ob sie wirklich aus der Jugendarbeit aussteigen will. Es ist eine gute Idee, diese Vereinbarung zeitlich zu begrenzen, anstatt sie unbefristet zu machen – zum Beispiel für ein Halbjahr. Danach könnt ihr euch wieder zusammensetzen und sehen, ob diese Abwesenheit ihr Herz für junge Menschen gestärkt hat, oder ob es tatsächlich an der Zeit ist, aufzuhören.

Eine proaktivere Version davon ist es, – sofern es die Zahlen erlauben – diesen Rhythmus von Anfang an in dein Freiwilligenangebot einzubauen. Wenn sich Leute zur Mithilfe verpflichten, kannst du zum Beispiel klarstellen, dass sie in jedem siebten »Amtszeitraum« (z.B. Schulhalbjahr) eine Auszeit nehmen; ein Schritt, der ein mögliches Burnout der Freiwilligen von vornherein verhindern kann.

4. Hör zu und prüfe Kompromissmöglichkeiten

Und schließlich, wenn dir ein Teammitglied sagt, dass es Zeit ist aufzuhören, dann solltest du sicherstellen, dass du die Beweggründe für seinen Weggang wirklich verstehst. Nimm dir die Zeit, dich persönlich mit ihm/ihr zu treffen, wenn möglich, und höre wirklich zu, was er/sie sagt (und vielleicht nicht sagt), ohne dass das Gespräch für ihn/sie unangenehm wird. Versuche, ohne Druck auszuüben, herauszufinden, ob es Möglichkeiten für einen Kompromiss gibt, der beides berücksichtigt: ihre Bedürfnisse und die Möglichkeit, weiterhin in der Jugendarbeit zu dienen. Das könnte so aussehen, dass er/sie die Häufigkeit seiner/ihrer ehrenamtlichen Arbeit anpasst (z.B. von wöchentlich auf vierzehntägig) oder dass du ihn/sie bittest, eine andere Rolle in der Jugendarbeit zu übernehmen – statt Gruppenleiter zu sein, könntest du anbieten, dass er/sie für die Jugendlichen betet oder ein:e Mentor:in ist. Wenn jemand die Vision für die Jugendarbeit in deiner Gemeinde wirklich verstanden und verinnerlicht hat, ist es immer gut, einen Weg zu finden, diese Person weiterhin einzubinden, wenn auch auf eine andere Art.

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Letztlich ist die ehrenamtliche Jugendmitarbeit in den seltensten Fällen für immer. Wir müssen die Tatsache respektieren, dass unsere Freiwilligen ein arbeitsreiches Leben haben und ihre Zeit für etwas opfern, für das viele andere (vielleicht auch wir) ein Gehalt bekommen. Wir sollten Mitarbeiter niemals anflehen oder ihnen Schuldgefühle einreden, damit sie bleiben, wenn sie sich eigentlich entschieden haben, zu gehen. Genau wie in Beziehungen oder im Berufsleben endet das selten gut.

Wie dem auch sei… Ich kenne viele, viele brillante ehrenamtliche Leiterinnen und Leiter, die mehr als ein Jahrzehnt ihres Lebens und ihrer Freizeit dem Dienst in der Jugendarbeit gewidmet haben. Wenn wir sicherstellen, dass wir eine gesunde Kultur pflegen und einen flexiblen Ansatz verfolgen, wie und wann sich Freiwillige engagieren, gibt es keinen Grund, warum wir nicht hoffen könnten, dass wir die gleiche Art von Beständigkeit auch in den Teams sehen, die wir leiten.

Dieser Artikel wurde von Martin Saunders verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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