... er lag mehr weggetreten in seinem Bett, als dass er wenigstens aufrecht gesessen hätte. Eine Pflegeschwester war schon seit längerem beauftragt, täglich zu kommen; Essen nahm er kaum noch an; sein Tod war in greifbare Nähe gerückt, so dass ein Grab bezahlt und der Ort dafür bestimmt war. Dann kam ein Fieberschub, ein heftiger. Binnen weniger Stunden schnellte es hoch auf 41 Grad. Die Pflegeschwester bedeutete seiner Frau, die Abschiedsstunden seien nun gekommen, sie würde bald wiederkommen, die Frau solle die Zwischenzeit nutzen.

Aus der »Zwischenzeit« wurde noch mal ein knappes halbes Jahr. Es war letzten Endes Leukämie, die ihn aus dem Leben riss. Im besagten August aber kam er noch mal zurück, verließ ein paar Tage nach dem Fieberschub sogar sein Bett, konnte in den Garten und, Wochen später, noch einmal seinem geliebten Cello-Spiel nachgehen. Als er ausreichend Kraft gesammelt hatte, erzählte er seiner geliebten Frau, wie er seinen »Abschied« wahrgenommen hatte, und es klang so, als wäre er gar nicht mehr wirklich anwesend gewesen. Die Wand an der Fensterseite neben seinem Bett hätte sich geöffnet, Materielles wäre verschwunden und stattdessen ein helles Licht erschienen; dort hätte er hinschauen können, nicht hinübergehen können, aber hinschauen können, wo man vermutlich landet, wenn man ganz am Ende stirbt.

Ein helles Licht ist erschienen; dort hätte er hinschauen können, nicht hinübergehen können, aber hinschauen können, wo man vermutlich landet, wenn man ganz am Ende stirbt. Foto Dyu - Ha

Den Rest der Geschichte erzählt seine Frau. Das letzte halbe Jahr seines Lebens wäre ihr Mann die reinste Liebe in Person gewesen. Nichts sei mehr übrig geblieben von dem oft mürrisch wirkenden Künstlertypen, der so unversöhnt mit sich und seinen Mitmenschen wirkte, so oft versunken in der Welt der klassischen Künste war, ganz bei Bach, Telemann und Brahms. Als habe der Himmel seine reinste Liebe schon einmal vorab an ihm reflektiert, ihn aber noch nicht haben wollen, aber wiederum ausreichend mit himmlischer ID infiziert, so dass er voller Liebe war, noch nicht jenseits, sondern diesseits.

Wie das mit Nahtod-Erlebnissen ist? Für mich, der ich bislang keines hatte und auch keinen kenne, der eines hatte, ist das schwierig zu beantworten. Ich bin darauf beschränkt, relativ theoretisch und abstrakt daran glauben zu müssen, dass Gott die Liebe ist. Vollkommen. Annehmend. Rein. Unvoreingenommen. Geduldig. Heilend.

Daher freue ich mich über einen solchen Bericht sehr – weil er mir eine Ahnung davon gibt, mein Glaube könnte auf festem Fundament stehen.

Lazarus müsste man befragen können (Joh 11) oder die Tochter des Jairus (Mk 5) und andere – aber wir kriegen sie alle nicht vors Mikrofon. Und schon über das Thema »Existenz nach dem Tod« schweigt sich die Bibel ziemlich aus, als dass sie sogar konkret etwas über Nahtod-Ereignisse im Programm hätte.

Uns bleiben zwei Dinge. Wir sind – erstens – gut beraten, uns auf uns selbst zu besinnen, über unsere Zukunft an Gottes Hand nachzudenken und ihm unser ganzes Sein anzubefehlen, im Diesseits und im Jenseits. Und – zweitens – ... Es ist schon erstaunlich, dass sich Nahtod-Erlebnisse – zumindest die, die ich vom Hörensagen kenne – oftmals sehr ähneln und dass es da anscheinend keine Unterschiede zu geben scheint, die sich an Frömmigkeits- oder Bekenntnis-Graden orientieren würden; vielleicht gibt uns das allein eine Ahnung von Gottes Liebe, die uns allen gilt – und brauchen vielleicht auch gar nicht mehr?!

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. – Hebr 11,1

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