Essstörungen sind oft durch eine ungesunde Beziehung zum Essen gekennzeichnet, sei es durch übermäßiges Essen oder die Weigerung, genug zu essen, um ein gesundes Gewicht zu halten, sowie durch ein verzerrtes Körperbild. Obwohl die Störung häufiger bei Mädchen diagnostiziert wird, gibt es sie auch bei Jungen. Sie kann aber übersehen werden, weil sie schwerer zu erkennen ist. Nicht jeder, der an einer Essstörung leidet, ist untergewichtig. Essstörungen treten in allen Bereichen auf.

«Magersucht ist eine Krankheit unserer Konsum- und Leistungsgesellschaft. Wir reden viel zu wenig darüber, was uns wirklich bewegt. Wir sind auf unsere Leistung und unsere Rollen fixiert, wollen alles miteinander verbinden und in allem gut sein. Wir wollen die taffe Frau, der starke Mann sein. Das müssen wir dringend ändern. Wir sollten offen über die Themen reden, mit denen wir zu kämpfen haben. Es ist nicht bei jedem das Gleiche, das können depressive Gedanken, Alkohol, Leistungsdruck sein. Lasst uns offen darüber reden – das hilft!» – Ariatani WolffTweet
Zu den häufigsten Essstörungen, die wir bei Jugendlichen beobachten, gehören Anorexie, Bulimie und Essattacken. Anorexie, auch als Magersucht bezeichnet, zeichnet sich durch Nahrungsverweigerung, übermäßigen Gewichtsverlust und ein verzerrtes Körperbild aus. Eine magersüchtige Person glaubt, dass sie zu dick ist, während alle anderen sie für viel zu dünn halten. Bulimie, auch unter Ess-Brech-Sucht bekannt, zeichnet sich durch häufige Essanfälle aus, gefolgt von Erbrechen und/oder anstrengenden Diäten. Im Gegensatz zur Magersucht erkennt man Bulimie oft an einem normalen oder leicht übergewichtigen Gewicht.


Essattacken (Binge-Eating-Störung) gehen oft mit dem Gefühl einher, die Kontrolle verloren zu haben. Dabei treten sie versteckt und in Begleitung von Scham und Schuldgefühlen auf. Ähnlich wie bei Bulimie hat die betroffene Person ein normal Körpergewicht oder ist übergewichtig, allerdings wird hier nicht versucht, das Essen durch Erbrechen wieder loszuwerden.

4 praktische Tipps zur Unterstützung von Jugendlichen, die unter einer Essstörung leiden
1. Gesunde Snacks bereithalten
- Halte gesunde Snacks in deinem Büro, im Jugendraum, in der Küche usw. bereit.
- Obst, Gemüse, Müsliriegel, Nüsse, Salzstangen, etc.

2. Biete Unterstützung an
- Sei da, um sie auf ihrem Weg der Genesung zu unterstützen.
- Zeige Mitgefühl und Verständnis.
- Achte darauf, wie du in deiner Gruppe das Körperbild thematisierst.

3. Sei besonders achtsam bei Camps und Freizeiten
- Achte darauf, wie viel die Jugendlichen essen und ob sie Mahlzeiten auslassen.
- Lass die Ehrenamtlichen nach Jugendlichen Ausschau halten, die mehrere Mahlzeiten ausgelassen haben, usw.
- Fordere alle Jugendlichen und Leiter:innen auf, an den Mahlzeiten teilzunehmen.
- Wenn du energieintensive Aktivitäten durchführst, vereinbare, wie viel oder was die Jugendlichen essen müssen, um an der Aktivität teilnehmen zu können.
- Lass sie Essen mitbringen, von dem du weißt, dass sie es essen werden.

4. Zusammenarbeit mit den Eltern
- Wenn du bemerkst, dass eine/r der Jugendlichen nicht regelmäßig isst oder du andere Anzeichen einer Essstörung feststellst, sprich mit den Eltern.
- Wenn sie bereits Bescheid wissen, finde heraus, was ihr Plan ist und wie du die/den Jugendliche:n unterstützen kannst.


Essstörungen – Leitfaden für Eltern, Angehörige und Lehrkräfte
Leitfaden der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Kommentare