Am 8. Mai 2025 verkündete die katholische Kirche die Wahl eines neuen Papstes: Der aus den USA stammende Kardinal Robert Francis Prevost ist nun Papst Leo XIV. – das Oberhaupt der katholischen Kirche und geistlicher Führer von über einer Milliarde Katholiken weltweit. Als 267. Pontifex wird er maßgeblichen Einfluss ausüben: auf die Lehre der römisch-katholischen Kirche ebenso wie auf globale Debatten.

Doch warum sollten sich auch evangelikale Christen für den neuen Papst interessieren? Chris Castaldo bringt es auf den Punkt: »Ob es uns gefällt oder nicht – der Papst ist in gewisser Weise die bedeutendste christliche Stimme der Welt.« Was der Papst sagt und tut, prägt das weltweite Bild von Christentum – und beeinflusst damit auch, wie evangelikale Christen wahrgenommen werden.

Hier sind neun Dinge, die du über Papst Leo XIV. wissen solltest.

1. Leo XIV ist der erste Papst aus Nordamerika – geboren in Chicago.

Leo XIV wurde am 14. September 1955 in Chicago als Robert Francis Prevost geboren. Er wuchs in einer gläubigen katholischen Familie in Dolton, einem Vorort von Chicago, auf und besuchte gemeinsam mit seinen Eltern und zwei Brüdern regelmäßig die Kirche. Mit seiner Wahl geht ein historischer Moment einher: Noch nie zuvor stammte ein Papst aus den Vereinigten Staaten oder überhaupt aus Nordamerika.

Prevost besitzt außerdem die peruanische Staatsbürgerschaft – er verbrachte einen Großteil seines Erwachsenenlebens und Dienstes in Peru, wo er später als Bischof in Chiclayo tätig war. Mit 69 Jahren ist er etwas jünger als seine Vorgänger zum Beginn ihres Pontifikats, was – bei guter Gesundheit – auf eine potenziell längere Amtszeit hindeuten könnte.

2. Er ist Augustiner und war weltweit ihr Ordensleiter.

Prevost ist ein geweihter Ordenspriester des Augustinerordens (Ordo Sancti Augustini, OSA), einer katholischen Ordensgemeinschaft aus dem 13. Jahrhundert, die sich an den Lehren von Augustinus von Hippo orientiert. 1978 trat er ins Noviziat ein und legte seine ersten Ordensgelübde ab; 1982 wurde er als Augustiner zum Priester geweiht. Die Mitglieder des Ordens – sogenannte Brüder oder Fratres – predigen, evangelisieren und dienen den Armen, während sie selbst in Armut leben.

Innerhalb des Ordens übernahm Prevost früh Leitungsverantwortung: 1999 wurde er Provinzial der Augustiner im Raum Chicago, 2001 dann zum Generalprior gewählt – dem weltweiten Oberhaupt des Ordens. Dieses Amt übte er zwei Amtszeiten lang aus (2001–2013). Damit ist Leo XIV. der erste Augustiner in der Neuzeit, der zum Papst gewählt wurde – und einer von nur wenigen Päpsten überhaupt aus diesem Orden. (Bemerkenswert: Auch Martin Luther war ursprünglich Augustinermönch.)

3. Er ist hochgebildet und spricht mehrere Sprachen.

Prevost verfügt über einen beeindruckenden akademischen Werdegang. 1977 schloss er sein Mathematikstudium an der Villanova University ab, bevor er am Catholic Theological Union in Chicago ein Masterstudium der Theologie (Master of Divinity) absolvierte – ein zentraler Teil seiner Priesterausbildung. Mit 27 Jahren wurde er vom Orden zum weiterführenden Studium nach Rom entsandt, wo er am Päpstlichen Angelicum (Universität St. Thomas von Aquin) sowohl ein Lizenziat als auch einen Doktortitel im Kirchenrecht erwarb.

Darüber hinaus ist er mehrsprachig – er spricht fließend Englisch, Spanisch und Italienisch – und unterrichtete während seiner Jahre als Dozent in Peru Fächer wie Kirchenrecht und Patristik (die Lehre der Kirchenväter).

4. Papst Franziskus ebnete ihm den Weg an die Spitze.

Papst Leo XIV. verdankt seinen Aufstieg in großen Teilen seinem Vorgänger, Papst Franziskus. Dieser berief Prevost zunächst in eine leitende Rolle in der Kirche Perus und ernannte ihn Ende 2014 zum apostolischen Administrator – kurz darauf zum Bischof – von Chiclayo.

Beeindruckt von seinen Fähigkeiten, holte Franziskus ihn später nach Rom. Anfang 2023 übertrug er Prevost das Amt des Präfekten des Bischofsdikasteriums – jener vatikanischen Behörde, die für die Auswahl und Ernennung katholischer Bischöfe weltweit zuständig ist. Dieses Amt zählt zu den einflussreichsten im Vatikan, da es die künftige Leitungsstruktur der Kirche entscheidend mitprägt. Zugleich wurde Prevost Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika – ein Zeichen seiner fortdauernden Verbundenheit mit der Kirche auf dem amerikanischen Kontinent. Ebenfalls 2023 erhob Franziskus ihn in den Kardinalsrang – ein Vertrauensbeweis und ein deutliches Signal, dass er zu den potenziellen Nachfolgern zählte.

5. Seine Wahl durchbrach ein altes Tabu.

Als sich das Konklave der Kardinäle versammelte, galt Prevost rasch als einer der Favoriten. Dennoch musste das Gremium ein jahrhundertealtes, unausgesprochenes Tabu überwinden: die Wahl eines Amerikaners. Über lange Zeit hinweg scheute man sich, einen Papst aus den USA zu wählen – vor allem wegen der politischen und wirtschaftlichen Vormachtstellung des Landes. Die Sorge war, ein amerikanischer Papst könne als zu eng mit einer global dominanten Nation verbunden wahrgenommen werden.

Prevosts außergewöhnlicher Lebensweg trug dazu bei, diese Bedenken zu zerstreuen: Obwohl er in den USA geboren wurde, verbrachte er einen Großteil seiner Laufbahn im Ausland und besitzt sogar die peruanische Staatsbürgerschaft – ein Zeichen seiner internationalen Prägung und Perspektive.

6. Er wählte den Namen Leo XIV.

Die erste Amtshandlung eines neugewählten Papstes ist die Wahl seines Namens. Mit »Leo« entschied sich der neue Papst für einen Namen, der seit über 120 Jahren nicht mehr verwendet wurde – zuletzt von Leo XIII., der 1903 verstarb. Diese Namenswahl deutet vermutlich auf eine bewusste Verbindung zu seinen Vorgängern hin.

Leo XIII. gilt als bedeutender Papst des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine intellektuelle Tiefe und seine wegweisende Soziallehre. Papst Leo I., auch »Leo der Große« genannt, war ein Verteidiger der kirchlichen Lehre in der Frühzeit der Kirche und ein geschickter Vermittler – etwa bei seinem berühmten Treffen mit Attila dem Hunnen, den er vom Angriff auf Rom abbrachte. Auch wenn Leo XIV. seine Entscheidung bislang nicht öffentlich erläutert hat, spricht die Wahl dieses traditionsreichen Namens für eine bewusste Anknüpfung an die Geschichte und die Kontinuität des Papsttums.

7. In Glaubensfragen gilt er als konservativ.
Beobachter im Vatikan beschreiben Leo XIV. meist als gemäßigt oder zentristisch innerhalb der katholischen Hierarchie. In Fragen der Lehre und Moral neigt Prevost jedoch eher zu traditionellen Positionen. So sprach er sich beispielsweise gegen Vorschläge aus, Frauen als Diakoninnen zu ordinieren – im Einklang mit der bisherigen Praxis der Kirche, geistliche Ämter ausschließlich Männern vorzubehalten.

Auch wird erwartet, dass er zentrale katholische Lehrinhalte wie die Marienverehrung weiterhin stark betont. In Fragen der Kirchenstruktur oder der Beteiligung von Laien könnte er durchaus Reformen vorantreiben – so unterstützte er etwa Franziskus’ Entscheidung, Frauen in bestimmte vatikanische Leitungsorgane einzubinden. In theologischen Grundsatzfragen jedoch gilt er nicht als Neuerer.

9. Leo XIV steht klar und konsequent für den Lebensschutz.

Prevost ist weithin bekannt für sein eindeutiges und öffentliches Eintreten für pro-life-Grundsätze. Als Bischof in Peru setzte er sich mit Nachdruck für den Schutz ungeborenen Lebens ein. Er nahm aktiv am »March for Life« in Chiclayo teil, veröffentlichte Fotos des Events und rief in den sozialen Medien dazu auf, »das menschliche Leben jederzeit zu verteidigen!« Immer wieder bekräftigte er die katholische Lehre gegen Abtreibung – etwa durch geteilte Beiträge anderer Kirchenführer wie Kardinal Timothy Dolan, der den Mutterleib als den »ursprünglichen Zufluchtsort« beschrieb, »in dem ein hilfloses, unschuldiges, verletzliches kleines Baby sicher, geborgen, umsorgt und beschützt ist.«

Auch zur aktiven Sterbehilfe und Euthanasie bezog er klar Stellung. 2016 teilte er Artikel, die vor den Gefahren einer Legalisierung warnten, und verwies auf die Erfahrungen belgischer Katholiken, die solche Gesetze kritisch sehen. Prevost argumentierte, dass assistierter Suizid besonders gefährdete Menschen in Gefahr bringe und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient untergrabe – ganz im Sinne der kirchlichen Position, das Leben bis zum natürlichen Tod zu schützen.

Nachwort:
Als evangelikale Christen bei The Gospel Coalition sind wir uns der tiefgreifenden theologischen Unterschiede zur katholischen Kirche und zum Papsttum als Institution bewusst. Und doch: Wer Papst Leo XIV., seinen Hintergrund und seine Überzeugungen versteht, kann unseren katholischen Nachbarn und dem globalen Christentum mit größerer Klarheit und Liebe begegnen. Seine Biografie ist beeindruckend, sein Einsatz für den Lebensschutz eindeutig. Doch schon seine ersten Worte und Handlungen als Papst bekräftigen zentrale katholische Lehren – etwa die Marienverehrung und das römische Amtsverständnis –, die aus evangelikaler Sicht vom biblischen Evangelium abweichen. Es ist wahrscheinlich, dass sein Pontifikat diese Betonungen fortführen wird. Gerade deshalb gilt unser Auftrag: die Wahrheit in Liebe zu sagen, für Klarheit des Evangeliums zu beten und allein Christus treu zu bleiben – und dabei dennoch offen und respektvoll mit diesem neuen globalen Kirchenführer im Gespräch zu bleiben.

Dieser Artikel wurde von Joe Carter verfasst und zuerst von The Gospel Coalition (TGC) veröffentlicht. Deutsche Version von Andy Fronius. Verwendet mit Genehmigung von The Gospel Coalition.

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