Wenn ich über die Herausforderungen der heutigen Jugendlichen nachdenke, komme ich immer wieder auf eine Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium zurück. Jesus stellt seinen Jüngern eine Frage: »Für wen halten die Leute eigentlich den Menschensohn?« (Matthäus 16,13).

Sie antworten mit dem, was sie von anderen gehört haben: »Einige meinen, du seist Johannes der Täufer. Manche dagegen halten dich für Elia und manche für Jeremia oder einen anderen Propheten von früher.« (V. 14). Ohne darauf einzugehen, was die anderen gesagt haben, lässt Jesus seiner Frage eine weitere folgen: »Und ihr – für wen haltet ihr mich?« (v. 15).
Was mir an diesem Moment auffällt, ist die Seltsamkeit der ersten Frage.
Warum bittet Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, die Falschmeldungen zu wiederholen, anstatt einfach zu sagen, was wahr ist?
Jesus half seinen Jüngern absichtlich, zuerst die kulturellen Annahmen zu erkennen. Er wollte, dass sie das Evangelium dem gegenüberstellen, was sie von anderen gehört hatten. In den Jahren, in denen ich Mädchen im Teenageralter begleite, habe ich gelernt, dass es wichtig ist, seinem Beispiel zu folgen. Jugendliche müssen die Geschichten verstehen, die ihre Generation ihnen erzählt, damit sie Jesus mit seiner größeren Schönheit erkennen können.

Jugendarbeit im Zwischenraum
Die meisten Jugendleiter:innen haben gerade erst begonnen, die verschiedenen Nuancen und Eigenschaften der Generation Z zu verstehen. Ich habe Jahre gebraucht, um ihre Sprache zu lernen, ihre Weltanschauung zu verstehen und mich mit ihren sich ständig verändernden technologischen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Doch wie jede Generation vor ihnen hat auch die Generation Z ihren Weg in die Welt der Erwachsenen angetreten.

Die ältesten der Generation Z sind jetzt Mitte 20 und die ersten der Generation Alpha klopfen an die Tür der Jugendarbeit. Jugendleiter:innen betreten damit den wunderschönen und einzigartigen Grenzbereich zwischen den Generationen, der nur alle 15 bis 20 Jahre vorkommt.

Wenn wir über Jüngerschaft im Raum zwischen den Generationen nachdenken, ist es wichtig zu fragen, welche kulturellen Themen diese beiden Generationen prägen.Tweet
Es gibt viele Unterschiede, aber hier sind drei kulturelle Narrative, die sowohl die Gen Z als auch Gen Alpha teilen.

1. Post-christlich
2017 bezeichnete James Emery White die Generation Z als die erste wirklich postchristliche Generation, die »ohne eine Erinnerung an das Evangelium« aufgewachsen ist. Früher konnten Jugendleiter:innen davon ausgehen, dass die Jugendlichen ein Mindestmaß an biblischem Wissen haben, aber das ist vorbei.
Selbst bei Jugendlichen, die in kulturell kirchlich geprägten Gebieten aufgewachsen sind, ist die Bibelkenntnis auf dem niedrigsten Stand in der westlichen Geschichte.Tweet

Kürzlich ging ich mit einem Jugendlichen spazieren und wir kamen an einem Kirchenschild vorbei. Darauf stand: »Jesus starb am Kreuz für deine Sünden«. Das junge Mädchen antwortete: »Nun, das ist traurig und makaber.« Nachdem ich weitere Fragen gestellt hatte, wurde mir schnell klar, dass diese kurze Aussage mehrere kulturelle Annahmen enthält. Wenn Jugendliche vom Tod Jesu ohne Kontext hören, klingt das im besten Fall verwirrend und im schlimmsten Fall deprimierend.

Um Schönheit und Hoffnung im Evangelium zu finden, müssen Jugendliche wissen, dass sie Sünder sind, dass der Tod die Strafe für die Sünde ist und dass Jesus ein sündloses Leben führte, wie es kein anderer Mensch tun konnte. Nur dann ist es eine gute Nachricht, dass Jesus die Strafe für die Sünde bezahlt hat! Für die nachchristlichen Generationen kann biblisches Wissen nicht vorausgesetzt werden, deshalb sind Evangelisation und Jüngerschaft wichtiger denn je.

2. Digital Native
Millennials waren digitale Pioniere. Gen Z und Gen Alpha sind digitale Natives. Sie kennen keine Welt ohne ständig verfügbarer Technologie. Die Jugendlichen von heute verbringen im Durchschnitt neun Stunden pro Tag vor Bildschirmen. Das sind 63 Stunden - fast drei volle Tage - pro Woche. Das führt dazu, dass ein 16-jähriges Mädchen einer Jugendgruppe in Missouri kulturell wahrscheinlich mehr mit einem gleichaltrigen Jungen in Manhattan gemeinsam hat, als mit einem 60-Jährigen in ihrer eigenen Gemeinde.
Die digitale Welt der Jugendlichen, kann von ihrer physischen Welt völlig abgekoppelt sein. Jugendleiter:innen haben vielleicht keinen Bezug zu den kulturellen Botschaften, die den Jugendlichen in der Welt der sozialen Medien und Videospielen vermittelt werden. So ist es für Jugendliche leicht, zu glauben, dass diese Welten nichts miteinander zu tun haben.

Deshalb müssen Jugendleiter:innen die Fähigkeit der theologischen Integration erlernen. Wir sollten unsere Illustrationen und Lehren im Licht kultureller Elemente und Themen kontextbezogen gestalten. (siehe Markus 4,1-20; Lukas 18,9-14; 1. Korinther 15,33; Apostelgeschichte 17,24-29). Und wir müssen den Jugendlichen helfen, die kulturellen Botschaften zu verstehen und aufzuschlüsseln, indem wir dem Vorbild Christi folgen und Fragen stellen.
3. Instant Gratification
Generation Z und Generation Alpha sind mit dem Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung aufgewachsen. Von Selbstbedienungskassen bis hin zu virtuellen Wartelisten für Restaurants - unsere Kultur hat alles getan, um das Warten abzuschaffen. Wir müssen nicht einmal mehr auf Nachrichten warten. Die Idee, Weisheit durch Nachforschen, Studieren und weise Personen zu kultivieren, gehört der Vergangenheit an. Frag einfach Google.
Die Bibel spricht von einer anderen Art des Wartens. Die verzögerte Hoffnung ist ein göttlicher Schmelztiegel für das Volk Gottes und notwendig für unsere Nachfolge.
Wie können wir einer Lieferando-Generation in ein Leben einladen, in dem sie dazu berufen sind, auf die Wiederkunft Christi zu warten? Wir müssen ihnen helfen, in einer Realität zu leben, die noch nicht da ist.Tweet
Gen Z und Gen Alpha brauchen uns, um sich nicht nur über den kommenden Sieg zu freuen, sondern auch über die wunderbaren Verheißungen, die sich durch Jesus und seine Gemeinde jetzt schon erfüllen. Wir müssen mit ihnen über die Ungerechtigkeit weinen und ihnen dabei zeigen, wie sein Geist im Leid Trost spendet und dass Jesus eines Tages alles neu machen wird.
Die Gezeiten der Kultur werden sich ändern, aber das Evangelium wird es nie. Weil wir Jesu Botschaft der Hoffnung und der Erlösung weitertragen, können wir mit den Jugendlichen mutig in die Gewässer der Kultur eintauchen. Wir können unerschrocken fragen, was die Welt sagt, weil wir wissen, dass ihre Botschaften dem Bekenntnis des Petrus zu Jesus nicht standhalten können: »Du bist der Christus, der von Gott gesandte Retter! Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.«
Kendal Conner (B.A., Union University) arbeitet als Gruppenleiterin bei Redeemer Fellowship in Kansas City, Missouri. Sie hat mit Jugendlichen in Zentralasien und in den Vereinigten Staaten sowohl in kirchlichen als auch in übergemeindlichen Kontexten gearbeitet. Sie schreibt regelmäßig für Rooted Ministry und hilft bei der Leitung der Student Ministry Leadership Cohort für Gospel-Centered Family.
Kommentare