Als ich in der Mittelstufe war, freundete ich mich mit einem Mädchen an, das sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte. Sie war zwar keine Christin, aber sie sorgte sich außerordentlich und aufrichtig um die Menschen und war entschlossen, Leiden zu lindern und zu beseitigen. Sie war die erste Teenagerin, die ich kennenlernte, die aktiv Lebensmittel für Obdachlose sammelte, ihr Haar für die Krebsforschung spendete, an Kundgebungen für Flüchtlinge teilnahm und Leute auf Probleme wie Menschenhandel, Kindersoldaten und weltweite Hungersnöte aufmerksam machte. Durch sie bekam ich zum ersten Mal ein Bewusstsein für einige dieser Themen.

Sie war die erste Teenagerin, die ich kennenlernte, die aktiv Lebensmittel für Obdachlose sammelte, ihr Haar für die Krebsforschung spendete, an Kundgebungen für Flüchtlinge teilnahm und Leute auf Probleme wie Menschenhandel, Kindersoldaten und weltweite Hungersnöte aufmerksam machte. Foto Unsplash+

Aber ihre Liebe zur Gerechtigkeit war nicht in geistlichen Realitäten verwurzelt; sie war verflochten mit einfachem Idealismus und einer Suche nach Selbsterfüllung in vorübergehender humanitärer Hilfe. Sie verkörperte die vorherrschende und bestimmende Überzeugung der Generation Z wie niemand sonst, den ich kenne: Soziale Gerechtigkeit ist unser Gott.

Generation Z und die Gerechtigkeit

Es ist kein Klischee; die Statistiken zeigen, dass meine Generation geradezu von Gerechtigkeit besessen ist. Forbes berichtet, dass sich die Generation Z »leidenschaftlich für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in jeder Form einsetzt. Sie kämpfen für sich selbst, ihre Freunde, ihre Klassenkameraden und andere, die sie als ungerecht behandelt sehen, sei es aufgrund von Fragen des Geschlechts, der Sexualität, der Ethnie, der Bezahlung oder der Umwelt.«

Laut Fast Company haben Umfragen ergeben, dass 76 Prozent der Generation Z sich Gedanken über die Wirkung des Menschen auf den Planeten machen und glauben, dass sie hier Veränderungen herbeiführen können.

In einer global vernetzten Welt nutzen Teens und Twens die unbegrenzten Möglichkeiten des Internets für ihren Aktivismus. Wir organisieren Schulstreiks, marschieren für Gleichberechtigung und halten TED-Talks über Kinderehen und Armut. Heutzutage sind wir größere Fans von Malala Yousafzai als von Miley Cyrus.

Sie kämpfen für sich selbst, ihre Freunde, ihre Klassenkameraden und andere, die sie als ungerecht behandelt sehen, sei es aufgrund von Fragen des Geschlechts, der Sexualität, der Ethnie, der Bezahlung oder der Umwelt. Foto Ghost Acolyte.

Da wir im Zeitalter der Authentizität aufgewachsen sind, wurde uns beigebracht, dass »wir uns durch nichts außerhalb von uns selbst bestimmen lassen sollten, sondern nur durch das, was wir in uns selbst als sinnvoll empfinden. Wir lehnen äußere Autorität (sogar göttliches Handeln) ab, um einem neuen Wert zu folgen – dem, ›was mich anspricht‹«.

Wo wir in dieser postmodernen Kultur verzweifelt nach einem Sinn suchen, hat das hippe und herzerwärmende Streben nach sozialer Gerechtigkeit uns tatsächlich angesprochen.

Aber junge Christen setzen sich besonders leidenschaftlich für Gerechtigkeit ein – und das nicht nur wegen des Coolness-Faktors. Obwohl wir unbestreitbar von den Glaubenssätzen unserer Kultur beeinflusst sind, sehen wir Gottes klare Gebote, dass wir uns für Gerechtigkeit für die Armen (Galater 2,10), Geflüchteten (2.Mose 23,9), Obdachlosen (Jesaja 58,7), Ausgegrenzten (2.Mose 22,21), Minderheiten (Johannes 4,9-10), Ungeborenen (Psalm 127,3; 139,13-16) und Wehrlosen (Jeremia 22,3) einsetzen sollen. Erfüllt mit Empathie und Energie sind wir bereit, einzugreifen und zu helfen.

Unausgewogene Gerechtigkeit

Die Christen der Generation Z haben jedoch ein Problem: Wir sind unausgewogen. Wir betrachten die Mission des Christentums oft als eine Wippe. Auf der einen Seite steht die inhaltlich-dogmatisch orientierte Evangelisation, auf der anderen Seite das praktische Streben nach irdischer Gerechtigkeit. Wir sagen (oder unterstellen), dass man entweder ein Christ sein kann, der sich für Gerechtigkeit einsetzt, oder ein Christ, der sich auf die Verkündigung des Evangeliums konzentriert – welcher bist du? Menschen oder Politik? Soziale Bedürfnisse oder geistliche Bedürfnisse? Vorübergehend oder ewig?

Wenn sie sich für eine Seite entscheiden müssen, neigen jüngere Christinnen und Christen dazu, die erste zu wählen, während ältere die zweite wählen. Viele junge Christinnen und Christen haben sich in einer Weise für Gerechtigkeit entschieden, die sich langsam vom Evangelium entfernt. Ihr Fokus ist von der Ausrichtung auf das Evangelium auf bedenkliche Weise auch zur Ausrichtung auf das Humanitäre abgedriftet.

Ihr Fokus ist von der Ausrichtung auf das Evangelium auf bedenkliche Weise auch zur Ausrichtung auf das Humanitäre abgedriftet. Foto Mat Napo.

In seinem Buch Warum Gerechtigkeit? (Generous Justice) schreibt Tim Keller über »junge Evangelikale, die ihren Auftrag so erweitert haben, dass er neben der Evangelisation auch soziale Gerechtigkeit umfasst«. Er stellt fest: »Viele von ihnen haben sich nicht nur von älteren Formen des Dienens abgewandt, sondern auch von den traditionellen evangelikalen Lehren vom stellvertretenden Sühnetod Jesu und der Rechtfertigung allein durch den Glauben, die als zu ›individualistisch‹ angesehen werden.«

»Viele Menschen meiner Generation stellen nicht nur die Gerechtigkeit über die Evangelisation, sie opfern die Wahrheit auf dem Altar der Menschlichkeit.«

Sie haben sich von sozialen Anliegen vereinnahmen lassen und sind verunsichert, was den Auftrag des Evangeliums angeht.

Das Evangelium ist groß genug für Gerechtigkeit

Das grundlegende Problem ist, dass wir einen falschen Gegensatz geschaffen haben.

»Wenn man Gerechtigkeit und Evangelium gegeneinander ausspielt, verfehlt man den Sinn der Bibel und wertet Gottes Herz für beides herab.«

Gerechtigkeit passt perfekt in den Rahmen des biblischen Christentums. Sie fließt aus dem Evangelium heraus und ist eine praktische Konsequenz der Liebe zu Gott.

Unser Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit (1.Mose 18,25). Er kümmert sich um die Bedürftigen (Psalm 68,11), er sorgt für die Armen (Jesaja 41,17), er kämpft für die Unterdrückten (Psalm 10,17-18), er hasst Missbrauch, Rassismus und Menschenhandel. Und das erwartet er auch von seinem Volk:

»Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?« (Micha 6,8 SLT)

Doch wenn wir die Gerechtigkeit so leben wollen, wie Gott sie befiehlt und feiert, müssen wir das Evangelium zur Priorität machen. Wenn wir wirklich wollen, dass die Menschen aufblühen und das weltweite Leid verringert wird, müssen wir uns mit dem größten Problem der Menschheit befassen: Sünde und Tod. Wir brauchen eine solides und ganzheitliches Verständnis von Gerechtigkeit, und das Evangelium befähigt uns dazu. Im Laufe der Geschichte haben sich Christen wie William Wilberforce, Hannah More und Dietrich Bonhoeffer für Gerechtigkeit eingesetzt – und es war ihr Fokus auf das Evangelium, der sie in ihrem Streben nach Gerechtigkeit angetrieben hat.

»Demütig mit Gott zu wandeln« ist der Antrieb für »Recht tun und Liebe üben«. Wenn wir aufrichtig sowohl unsere Schwäche als auch Gottes Größe erkennen und anerkennen, können wir fast nicht anders als anderen Menschen Hoffnung und Hilfe zu geben.

Im Laufe der Geschichte haben sich Christen wie William Wilberforce, Hannah More und Dietrich Bonhoeffer für Gerechtigkeit eingesetzt – und es war ihr Fokus auf das Evangelium, der sie in ihrem Streben nach Gerechtigkeit angetrieben hat. Foto Unsplash+

Wir werden unsere Nächsten lieben wollen. Und unsere Nächsten zu lieben bedeutet, ihre körperlichen Bedürfnisse zu stillen und gleichzeitig anzuerkennen, dass ihr wichtigstes Bedürfnis eindeutig geistlicher Natur ist. Sie sind tot und brauchen das Leben. Wir brauchen Gerechtigkeit, die aus der Liebe des Evangeliums fließt.

Genau das hat Jesus getan. Er versorgte die Armen materiell und erzählte ihnen gleichzeitig von dem geistigen Reichtum, den sie durch ihn haben können. Er schöpfte Wasser für die Durstigen und erzählte ihnen von dem lebendigen Wasser, das auf ewig den Durst stillen kann. Er gab den Hungrigen zu essen und predigte über das Brot des Lebens. Er kümmerte sich um Kinder und Waisen und lud sie ein, Gottes Kinder zu werden.

Jesus hat das körperliche Leiden der Menschen nicht ignoriert, aber er hat ihr ewiges Leiden in den Vordergrund gestellt.

Es war kein Entweder-oder (es gab keinen falschen Gegensatz); es war ein Sowohl-als-auch. Wie John Piper sagte: »Christen sollten sich um alles Leid kümmern, besonders um das ewige Leid«. Genau das hat Jesus getan. Er kümmerte sich um das Leid, und seine radikale Liebe zu den Menschen führte zum Handeln.

Wenn wir Christinnen und Christen der Generation Z die Welt wirklich verändern wollen, müssen wir wie Jesus leben, wie Jesus lieben und wie Jesus dienen. Und wenn wir für die Ewigkeit etwas bewirken wollen, dann müssen auch wir tätig werden und dem Evangelium oberste Priorität einräumen, während wir nach Gerechtigkeit streben.

Dieser Artikel wurde von Jaquelle Crowe Ferris verfasst und zuerst von The Gospel Coalition (TGC) veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber. Verwendet mit Genehmigung von The Gospel Coalition.

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