In der warmen Gemeinschaft Gleichgesinnter blühen wir auf. Warum ist das so? Weil Gott uns mit dieser Veranlagung ausgestattet hat und wir dadurch die Fähigkeit besitzen, in Beziehung zueinander zu leben. Aufgrund dieser göttlichen Ausrichtung und unserer menschlichen Fähigkeit, Beziehungen zu pflegen, fühlen wir uns in der Jugendarbeit instinktiv wohl, wenn es um Beziehungen geht.

Bei guter Jugendarbeit geht es nicht um perfekte Programme, beeindruckende Einrichtungen oder die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Jugendleiterinnen – es geht um Beziehungen. Foto Ball Park Brand

Der Schwerpunkt auf Beziehungen in der Jugendarbeit ist der Grund, warum wir den Begriff »beziehungsorientierte Jugendarbeit« verwenden.

Beziehungsorientierte Jugendarbeit ist: ein erwachsener Nachfolger Jesu, der sich in die Welt eines Jugendlichen begibt. Genau darum geht es!

Wenn du Gott liebst und dich um die Jugendlichen kümmerst, bist du eine unschätzbare Bereicherung für deine Jugendarbeit. Jugendliche benötigen keinen Lehrer, Theologen oder Therapeuten, sondern eher eine ältere Freundin oder einen älteren Freund, die oder der sich um sie kümmert und sich für ihr Leben interessiert.

Um ehrlich zu sein, machen wir die Jugendarbeit oft viel schwieriger und verwirrender, als sie tatsächlich ist. Bei guter Jugendarbeit geht es nicht um perfekte Programme, beeindruckende Einrichtungen oder die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Jugendleiterinnen – es geht um Beziehungen.

Wenn man Jugendarbeit auf das Wesentliche reduziert, was bleibt übrig? Menschen – du und deine Jugendlichen. Das ist beziehungsorientierte Jugendarbeit. Gott benutzt Menschen, um Menschen zu beeinflussen.

Jugendliche benötigen keinen Lehrer, Theologen oder Therapeuten, sondern eher eine ältere Freundin oder einen älteren Freund, die oder der sich um sie kümmert und sich für ihr Leben interessiert. Foto Omar Lopez

Wir sind in der Jugendarbeit aufgrund von Gottes beziehungsorientiertem Modell. Da Jesus uns geliebt hat, lieben wir wiederum andere und hoffen, dass sie Gottes Liebe durch uns erfahren. Wir müssen auf unsere Jugendlichen zugehen, in ihre Welt eintauchen, sie in ihren Kämpfen begegnen und uns auf ihrem Terrain bewegen.

Anstatt ihnen beizubringen, die Welt so zu sehen, wie wir sie sehen, müssen wir uns in ihre Welt begeben und mit ihren Augen sehen, um ihnen die Wahrheit zu offenbaren, dass Gottes Liebe real und zugänglich ist.

Doch beziehungsorientierte Jugendarbeit ist nicht so einfach, wie es sich anhört.

Was macht sie so schwierig?

Hier sind fünf Gründe, die sowohl von erfahrenen als auch von unerfahrenen Jugendleitenden genannt wurden, weshalb beziehungsorientierte Jugendarbeit so schwierig ist:

  1. Teenager: Wenn alle Jugendlichen so aussehen und sich so verhalten würden wie du, wäre es vielleicht nicht so schwierig. Aber das ist nicht der Fall. Tatsächlich kleidet sich fast keiner von ihnen wie ein Jugendleiter mittleren Alters!
  2. Der Humor von Teenagern: Humor ist eine wunderbare Sache, aber Jugendliche verstecken sich oft hinter ihm. Manchmal versuchen sie, lustig zu sein, und manchmal sind sie einfach nur gemein.
  3. Nonverbale Kommunikation von Teenagern: Sie wissen oft nicht, wie sie sich unterhalten sollen! Wenn du versuchst, ein Gespräch mit »Wie geht's?« zu beginnen, bekommst du vielleicht nur ein Kopfnicken als Antwort. Doch was bedeutet das? Wie kann man es interpretieren? Ich deute es immer als »Ich mag dich sehr, und das war eine tolle Botschaft heute Abend!« Es könnte aber auch bedeuten: »Hey, ich bin wirklich verletzt, kann es aber nicht zeigen.«
  4. Geschäftigkeit: Dies ist nicht mehr nur ein Problem der Erwachsenen. Jugendliche sind heutzutage sehr beschäftigt. Sie leben durch ihre Smartphones, bleiben lange wach, stehen früh auf und nehmen an mehr außerschulischen Veranstaltungen teil als je zuvor.
  5. Unsicherheiten: Wäre es nicht toll, wenn die Probleme in der Jugendarbeit nur die Probleme der Jugendlichen wären? Aber es geht um mehr als das. Selbst junge, gutaussehende Jugendleitende haben echte Ängste: Ich bin nicht cool genug. Was werden sie von mir denken? Ich bin nicht klug genug. Ich bin nicht mutig genug. Was, wenn sie mich ablehnen? Meine Vergangenheit ist peinlich. Ich bin ein Versager. Ich habe Mundgeruch.
Wäre es nicht toll, wenn die Probleme in der Jugendarbeit nur die Probleme der Jugendlichen wären? Aber es geht um mehr als das. Selbst junge, gutaussehende Jugendleitende haben echte Ängste. Foto Brooke Cagle

Die Realität ist, dass es schwierig ist, ein beziehungsorientierter Jugendleitender zu sein. Aber wir müssen diese Schwierigkeiten erkennen, überwinden und uns mit dem »Wie« auseinandersetzen.

Das »Wie« der beziehungsorientierten Jugendarbeit

Es ist hilfreich zu erkennen, dass es in der Jugendarbeit verschiedene Ebenen von Beziehungen gibt. Wir investieren uns in verschiedene Jugendliche auf verschiedenen Ebenen, und das ist auch gut so. Du kannst nicht mit jedem in die Tiefe gehen. Wahrscheinlich kannst du mit jedem in Kontakt treten, aber tiefgreifende Schritte über ein erstes Treffen hinaus werden sich auf einige wenige beschränken.

Jesus hat das getan. Jedes Mal, wenn Jesus sprach, war er mit Menschenmengen zusammen, aber er hatte auch mehrere persönliche Begegnungen, die unterschiedlich tief waren. Einige waren kurze, spontane Begegnungen; dann gab es Johannes, der als intimste Freundschaft beschrieben wurde: »Der Jünger, den Jesus liebte«.

Schauen wir uns diesen natürlichen Entwicklungsprozess an, indem wir die Jugendarbeit in vier verständliche Stufen (4 C’s) unterteilen.

Dieser Kontakt kann durch ein Angebot deiner Jugendarbeit oder durch einen spontanen Kontakt in der Schule, im Einkaufszentrum, auf dem Sportplatz, im McDonalds usw. entstehen. Foto unsplash+

Stufe 1: Contact – Jeder
Auf dieser Ebene können Jugendleitende mit allen Jugendlichen Beziehungen aufbauen. Dies ist die grundlegende, anfängliche Phase einer Beziehung, in der du einen Jugendlichen zum ersten Mal triffst oder ihn wiedererkennst, aber noch nie wirklich mit ihr oder ihm zu tun hattest. Dieser Kontakt kann durch ein Angebot deiner Jugendarbeit oder durch einen spontanen Kontakt in der Schule, im Einkaufszentrum, auf dem Sportplatz, im McDonalds usw. entstehen. Damit diese Begegnung gut verläuft, solltest du dir den Namen der Jugendlichen merken, Augenkontakt herstellen, ihnen Mut zusprechen und dich mit einer High Five verabschieden.

Jede Begegnung mit einem Jugendlichen ist ein potenzieller Ausgangspunkt für weitere Interaktionen, und du kannst diese Art von Kontakt mit jedem von ihnen herstellen.

Stufe 2: Connect – Viele
Dies ist die Ebene, auf der du erkennst, ob eine Beziehung tiefer gehen kann. Wenn die Kontaktstufe gut verlaufen ist und der Jugendliche dich nicht zurückgewiesen hat, suchst du nach einem gemeinsamen Interesse oder einer Möglichkeit, euch besser kennenzulernen.

Hinter der »Verbindung« liegt die (ziemlich sichere) Annahme, dass in einer Beziehung zwischen zwei Personen eine gewisse Chemie vorhanden sein muss. Mit anderen Worten: Wir kommen nicht mit jedem Jugendlichen klar. Ja, wir können mit allen Jugendlichen in unseren Jugendgruppen bekannt sein, aber es muss etwas geben, das über das Bekannte hinausgeht. Normalerweise ist es etwas, das das Gefühl auslöst: »Okay, wir fangen an, eine Beziehung aufzubauen«. Hoffentlich kannst du mit den meisten deiner Jugendlichen eine Verbindung herstellen.

Normalerweise ist es etwas, das das Gefühl auslöst: »Okay, wir fangen an, eine Beziehung aufzubauen«. Hoffentlich kannst du mit den meisten deiner Jugendlichen eine Verbindung herstellen. Foto unsplash+

Stufe 3: Care – Wenige
In dieser Stufe beginnst du als Jugendleiterin, dich gezielt um einige wenige Jugendliche zu kümmern, indem du bewusst Gelegenheiten zum Dienen wahrnimmst. Diese Art der Fürsorge beginnt auf einfache Weise und entwickelt sich zu längeren gemeinsamen Zeiten. Hier zeigst du ein persönliches Interesse am Leben der Jugendlichen. Ruf sie an, schreib ihnen (vielleicht auch mal eine Karte), mach ihnen kleine Geschenke oder sei einfach da, sei präsent. Mit diesen kleinen Gesten zeigst du ihnen, dass sie dir wichtig genug sind, um deine eigene Welt zu verlassen und in ihre Welt einzutreten.

Es ist wahrscheinlich, dass du dich nur um einige wenige Jugendliche intensiver kümmern kannst, und das ist völlig in Ordnung.

Das Ziel der Hauptverantwortlichen ist es sicherzustellen, dass alle Jugendlichen betreut werden, aber du kannst dich nicht persönlich um jeden Einzelnen kümmern. Du hast Unterstützung um dich herum, also nutze sie.

Stufe 4: Challenge – 1 oder 2
Auf dieser Stufe kannst du als Jugendleiter die Handlungen, den Charakter und die Entscheidungen eines Jugendlichen in Frage stellen und gezielte Anweisungen für sein geistliches Leben und seine Seele geben. Dies ist die Ebene, auf der du bewusst Einfluss auf das Leben eines Jugendlichen nimmst. Du hinterfragst Annahmen, stellst anspruchsvollere Fragen und begleitest die Jugendlichen auf ihrem Weg.

Auf dieser Stufe sind die Jugendlichen eher bereit, Fragen zu stellen, also sei bereit dafür. Statt vor ihnen wegzulaufen oder eingeschüchtert zu sein, solltest du alle Fragen willkommen heißen und die Jugendlichen ermutigen, sie zu stellen.

Wenn eine Frage auftaucht, solltest du nicht zu schnell eine Antwort geben, selbst wenn du etwas zu sagen hast.

Versuche etwas zu sagen wie: »Lass uns gemeinsam nach der Antwort suchen« oder »Warum lesen wir diese Woche nicht beide etwas in der Bibel und schauen, welche Antwort wir finden?« oder »Lass uns nächste Woche treffen, um unsere Ergebnisse zu besprechen.« Der Schlüssel dabei ist, dass ihr gemeinsam lernt. Fordere die Jugendlichen auch heraus, indem du sie nach und nach an Leitungsaufgaben heranführst und kreative Wege findest, um sie angemessen zu fordern.

Der Schlüssel dabei ist, dass ihr gemeinsam lernt. Fordere die Jugendlichen auch heraus, indem du sie nach und nach an Leitungsaufgaben heranführst und kreative Wege findest, um sie angemessen zu fordern. Foto Jeremy McKnight

Diese vier Stufen – Contact, Connect, Care, Challenge – bilden einen natürlichen Prozess in der beziehungsorientierten Jugendarbeit. Es ist wichtig zu erkennen, dass du nicht mit jedem Jugendlichen alle Stufen durchläufst, und das ist in Ordnung. Konzentriere dich auf diejenigen, mit denen du eine tiefere Verbindung herstellen kannst. So gewinnt deine beziehungsorientierte Jugendarbeit an Bedeutung und wächst in ihrer Wirksamkeit.

Mach es dir leichter: Die Grundlagen

Wenn du eine Beziehung zu allen Jugendlichen aufbaust, gibt es zwei grundlegende Fähigkeiten, die du entwickeln musst: aktives Zuhören und Fragen stellen. Neben den Ideen zur Förderung von Beziehungen zu Jugendlichen auf verschiedenen Ebenen können diese beiden grundlegenden Handlungen als »unverzichtbare Werkzeuge für Jugendleitende, um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen« betrachtet werden.

1. Aktives Zuhören
Ein wesentlicher Aspekt des aktiven Zuhörens besteht darin, auf die Körpersprache sowohl von dir als auch von den Jugendlichen zu achten. Du musst lernen, auch die Emotionen hinter den Worten wahrzunehmen.

  • Nimm dir Zeit und höre aufmerksam zu. Achte nicht nur auf die gesprochenen Worte, sondern auch auf das, was zwischen den Zeilen gesagt wird. Was könnten die Jugendlichen sagen wollen, sich aber nicht direkt ausdrücken?
  • Ermutige sie, ihre Gedanken auszudrücken. Stelle klare Fragen und bitte um weitere Details. Nutze offene Fragen und wiederhole ihre Antworten. Je mehr sie sprechen, desto mehr werden sie sich öffnen und ihre wahren Bedürfnisse preisgeben.
  • Bleibe konzentriert. Vermeide Ablenkungen aus deiner Umgebung. Es ist wichtig, dass du guten Augenkontakt hältst und fokussiert bleibst. Konzentriere dich zudem auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und nicht auf deine eigene Agenda. Gutes Zuhören bedeutet nicht, dass du darüber nachdenkst, was du als nächstes sagen möchtest. Es bedeutet einfach nur, zuzuhören.
  • Akzeptiere die Jugendlichen als Individuen. Zeige ihnen, dass du nicht davonläufst und keine Angst vor dem hast, was sie dir erzählen. Möglicherweise testen sie dich mit provokanten Aussagen, um zu sehen, wie du reagierst. Vor einigen Monaten fragte mich ein Mädchen während eines Gesprächs: »Wenn ich dir sagen würde, dass ich homosexuell bin, würdest du mich trotzdem in die Kirche lassen?« Das war ein Test.
Um tiefe Beziehungen zu einigen wenigen Personen aufzubauen, musst du die Kunst des Zuhörens beherrschen. Tiefe und bedeutungsvolle Beziehungen entstehen nicht durch taube Ohren.
Oft ist die andere Person in einer Beziehung zunächst nicht automatisch bereit, die Freundschaft zu vertiefen, und muss ermutigt werden. Foto Erik Lucatero

Oft ist die andere Person in einer Beziehung zunächst nicht automatisch bereit, die Freundschaft zu vertiefen, und muss ermutigt werden. Hier kommt die zweite wichtige Grundlage ins Spiel:

2. Fragen stellen
Eine der effektivsten Methoden, um die verschiedenen Stufen der Beziehungsentwicklung zu durchlaufen, besteht darin, die Kunst des Fragenstellens zu beherrschen.

  • Stelle Fragen, die dem Grad der Vertrautheit in der jeweiligen Beziehung angemessen sind. Wenn die Person, um die du dich kümmerst, weinend in der Jugendgruppe auftaucht, frage nicht: »Was hast du gestern Abend gegessen?« Gehe nicht zu schnell in die Tiefe, aber verharre auch nicht zu lange auf oberflächlichen Ebenen.
  • Stelle Fragen, die Gedanken und Gefühle erforschen, nicht nur Verhaltensweisen. »Wie hast du dich gefühlt, als dein Freund das zu dir gesagt hat?« Grabe unter die Oberfläche und versuche herauszufinden, was wirklich in ihnen vorgeht.

Echte Beziehungsarbeit erfordert viel Arbeit und Mühe, aber sie hat auch viele Vorteile. Jugendliche verändern sich. Du veränderst dich. Sie möchten wachsen. Du möchtest wachsen. Du hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck in ihrem jungen Leben.

Beziehungsorientierte Jugendarbeit ist: ein erwachsener Nachfolger Jesu, der sich in die Welt eines Jugendlichen begibt.

Danke, dass du Gott liebst und dich um Jugendliche kümmerst. Danke, dass du eine ältere Freundin oder ein älterer Freund bist, dich um die Jugendlichen sorgst und Interesse an ihrem Leben zeigst.

Dieser Artikel wurde von Doug Fields verfasst und zuerst von Youth Specialties veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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