Hast du dich jemals gefragt, warum Unschuld so oft mit der Kindheit in Verbindung gebracht wird? Ich glaube, es liegt daran, dass wir nur durch die Augen eines Kindes (oder einer kindlichen Fantasie) sehen, wie spielerisch das Leben sein kann. Als Kind neigt man dazu, das Gute in allem zu sehen. Man fühlt sich von seinen Eltern und Lehrern von allen Gefahren beschützt. Manche setzen Unschuld mit Naivität gleich. Aber wenn man wirklich darüber nachdenkt, ist Unschuld eine Stärke – ein Schutz für ein Kind, das in vielerlei Hinsicht den Unwägbarkeiten und Komplikationen dieses Lebens hilflos ausgeliefert ist. Im Teenageralter werden die Dinge jedoch sehr viel komplizierter. Es kann sein, dass dein Teenager Liebeskummer, Stress, schulischen und sozialen Druck erlebt und langsam erkennt, dass die Welt nicht gerade fair ist. Mit den unvermeidlichen Höhen und Tiefen des Lebens können Gefühle der Skepsis, Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit hervorrufen.

Als Elternteil hast du die Möglichkeit, deinem Kind emotionale Resilienz beizubringen.

Emotionale Resilienz ist die Fähigkeit, sich an eine belastende Situation oder Krise anzupassen oder sie mit Zuversicht zu bewältigen.

Mit diesen Fähigkeiten lernt dein Kind, mit negativen oder enttäuschenden Situationen im Leben emotional umzugehen. Du kannst beruhigt sein, weil du weißt, dass dein Kind nicht mit jedem lösbaren Problem zu dir kommen muss. Es kann auf sich selbst aufpassen und diese Erkenntnisse beim Erwachsenwerden einsetzen.

Hier sind vier Möglichkeiten, wie du die emotionale Resilienz deines Kindes oder Jugendlichen fördern kannst:

1. Emotionale Wahrnehmung und Regulation

Emotionale Resilienz ist mit emotionaler Regulation verbunden. Wenn dein Kind Schwierigkeiten hat, seine Gefühle auszudrücken, kann es wütend werden, und wenn diese Wut oder Frustration zu lange unterdrückt wird, kann es letztendlich dazu führen, dein Kind Drogen oder Alkohol nimmt oder zu anderen Bewältigungsstrategien greift. Anstatt zur Selbstmedikation oder zu anderen schädlichen Methoden zu greifen, um starke Gefühle zu kanalisieren, können Kinder und Jugendliche lernen, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden und angemessen damit umzugehen.

Das Leben kann herausfordernd sein und ist von Veränderungen und Schwierigkeiten geprägt. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Kinder und Jugendlichen lernen, ein gewisses Maß an Unsicherheit zu ertragen, ohne zusammenzubrechen oder anderen die Schuld zu geben

Eine Möglichkeit, deinem Kind bei der Regulation seiner Emotionen zu helfen, besteht darin, ihm beizubringen, andere Menschen nicht für seine Handlungen oder Emotionen verantwortlich zu machen. Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeherrschung sind hilfreiche Fähigkeiten, die sie mit zunehmender Reife entwickeln können. Einem Kind muss es erlaubt sein, seine Gefühle auszudrücken und gleichzeitig die volle Verantwortung für diese Gefühle zu übernehmen

Obwohl keine Emotion falsch ist, müssen nicht alle Emotionen ausgelebt werden. Wenn dein Kind oder dein Jugendlicher impulsiv auf ein starkes Gefühl reagiert, anstatt darüber nachzudenken, kann das dazu führen, dass er etwas tut, was er später vielleicht bereut. Nachdenken vor dem Handeln ist ein Zeichen von Reife und emotionaler Stärke.

2. Konzentriere dich auf das Positive

Stress kann dazu führen, dass sich ein Kind auf das Negative konzentriert. Wenn die Schule immer anspruchsvoller wird, könnte dein Jugendlicher anfangen zu glauben, dass er seinen Abschluss nicht schaffen oder nicht zum Studium zugelassen wird. Vielleicht glaubt er, dass er in Zukunft mit zu vielen Problemen konfrontiert sein wird, die er nicht bewältigen kann. Ermutige deinen Teenager, eine positive Einstellung zu entwickeln, auch wenn es so aussieht, als würde alles schieflaufen.

Hilf deinem Kind, sich Wahrheiten zuzusprechen: »Nur, weil ich heute bei etwas gescheitert bin, macht mich das nicht zu einem Versager.« Du kannst deinem Kind verständlich machen, dass wir aus Fehlern und Misserfolgen lernen können, solange wir sie nicht wiederholen. Lobe deinen Teenager für den Mut, es versucht zu haben.

Du kannst ihn auch ermutigen, positive Dinge aufzulisten, die andere über ihn gesagt haben und ihm diese verbal zusprechen. So prägen sie sich tief in sein Herz rein und ermutigen ihn in herausfordernden Situationen.

3. Umgang mit Perfektionismus

Unvollkommenheit gehört zum Menschsein dazu. Viele Kinder und Erwachsene streben jedoch danach, perfekt zu sein, obwohl es zahlreiche Belege dafür gibt, dass Perfektionismus psychische Probleme verursacht. Perfektionismus kann unseren Kindern den Frieden rauben, weil sie unnötig hohe und sogar unrealistische Ansprüche an sich selbst haben.

Emotionell resiliente Kinder haben eine wachstumsorientierte Denkweise und verstehen, dass das Streben nach Exzellenz ein erstrebenswertes Ziel ist. Das Streben nach Perfektion hingegen ist ein unerreichbares Ziel. – Dr. Chinwé Williams

Wenn unsere Kinder einen Fehler machen, haben sie unter Umständen das Gefühl, ein Versager zu sein oder einem bestimmten Standard nicht gerecht geworden zu sein. Wir können ihnen aber beibringen, dass es im Leben darum geht, Neues zu entdecken, Erfahrungen zu sammeln und zu wachsen. Den Teenagern, die ich berate, sage ich oft, dass das Leben viel spannender wird, wenn wir unseren Drang nach Perfektion aufgeben und stattdessen nach Exzellenz streben und Unvollkommenheit akzeptieren

Als fürsorgliche Erwachsene tragen wir dazu bei, den Teufelskreis des Perfektionismus für unsere Kinder und Jugendlichen zu durchbrechen.

Hier sind einige alternative Gedanken oder »Bestätigungen«, die deinem Kind helfen können, ihre perfektionistische Denkweise zu verändern:

  • Mein Wert basiert nicht auf meinen Leistungen.
  • Nicht alles verdient 100 % meiner Zeit und Energie.
  • Es muss nicht perfekt sein, um Bedeutung zu haben.
  • Fehler sind eine Gelegenheit zum Lernen und Wachsen.
  • Ich werde nachsichtig mit mir sein, wenn ich einen Fehler mache.

Und vermeide den übermäßigen Gebrauch des Wortes »perfekt«, auch nicht als Lob für eine Leistung, z.B. die Bestnote in einer schwierigen Prüfung. Das könnte bei einem Kind den Eindruck hinterlassen, dass es ständig ein außerordentlich hohes und möglicherweise unrealistisches Niveau erreichen muss. Würdige stattdessen den Einsatz, den es für die gute Note aufgebracht hat. Du kannst zum Beispiel sagen: »Wow, ich habe gesehen, wie intensiv du für diese Klassenarbeit gelernt hast. Ich bin stolz auf dich. Wie fühlst du dich?«

4. Bei Bedarf um Hilfe bitten

Emotional resiliente Menschen wissen, wie wichtig es ist, um Hilfe zu bitten, besonders wenn sie sie am meisten brauchen. Schließlich ist kein Mensch eine Insel, und ohne Hilfe gibt es keine positiven Veränderungen. Möglicherweise zögert dein Teenager, sich an dich oder einen anderen Erwachsenen zu wenden, weil er glaubt, dass dies ein Zeichen von Schwäche ist. Kläre ihn darüber auf, dass es gerade ein Zeichen von Stärke ist, Hilfe zu suchen und sie anzunehmen – es zeigt nicht Schwäche. Erinnere deinen Teenager daran, wie befreiend und positiv es sein kann, Unterstützung zu bekommen.

Versichere deinen Teenager, dass du immer ein offenes Ohr für ihn hast, egal welche Probleme er hat. 

Aus einem emotional resilientem Kind wird ein junger Erwachsener, der nicht nur seine Gefühle im Griff hat, sondern auch ganz selbstverständlich eine positive Lebenseinstellung einnimmt.

Dieser Artikel wurde von Dr. Chinwé Williams verfasst und zuerst von Parent Cue veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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