Mirke Mühlan, 19, teilt in diesem Artikel lebensnahe Einblicke aus ihrer Pubertät. Sie enthüllt, welche Worte bei Teenagern für Unruhe sorgen und bietet hilfreiche Alternativen für eine bessere Kommunikation und Verständigung zwischen den Generationen.

💬 In dieser E-Mail:

  • Empowerment von Teenagern: Der Balanceakt zwischen Freiheit und Kontrolle
  • Die Psychologie der Regeln: Warum klare Begründungen für Verbote notwendig sind
  • Von der Predigt zur Praxis: Wie Echtheit und Authentizität Familienbeziehungen verbessern

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— Esther, Andy und das MRJ Team

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Was Teens an ihren Eltern hassen

Eigentlich könnte ich die Chance jetzt voll nutzen, kräftig in die Tasten zu tippen und einigen Teenagern so richtig aus den Herzen zu schreiben. Aber ich denke, dass euch Eltern mit Beschwerden allein nicht viel geholfen ist. Schließlich gebe ich zu: Jugendliche sind manchmal wirklich nicht leicht zu verstehen. Eltern aber auch nicht.

Seit einigen Jahren begleite ich meine Eltern zu ihren Vorträgen und lasse mich in Teenagerworkshops von den verzweifelten oder auch engstirnigen Eltern ausfragen. Oft sind es immer die gleichen Fragen und darunter auch die Frage: »Was hassen Jugendliche an Eltern? Was wünschen sie sich?« Dafür habe ich unter den Teenagern meiner Gemeinde und meiner Schule mal herumgefragt: »Moralpredigten bei schon kleinsten Anlässen!«, »Ins Zimmer kommen, ohne anzuklopfen!«, »Kontrolle über meine Freizeit und mein Taschengeld!«, »Dass sie einfach nicht akzeptieren, dass ich älter werde!«, »Dass sie immer was auszusetzen haben!«

Ich könnte diese Liste jetzt noch beliebig lange weiterführen. In den meisten Aussagen waren sich die Teenager sowieso einig. Ein paar Punkte, die ich persönlich für am wichtigsten halte, möchte ich hier gerne näher ausführen.

1. »Ich habe viel zu wenige Freiheiten!«

Immer das strittige Thema mit den »Freiheiten« – ob es nun Freizeiteinteilung, Schule oder Ausgehzeiten betrifft.

Zum Schrecken der Eltern werden Jugendliche in der Pubertät erwachsener – und wollen auch so behandelt werden. Dazu gehört es auch, seine Grenzen selbst in gesunden Maßen auszutesten und nicht mehr alles vorgesetzt zu bekommen. Ich glaube, den meisten Eltern fällt es schwer zu erkennen, dass ihr »Kind« sich langsam zu einem »Erwachsenen« entwickelt. Na gut, Teenager fühlen sich manchmal älter, als sie wirklich sind, und möchten ihr Leben selbst meistern. Klar, dabei kann es auch mal deftig in die Hose gehen. Grenzen werden überschritten und die Schule rückt immer mehr in den Hintergrund.

Aber, liebe Eltern, man kann aus einer Mücke auch einen Elefanten machen! Jugendliche müssen manchmal, so weh es auch tut, Grenzen überschreiten, um zu erkennen, dass es falsch war. Da kann es schon mal passieren, dass ein Abend – oder auch mehrere – zu lang wird, das Geld schon lange vor Monatsende weg ist oder das Zimmer sich zu einem Saustall entwickelt.

Um zur Eigenständigkeit zu kommen, muss man seine Grenzen selbst ausloten können.

Engt eure jungen Menschen also auf keinen Fall ein, nur weil ihr Angst habt, dass ihnen manches nicht guttut. Lasst sie das selbst erkennen, ohne sie dabei ins kalte Wasser fallen zu lassen. Auch muss nicht immer alles schlecht sein, was ihr nicht kennt oder euch neu erscheint. Zeigt vielmehr, dass ihr Vertrauen zu eurem Teenager habt und ihm zutraut, seine Zeit selbst einzuteilen. Später werdet ihr dafür echten Dank und Respekt ernten. Denn nichts hassen heranwachsende Teenager mehr, als kontrolliert zu werden. Dazu gehört z.B. auch Respekt zu zeigen und das Zimmer nur mit Anklopfen zu betreten.

Auch muss nicht immer alles schlecht sein, was ihr nicht kennt oder euch neu erscheint. Zeigt vielmehr, dass ihr Vertrauen zu eurem Jugendlichen habt und ihm zutraut, seine Zeit selbst einzuteilen. Foto Kindel Media
Problematisch wird das Ganze nur, wenn der Teenager einfach nicht aus seinen Fehlern zu lernen scheint, sich selbst gewaltig überschätzt und dadurch wirklich in Gefahr gerät, womöglich das Vertrauen ausnutzt oder bricht.

Hier lasst ihn bitte nicht im Stich! Ohne euch aufzudrängen – das hassen Jugendliche nämlich auch – bietet eure Hilfe an.

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Manchmal kann es auch hilfreich sein, eine Vertrauensperson von außen einzubeziehen.

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2. »Verbote ohne Begründung«

Der Satz »Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst …« sollte sofort aus dem Sprachregister gestrichen werden. Meistens wird der sowieso nur von Eltern gebraucht, die keine bessere Antwort oder Begründung wissen.
Es gibt natürlich gewisse Regeln, an die man sich halten sollte. Doch wenn ihr Regeln aufstellt, dann nur mit einer nachvollziehbaren Begründung! Gerade Teenager neigen stark dazu, zu hinterfragen. Nehmt das doch als Test, um zu erkennen, wie nützlich und wichtig das Verbot ist, sei es nun die Ausgangssperre, das Fernseh- oder Computerverbot etc.

Nichts ist widerlicher als eine knappe Antwort, wie »Weil ich es sage!«, »Ist halt so!« oder »Deswegen und basta!«

Nehmt es mir nicht übel, aber da kann ein Teenager, der nach ehrlicher Erklärung sucht, seine Eltern nicht mehr für voll nehmen!

3. »Sie müssen immer alles besser wissen!«

Nichts ist blöder als eine lange Moralpredigt bei Kleinigkeiten! Nicht nur Jugendliche machen Fehler, Eltern können auch welche machen. Bitte lasst es nicht so erscheinen, als würden alle Fehler auf der Seite der Jugendlichen liegen.

Ich verrate euch hier mal etwas, was bei Teenagern wirklich ankommt: Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Eltern ehrlich und echt leben, authentisch. Das fängt schon bei Kleinigkeiten an. Sie halten z.B. das Verbot, dass vor dem Fernseher nicht gegessen werden darf, selbst ein. Sie lieben ihren Glauben offen und vorbildlich.

Er wird es euch auch hoch anrechnen, wenn ihr euch für eure Fehler entschuldigt. Foto unsplash+

Wie kann man von seinem Teenager etwas erwarten, was man selbst nicht einhält? Wenn ein Jugendlicher sieht, wie sein Vater oder seine Mutter ein reines, ehrliches und nachvollziehbares Leben führt und dabei fröhlich ist, wird er es immer in Erinnerung behalten.

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Er wird es euch auch hoch anrechnen, wenn ihr euch für eure Fehler entschuldigt.

4. »Sie müssen immer nerven, wenn man seine Ruhe haben will!«

Teenager durchgehen in ihrer Pubertät ein Wechselbad der Gefühle. Und das oft zu Lasten der Eltern und Geschwistern. Eben noch fröhlich, im nächsten Augenblick ärgerlich – wer kennt das nicht? In dieser Zeit reagiert er äußerst empfindlich über Bemerkungen, die ihn vielleicht noch einen Tag vorher nicht die Bohne interessiert haben. Ich war auch nicht anders. Gerade hatte ich noch mit meinen Geschwistern rumgealbert und kurz darauf bin ich heulend in mein Zimmer gerast und wollte einfach nur meine Ruhe haben.

Fragt später mal ganz vorsichtig nach und bietet ihn an, mit euch zu reden. Gewährt es ihm aber auch, wenn er darüber nicht sprechen möchte. Foto Kindel Media

Ich gebe es zu, das ist eine echte Herausforderung für euch Eltern – um es noch nett auszudrücken. Hier ist echtes Fingerspitzengefühl gefragt. In dieser Zeit ist dem Teenager die Privatsphäre besonders wichtig und er möchte darin nicht gestört werden. Ihr müsst euch nicht unbedingt Sorgen machen, wenn er sich in sein Zimmer zurückzieht. Es ist nicht immer ein ernstes Problem. Manchmal schämt er sich selbst für seinen Gefühlsausbruch. Fragt später mal ganz vorsichtig nach und bietet ihn an, mit euch zu reden. Gewährt es ihm aber auch, wenn er darüber nicht sprechen möchte.

Es gibt auch das seltsame Phänomen, dass der Jugendliche gar nicht richtig merkt, dass er seine schwankenden Gefühle zu Lastern anderer nach außen lebt. Ich war z.B. einer davon. Erst als mich meine Eltern Jahre später – nämlich als meine kleine Schwester so weit war – daran erinnerten, habe ich erkannt, dass ich genauso »extrem pubertär« war. Jetzt bin ich umso dankbarer, dass sie mich damals in Ruhe gelassen und kein »Trara« wegen meiner Gefühlsausbrüche gemacht haben. Vielmehr erinnere ich mich gut daran, dass ich immer mit ihnen reden konnte, wenn ich wollte. Auch sagten sie mir immer, dass diese wechselnden Gefühle normal seien in diesem Alter. Das hat mir sehr geholfen.

Das grosse Familienhandbuch

Kurze, prägnante Kapitel geben auf jeweils zwei bis drei Seiten Rat in (fast) allen Fragen der Erziehung – von der Geburt bis zum herausfordernden Teenageralter. Und damit bei alledem die eheliche Beziehung nicht zu kurz kommt, gibt es auch zum Thema Partnerschaft viel »Nährstoff«.

Mühlans haben die Ratschläge aus ihren bisherigen Familienbüchern durchgesehen, sie mit neuen Einsichten aktualisiert und ergänzt und unter über 100 Stichworten zusammengefasst. Fragebögen sowie Raum für Notizen helfen Ihnen, die Tipps gleich im eigenen Familienalltag umzusetzen. Jetzt haben Sie alle Mühlan-Tipps in einem Band!

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